Maja Wallstein, dunkelblonder Pferdeschwanz, blaue Augen, lacht
Maja Wallstein
SPD
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Frage von Susanne E. •

Warum beschäftigt sich der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Bundestag nicht mit der LongCovid-Forschung und deren Förderung bei der Aktualität des Themas?

Trotz entsprechender Apelle durch beispielsweise die WHO sowie aktuell die Leopoldina fördert die Bundesregierung nicht in adäquater Weise die Erforschung von Pathomechanismen und Therapiemöglichkeiten von LongCovid. Jeden Tag kommen mehr Betroffene dazu, junge Menschen aus dem Leben gerissen, die Ihre Kinder nicht mehr versorgen oder arbeiten können.Nach 2,5 Jahren Pandemie wissen wir nicht, was ihre zT. invalidisierende Beschwerden verursacht oder wichtiger noch wie wir sie behandeln können.

Maja Wallstein, dunkelblonder Pferdeschwanz, blaue Augen, lacht
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau E.,

vielen Dank, dass Sie sich mit Ihrer Frage an mich gewendet haben. Ich möchte Ihnen versichern, dass ich und meine Kolleginnen und Kollegen in der SPD-Bundestagsfraktion das Thema Long Covid sehr ernst nehmen. Das ist auch der Grund, warum die Bundesregierung – das Bundesministerien für Gesundheit (BMG) und das Bundesministerium für Bildung & Forschung (BMBF) – bereits in enger Abstimmung mit uns im Parlament zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht hat.

Die Erforschung von Long Covid sowie auch der ähnlichen Krankheiten ME/CFS und des Post-Vac-Syndroms ist derzeit noch unbefriedigend. Die konkreten Ursachen der Erkrankung sind leider noch nicht im Detail bekannt, da es sich um ein sehr vielfältiges Krankheitsbild mit mehreren möglichen Auslösern handelt. Grundlagenforschung ist daher das Gebot der Stunde, um Anhaltspunkte für die Entwicklung einheitlicher Diagnosekriterien und wirksamer Therapieansätze zu finden. Das BMBF fördert deshalb bereits die Etablierung der Nationalen Klinischen Studiengruppe „Post-Covid Syndrom und ME/CFS“ zur Durchführung von klinischen Phase II-Studien mit insgesamt zehn Millionen Euro bis Ende 2023. Hier sollen bereits zugelassene Medikamente identifiziert werden, die bei positiven Studienergebnissen schnell in die Versorgung gelangen können.

Das BMG wiederum fördert im Rahmen seiner Ressortforschung derzeit einen Verbund des Klinikums rechts der Isar der TU München (https://www.mri.tum.de/chronische-fatigue-centrum-fuer-junge-menschen-mcfc) und der Charité Berlin (https://cfc.charite.de). Ziel ist der Aufbau eines altersübergreifenden klinischen Registers mit einer Biodatenbank. Die durch das Register gewonnenen Daten werden explizit auch Patientinnen und Patienten mit ME/CFS nach einer COVID-19-Infektion erfassen.

Die gemeinsamen Anstrengungen der Bundesregierung werden in einem beim Leitungsstab des BMG angesiedelten Arbeitsstab zwischen den beteiligten Ressorts fortlaufend koordiniert. In die Arbeit des Stabes fließen kontinuierlich auch Hinweise und Forschungsanstrengungen aus aller Welt mit ein. Darüber hinaus hat das BMG das Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bereits im März 2021 damit beauftragt, den aktuellen Wissenstand zu ME/CFS systematisch aufzuarbeiten. Ein abschließender Bericht wird im Juni dieses Jahres erwartet. Erst dann wird man die bereits laufenden Aufklärungskampagnen – beispielsweise durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/2022-06-02-neues-onlineangebot-informiert-zu-long-covid) – weiter ausbauen und auf eine noch validere Grundlage stellen können.

Die Ampelkoalition hat sich außerdem in ihrem Koalitionsvertrag auf die Schaffung eines deutschlandweiten Netzwerks von Kompetenzzentren und interdisziplinären Ambulanzen für Long-COVID- und ME/CFS-Betroffene verständigt. Nun wird es darauf ankommen, diese Vereinbarung auch zügig umzusetzen. Hierzu laufen zwischen den Beteiligten bereits intensive Gespräche. Selbsthilfevereinigungen und die Akteure des Gesundheitswesens sind aber ihrerseits bereits aktiv geworden und haben Anlaufstellen für die betroffene Menschen und ihre Angehörigen identifiziert und veröffentlicht. Beispiele sind das Fatigue Centrum der Charité — Universitätsmedizin Berlin (https://cfc.charite.de) oder auch das Netz von Long-Covid-Ambulanzen (https://longcoviddeutschland.org/ambulanzen) im ganzen Land. Um die Versorgungssituation zügig weiter zu verbessern, haben wir im Parlament mit dem Krankenhauspflegeentlastungsgesetz (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/gesetze-und-verordnungen/guv-20-lp/khpfleg.html) den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, im Dezember gesetzlich damit beauftragt, bis zum 31. Dezember 2023 eine Richtlinie für eine berufsgruppenübergreifende koordinierte und strukturierte Versorgung für Personen mit Long-/Post-COVID (https://www.g-ba.de/downloads/17-98-5367/2022-11-08-PA-AfG-G-BA_Stellungnahme_KHPflEG.pdf) zu beschließen. Der G-BA kann dabei den Anwendungsbereich der Richtlinie auch auf die Versorgung von ähnlichen oder hiermit in Verbindung stehenden Krankheitsbildern erstrecken. Hierfür käme auch ME/CFS in Betracht. 

Mir und meinen Kolleginnen und Kollegen in der SPD-Bundestagsfraktion ist bewusst, dass die Forschungs- und Versorgungslage für die betroffenen Menschen und Ihre Angehörigen derzeit nicht zufriedenstellend ist. Ich habe mich bereits mit Kollegen und Kolleginnen aus dem Bundestag und dem EU-Parlament vernetzt, mit denen zusammen ich dafür sorgen möchte, dass diese Themen mehr Aufmerksamkeit erhalten. Das Leiden der Betroffenen und die Folgen für die Gesellschaft müssen mehr Beachtung finden.

Ich bin sehr dankbar für Ihre Anregungen und konkreten Anliegen, denn sie helfen uns bei unseren politischen Aufgaben. Ich hoffe, dass den vielen Betroffenen schnell geholfen werden kann. Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Maja Wallstein

Mitglied des Deutschen Bundestages

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