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Frage von Antke E. •

Frage an Lothar Hänsch von Antke E. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Hänsch,

ich habe eine Reihe Fragen, die ein Politikfeld berühren, das im Bundestagswahlkampf nahezu völlig unthematisiert geblieben ist:

Wie erklären Sie sich, dass feministische Politik kein Aspekt öffentlicher Auseinandersetzung oder parteipolitischer Aufmerksamkeit mehr ist?

Spielt die Kategorie Geschlecht wirklich keine Rolle mehr bezüglich der Möglichkeiten, ein Einkommen zu erzielen, der Chancen einflussreicher politischer Partizipation, der Gestaltung öffentlichen Raums oder der Ausprägung der (weiterhin thematisierten) Diskriminierungs- und Gewaltverhältnisse wie Rassismus, Homophobie, Armut?

Denken Sie, dass soziale Lebensformen, die nicht daran ausgerichtet sind Familien zu gründen und Kinder aufzuziehen, oder sich in – bevorzugt heterosexuellen – Paarkonstellationen zusammenzufinden oder die nicht in die normierten Vorstellungen von (entweder) Männlichkeit oder Weiblichkeit passen, in ausreichendem Maße öffentlich repräsentiert sind und an der Gestaltung der Gesellschaft teilhaben können?

Was würde es politisch bedeuten, Homosexualität, Transgender, Transsexualität, Intersexualität nicht als sogenannte Minderheitenprobleme zu behandeln, sondern anzuerkennen, dass sie auf die einschränkende gesellschaftliche Organisation von Geschlecht verweisen, die für alle Menschen bedeutsam ist?

Sind Sie der Meinung, dass Kinderrechte ausreichend geschützt und umgesetzt sind? – inklusive des Rechts, auf Flucht und Migration; des Rechts, außerhalb von Familien zu leben; des Rechts, die geschlechtliche und sexuelle Entwicklung nicht innerhalb der Alternativen männlich oder weiblich, hetero- oder homosexuell fixieren zu müssen?

antke engel (Institut für Queer Theory)

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Engel,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Hierzu möchte ich wie folgt Stellung nehmen:

- Sie bemerken zu Recht, dass feministische Aspekte in der öffentlichen Debatte eine weniger wichtige Rolle spielen als das in früheren Jahren war. Die FDP setzt sich -- unabhängig von der Frage aktueller Themen-Trends -- stets für gleiche Rechte für Frauen ein und will eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf erreichen. Unseres Erachtens stellen ausreichende Kindergartenplätze und Betreuungsangebote auf der einen Seite sowie eine steuerliche Entlastung von Familien auf der anderen Seite wichtige Bausteine dafür dar.

- Nicht umsonst ist wirbt die FDP mit dem Slogan "Leistung muss sich wieder lohnen". Das bedeutet für uns, dass die Leistung von Menschen, unabhängig ihres Geschlechts, honoriert werden muss. Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind bei gleicher Leistung deshalb nicht akzeptabel. Jedoch tritt die FDP auch dafür ein, dass alle Menschen, Männer wie Frauen, ihre Leistung auch unter Beweis stellen müssen und nicht aufgrund einer Geschlechtszugehörigkeit bevorzugt werden dürfen (z. B. durch Quoten-Regelungen).

- Die FDP tritt dafür ein, dass Menschen in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit ihren persönlichen Lebensentwurf und ihr individuelles Lebensglück finden sollen. Das gilt auch für die von Ihnen genannten Personengruppen. Wir geben keinen "Standard-Lebensentwurf" vor, der für alle gelten muss. Darin unterscheidet sich die FDP von allen anderen Parteien.

- Die Rechte von Kindern spielen eine besondere Rolle und müssen in der Politik mehr Berücksichtigung finden. Selbstverständlich treten wir dafür ein, dass Kinder in Lebensgemeinschaften aufwachsen dürfen, in denen Menschen Verantwortung für sich und die Kinder übernehmen. Es ist allerdings nicht unsere Wunschvorstellung, dass der Staat die Rolle des Kindererziehers übernimmt.

Viele Grüße,

Lothar Hänsch