Frage an Linus Förster von Richard R. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Herr Förster,
unser Sohn besucht die 8. Klasse eines Gymnasiums in Augsburg. Zu unserem Entsetzen mussten wir am ersten Schultag erfahren, dass die Klasse aus 36!!! Kindern besteht. Auf unseren Anruf im Bayerischen Kultusministerium (Sprechstunde zum 1. Schultag), wurde dies mit finanziellen Engpässen in Bayern begründet. Aus der Presse ist uns bekannt, dass die Klassenstärke 33 Schüler nicht überschreiten soll. Wie bitte passt denn das zusammen? Und müssen sich unsere Kinder nunmehr jede Unverschämtheit gefallenlassen? Was kann ich denn für die Bildung unserer Kinder tun, wenn Privatschule oder Internat zu meinem Geldbeutel nicht passt?
Mit freundlichen Grüßen
Richard Reitmayer
Sehr geehrter Herr Reitmayer,
was können Sie tun? Die wahlkämpferische Antwort ist: wählen Sie die CSU ab.
So sehr mir aber diese Antwort gefällt - sie ist doch ein wenig unsachlich. Also bemühe ich mich doch um ein paar Inhalte:
Klassenstärken von 36 Schülerinnen und Schüler sind ein absolutes Unding! Ich fürchte aber, dass - wenn Sie die Frage ganz allgemein an das zuständige Ministerium richten - zunächst einmal die Mitteilung kommt, dass es in Bayern keine solchen Klassen gibt. Schließlich ist der Richtwert 33 Schüler. Das hatten wir ja auch bei den Intensivierungsstunden im G8. Auch hier klaffen Papiertheorie und Praxiswahrheit weit auseinander, denn viele Stunden können mangels Lehrkräfte gar nicht stattfinden.
Das Argument finanzieller Engpass ist natürlich eine Farce. Schließlich haben die finanziellen Möglichkeiten des Freistaats etwas mit Prioritätensetzung zu tun. Wir haben nicht zu wenig Geld für Bildung - die CSU möchte lediglich nicht mehr Geld für Bildung ausgeben.
Ein zweites Problem ist auch der zunehmende Mangel an Fachlehrern für das Gymnasium. Ein hausgemachtes Problem. Da in der Vergangenheit viele Absolventen des Lehramtsstudiums dann ohne Jobperspektive dastanden, wird nun einfach zu wenig studiert. Wenig hilfreich ist es, wenn nun das Kultusministerium sogar vor einer Lehrerschwemme warnt. Oder glauben die Ministeriumsmitarbeiter nicht, dass Bayern künftig wie im Wahlkampf versprochen mehr Lehrer einstellt?
Was können Sie tun - wenn wir eine wirkliche eine neue Bildungspolitik in Bayern wollen, dann brauchen wir neue Kräfte in der Regierung. Mit den bildungspolitischen Vorstellungen und Visionen der CSU ist das nicht zu erreichen. Allerdings steht die CSU mit ihren Vorstellungen sehr isoliert. Die anderen Parteien, die vermutlich in den Landtag einziehen werden, haben hier sehr große Übereinstimmungen.
Bayern, aber gerechter.
Dr. Linus Förster