Frage an Linus Förster von D. K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Dr. Linus Förster,
Ich hätte gerne gewusst -nachdem heute schon wieder auf der Titelseite der AZ darüber berichtet wurde- wie sie dem übermäßigen Alkoholkonsum Jugendlicher entgegenwirken wollen und welche Maßnahmen Sie diesbezüglich als wirkungsvoll erachten.
Mit freundlichen Grüßen,
D. K.
Sehr geehrter Herr K.,
sicher ist: blanker Aktionismus bringt nichts. Die Jugend-Enquete-Kommission hat sich auch mit dem Thema sehr intensiv auseinandergesetzt. Es reicht ja nicht alleine aus festzustellen, dass Alkohol in (zu)großen Mengen konsumiert wird. Stellt man sich die Fragen: Wann wird Alkohol getrunken und wie kommen Jugendlichen überhaupt an Alkohol, dann wird schnell deutlich, dass ein Drehen an der Verbotsschraube alleine wenig bringt.
Ich benenne mal nur einen kleinen Auszug von Maßnahmen, die teilweise schnell umsetzbar wären, aber teilweise eben auch einen gesellschaftlichen Prozess bedingen, zu dem auch die "Verbotsschreier" einer noch Mehrheitsfraktion im Bayerischen Landtag bislang gehören:
1. Beschränkung der Verkaufsstellen: Alkohol wird v.a. an Tankstellen ausserhalb der Ladenöffnungszeiten gekauft. Dass lässt sich ändern. An Autobahnen ist das bereits so. Außerdem haben Verkäufer eine größere Aufsichtspflicht. Wenn diese nicht eingehalten wird, braucht es harte Strafen - egal ob in der Gaststätte oder im Supermarkt.
2. Preisschraube: Damit meine ich nicht, dass wir eine Alkoholsteuer in vergleichbarer Höhe zu skandinavischen Ländern bräuchten. Aber "Sonderaktionen" wie flate-rate, Meter-saufen, ein Euro-Party und dergleichen, die nicht nur zu übermäßigen, sondern v.a. zu sehr schnellem Konsum verleiten, gehören verboten. Dafür wie für die Punkt 1 braucht es intensive und regelmäßige Kontrollen. Hierfür fehlt leider noch das Personal. Das muss umgehend geändert werden.
3. Gesellschaftlichen Toleranz: Die Promillegrenze an sich ist sicher so vertretbar. Aber wenn Unfälle unter Alkoholeinfluss stattfinden, werden diese leider als "Kavaliersdelikte" in der Gesellschaft angesehen. Die Opfer sehen das sicher anders - und richtiger.
4. Aufklärung: Alkohol ist eine Droge. Das soll nicht das Glas Sekt zur Hochzeit oder die Maß Bier im Biergarten verteufeln - aber alleine diese Schwarz-Weiss-Sicht, die sich ja auch mir gleich aufdrängt, zeigt, dass über die Wirkung von Alkohol zu wenig Wissen vorhanden ist.
5. Werbeverbote: Ein generelles Werbeverbot und Warnhinweise auf den Etiketten bringt sicher nichts. Aber an manchen Orten gehört sie einfach nicht hin. Hier braucht es Fingerspitzengefühl. Die große Masse der kleinen und lokalen Brauereien hat dieses Fingerspitzengefühl. Ich glaube, dass vernünftige Gespräche mit den Verbänden auf offenen Ohren stoßen. Sie müssen nur regelmäßig geführt werden.
Das ist keine umfassende Antwort. Es ist meine Antwort für einen Einstieg, den man schnell beginnen kann. Ich bin auch für andere Lösungen offen - solange sie sich nicht auf Verbote beschränken, die "Alkohol" nur reizvoll machen und die sich auf die Jugendlichen alleine beziehen. Denn die "Verkäufer" sind eigentlich in der größeren Verantwortung. Und würden diese die jetzige Gesetzlage berücksichtigen, dürfte vieles an negativen Alkoholexzessen eigentlich gar nicht stattfinden.
Bayern, aber gerechter.
Dr. Linus Förster