Lars Rohwer
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CDU
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Frage von Sven M. •

Frage an Lars Rohwer von Sven M. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Rohwer!

Seit geraumer Zeit setzen Sie sich gegen eine aus meiner Sicht notwendige Verkehrsberuhigung der Kesselsdorfer Straße im Bereich des Halteknotens Tharandter Straße ein und beabsichtigen dies auch weiterhin zu tun.
Mich würde interessieren, wie trotz der guten Parkmöglichkeiten in der Löbtau-Passage und in Anbetracht der unfallträchtigen Verkehrssituation insbesondere der "Durchgangsverkehr" zum wirtschaftlichen Erfolg der ansässigen Händler beitragen soll?

Mit freundlichen Grüßen,
S. Martens

Lars Rohwer
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Martens,

vielen Dank für Ihre Frage, gibt sie mir doch die Möglichkeit, die Angelegenheit noch einmal näher zu beleuchten. Zweifelsfrei müssen sich im Haltestellenbereich der Kesselsdorfer die Umsteigebeziehungen und die Aufenthaltsqualität verbessern, das ist unstrittig. Die jetzige Situation ist unbefriedigend.

Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass über die Gestaltung der Kesselsdorfer Straße nicht der Landtag entscheidet, sondern der Stadtrat. Das Land wird wahrscheinlich um Fördermittel gebeten werden, aber die Entscheidung liegt klar bei der Landeshaushauptstadt Dresden.

Unabhängig davon habe ich als Wahlkreisabgeordneter eine Meinung und die will ich gern formulieren. Seit nunmehr zehn Jahren engagiere ich mich gemeinsam mit den Gewerbetreibenden der Kesselsdorfer Straße im gleichnamigen Gewerbeverein. Als wir begonnen haben, den Verein zu gründen, sah vieles nicht so aus wie heute.

Die Ecke Wernerstraße/Kesselsdorfer Straße war ein Ruine, jahrelang war an der Haltestelle Tharandter Straße eine einzige Brachfläche. Es war keine schöne Visitenkarte für Löbtau. Nach und nach und mit viel Anstrengung des Gewerbevereines und der Stadt Dresden ist es gelungen, diese Schandflecken zu beseitigen. Es entstand das Geschäftshaus an der Ecke Kesselsdorfer Straße/Reisewitzer Straße. Auch das Gebäude an der Ecke Wernerstraße/Kesselsdorfer Straße entstand neu. Und nun ist zusätzlich die Löbtau-Passage - mit der Erhaltung des Kopfbaus der alten Seifertschen Lampenfabrik in der Gröbelstraße - fertig.

Gleichzeitig hat der Stadtrat immer weiter über die Gestaltung der Umsteigebeziehungen zwischen Dreikaiserhof und Löbtau-Passage diskutiert, ohne die Gewerbetreibenden an der Kesselsdorfer Straße ausreichend zu beteiligen. Acht von zehn Befragten lehnen den vorgeschlagenen Boulevard ab. Eine Begehung Anfang August hat mir noch einmal klar und deutlich vor Augen geführt, viele Geschäfte leben vom Autoverkehr. Leben davon, dass ihre Kunden in die Kesselsdorfer Straße fahren und dort kurz parken können.

Andere Gewerbetreibende verweisen darauf, dass ein Boulevard sich nur lohnen würde, wenn auch entsprechend hochwertige Läden vorhanden wären. Die Handelsstruktur am Beginn der Kesselsdorfer Straße ist aber ganz anders ausgerichtet. Viele befürchten das Aus, wenn der Boulevard an der Kellei kommen würde.

Des Weiteren bin ich der Auffassung, dass bislang noch nicht ernsthaft alle Varianten geprüft worden sind. Die bisherigen Untersuchungen sind bspw. durch eine 50prozentige Tochtergesellschaft der Dresdner Verkehrsbetriebe AG erstellt worden. Das ist in meinen Augen schwierig. Gerade die DVB AG ist die Hauptbevorteilte einer Voll- oder Teilsperrung der Kesselsdorfer Straße. Etwas mehr Ausgewogenheit im Sinne aller Verkehrsteilnehmer wäre hier sicher hilfreich gewesen.

Dresden ist mit seiner Verkehrspolitik immer gut gefahren, wenn kein Verkehrsteilnehmer ausgegrenzt worden ist. Warum soll auf der Kesselsdorfer Straße nicht möglich sein, was auf der Leipziger Straße möglich war? Und die Leipziger Straße ist wahrlich keine wenig befahrene Straße. Straßenbahn, Bus, Fahrrad, Auto und Fußgänger haben nebeneinander Platz. Gute Kompromisse wurden gesucht und gefunden.

Darüber hinaus wurde bisher völlig unzulänglich geprüft, wie sich der Autoverkehr im Falle einer Schließung der Kesselsdorfer Straße in das Nebenstraßennetz verlagern würde. Bisher wurden nur die Konstellation auf der Kesselsdorfer Straße untersucht und behauptet, die Wernerstraße könnte den Autoverkehr aufnehmen.

Lassen Sie uns dies einmal gedanklich durchgehen: Wie sieht es bspw. mit der Abbiegebeziehung von der Löbtauer Straße (stadteinwärts) ins Emerich-Ambroß-Ufer zur Wernerstraßenbrücke aus? Bereits jetzt staut sich täglich der Verkehr von der Ampelkreuzung Kesselsdorfer Straße/Tharandter Str. entlang der Löbtauer Straße bis zur Einmündung der Wernerstraße vorm Gründerzentrum. Wie schlimm wird es, wenn dann noch der gesamte Verkehr, der heute über die Kesselsdorfer Straße abfließt, sich durch diesen Stau durchzwängen müsste?

Wie sieht es bspw. mit dem Schleichverkehr über Clara-Zetkin-Straße, Bünaustraße und Poststraße aus, wenn die Kesselsdorfer Straße für den Autoverkehr gesperrt werden würde? Wie viele Fahrzeuge würden dann über die Lange Straße, Malterstraße oder Deubener Straße - also in die Wohngebiete - ausweichen? Und wie wäre dieser Schleichverkehr zu bewerten vor dem Hintergrund, dass die 35. Grundschule von der Clara-Zetkin-Straße in die Bünaustraße umziehen soll? Wie viel Verkehr kann die Wernerstraße überhaupt aufnehmen und wie würden sich die Schleichverkehre auf dieser Seite der Kesselsdorfer Straße auswirken? Und wie stark wären die Kindertageseinrichtungen im Umfeld der Wernerstraße von diesem Schleichverkehr betroffen?

Sie sehen, es gibt noch viele ungeklärte Fragen, die es vor einer endgültigen Entscheidung zu untersuchen und zu beantworten gilt. Gut wäre es, wenn die Stadt dafür ein Verkehrsplanungsbüro findet, welches sämtliche Verkehrsteilnehmer ausreichend berücksichtigt und kreative Kompromissvorschläge unterbreitet.

Zum Abschluss möchte ich darauf hinweisen, dass die Verkehrszählungen, die den jetzigen Untersuchungen zugrunde liegen, bereits in den Jahren 2003 und 2004 stattgefunden haben. Also zu einem Zeitpunkt, als die damalige B 173 und heutige Kesselsdorfer Straße baulich und verkehrlich eine viel bedeutendere Aufgabe im Dresdner Verkehrsnetz wahrgenommen hat. Die verkehrliche Situation in der Kesselsdorfer Straße hat sich seit der Verkehrsfreigabe der Autobahn im Jahr 2004 und der Aufbindung der B 173 auf die Coventrystraße im Jahr 2008 wesentlich verändert. Der Durchgangs- und Schwerlastverkehr ist von der Kesselsdorfer Straße runter.

Auch die für Herbst 2009 vorgesehene Wiedereröffnung der Freiberger Straße wurde noch überhaupt nicht betrachtet. Dies ist eine weitere bisher ungeklärte Frage. Deshalb vertrete ich die Auffassung, dass die verkehrliche Lösung für die Kesselsdorfer Straße noch nicht genügend untersucht wurde. Dies sollte dringend durch den neuen Stadtrat erneut eingefordert werden.

Ich hoffe, mit diesen ausgedehnten Ausführungen Ihre Frage gebührend beantwortet zu haben und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen

Lars Rohwer

PS: Von einer unfallträchtigen Verkehrssituation kann übrigens keine Rede sein. Im Bereich von Tharandter Straße bis Reisewitzer Straße haben sich im vergangenen Jahr ganze sieben Unfälle mit leichtem Blechschaden ereignet. Natürlich ist jeder Unfall einer zuviel, aber die Verkehrsteilnehmer haben sich aufeinander eingestellt und beachten
§1 der StVO (gegenseitige Rücksichtsnahme).

Dies würde ich mir von so manchem Fahrradfahrer, der den Haltestellenbereich an der Kesselsdorfer Straße mit Karacho passiert, ebenfalls wünschen. Genauso wie PKW müssen auch Fahrräder in diesem Bereich definitiv abbremsen, um die Fußgänger nicht zu gefährden.

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