Gegeben dass Herr Merz eine Abstimmung mit der AfD vor Kurzem noch ausgeschlossen hat, wie soll Vertrauen in die Beteuerungen bestehen, dass nach der Wahl keine Koalition mit der AfD eingegangen wird?
Sehr geehrter Herr Rohwer,
ich wohne in Ihrem Wahlkreis und habe Ihnen 2021 meine Stimme gegeben. Nun bin ich, wie unsere ehemalige Bundeskanzlerin, erschrocken über die gemeinsame Abstimmung im Bundestag mit der AfD. Herr Merz hatte genau dies zuvor noch vor kurzer Zeit explizit ausgeschlossen.
Meine große Sorge betrifft nun die Entwicklungen nach der Bundestagswahl. Was passiert, wenn die Wunschkoalition mit der FDP nicht für eine Mehrheit ausreicht und die tiefen Gräben, die zu den anderen, wahrscheinlich nach der Wahl im Bundestag vertretenen Parteien bestehen, eine andere Koalition unmöglich machen? Wird die Union am Ende doch mit der AfD koalieren? Gegeben dass Herr Merz auch eine gemeinsame Abstimmung mit der AfD vor Kurzem noch ausgeschlossen hat, wie soll Vertrauen in die aktuellen Beteuerungen entstehen, dass nach der Wahl keine Koalition mit der AfD eingegangen wird?
Wie positionieren Sie sich zu dieser Frage?
Vielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen

Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Die Demokratie – unser höchstes gesellschaftliches Gut – gilt es gerade im Vorfeld der Bundestagswahl, vor ihren Feinden zu schützen. Vor denen, die rechtsstaatliche Strukturen aushöhlen, Fremdenfeindlichkeit schüren und von Remigration schwadronieren wollen. Mit der AfD machen wir keine gemeinsame Sache - keine Koalition, keine gemeinsamen Anträge, keine Zusammenarbeit jedweder Art - unter keinen Umständen.
Meine Partei und ich haben uns nie an der Rechtsaußen-Fraktion gemessen, sondern stets aus eigener Position und Stärke heraus Anträge verfasst, in Ausschüssen verhandelt, Kompromisse gesucht und Lösungen gefunden. Ziel ist und bleibt es, das Feuer hinter der Brandmauer zu löschen. Dazu dürfen wir die offensichtlich bestehenden Probleme in unserem Land nicht weiter negieren, sondern sollten sie lösen. Ich kann Ihnen versprechen: Eine Zusammenarbeit mit der in Teilen rechtsextremen und EU-feindlichen Alternative für Deutschland wird es von Seiten der CDU weiterhin nicht geben – in keiner Weise.
Statt zu spalten, würde ich nun gern einen Blick darauf werfen, was uns im Vorfeld dieser Bundestagswahl eint: Unser Einsatz gegen das Erstarken der AfD, unsere Verbundenheit zur Landeshauptstadt Dresden und dem Bautzner Landkreis, unsere tiefe demokratische Überzeugung. Diese Einigkeit sollten wir Demokratinnen und Demokraten nutzen, um zu verhindern, was wir vor dreieinhalb Jahren bereits abwenden konnten: Ein weiterer sächsischer AfD-Wahlkreis.
Vereint für Demokratie – unter diesem Motto haben sich die demokratischen Parteien schon im Europawahlkampf verbunden, das Aktionslogo habe ich nicht ohne Grund auf meine Wahlplakate gedruckt. Demokratinnen und Demokraten müssen geschlossen zusammenstehen, anstatt untereinander neue Konflikte zu provozieren, Koalitionen auszuschließen und tiefe Gräben in unsere Gesellschaft zu schaufeln. Es tut mir im Herzen weh, dass die AfD auch in meinem Wahlkreis, in meiner Heimat erstarkt ist und nun erneut eine realistische Chance darauf hat, das Direktmandat für Dresden und den Bautzner Landkreis zu erringen.
So wäre es anders vielleicht schöner, aber in Bezug auf den Wahlkreis Dresden II – Bautzen II heißt es nun: Rohwer oder AfD. Die Zahlen sind sehr deutlich, leider. Ich persönlich werde mich weiterhin dafür einsetzen, die Demokraten zu einen, das Leben in Stadt und Land attraktiver zu machen, die Industrie zu stärken und Brücken zu bauen, statt in Gräben zu verharren. Mein Gegenkandidat entstammt einem gesichert rechtsextremen Landesverband und steht für Spaltung, Ausgrenzung und Polemik.
Wir mögen in manchen Fragen inhaltliche Differenzen haben, diese schätze und akzeptiere ich. Im Zuge des Erstarkens der AfD möchte ich Sie dennoch fragen, ob Sie bereit sind, über diese inhaltlichen Differenzen hinwegzusehen, und einen Abgeordneten mit Themenvielfalt, Transparenz und Offenheit zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Lars Rohwer MdB
PS: Sie können mir gern auch direkt per eMail Fragen stellen unter lars.rohwer@bundestag.de