Frage an Lars Oberg von Knut K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Oberg,
bitte gestetten Sie mir eine weitere Frage.
Ich habe festgestellt, dass in den meisten arabisch geführten Geschäften in den letzten Tagen intensiv mit dem Bild des Islamistenführers Nasrallah geworben wird. Mit den Regeln der freiheitlich demokratischen Grundordnung als Basis unseres gesellschftlichen Zusammenlebens ist dieses nicht gerade vereinbar. Der Versuch, gemeinsam etwas zu orgnaisieren um sich gegenseitig kennenzulernen und Ängste abzubauen ist bei uns in der Nachbarschaft grandios gescheitert. Was würden Sie tun, um die tatsächlich vorhandene gegenseitige (nicht einseitige!) Ausgrenzung zu beheben?
Mit freundlichen Grüßen
Knut König
Sehr geehrter Herr König,
selbstverständlich beantworte ich Ihnen auch gerne Ihre zweite Frage zum Thema Integration.
Zunächst einmal finde ich es sehr gut, dass Sie sich in Ihrer Nachbarschaft um ein Kennenlernen und den Aufbau von Kontakten bemüht haben. Integration kann aus meiner Sicht nicht verordnet werden, sondern muss in den Kiezen und Nachbarschaften mit Leben gefüllt werden. Um so bedauerlicher ist es, dass Ihr Versuch gescheitert ist.
Überall dort, wo Integration bislang nicht geklappt hat - das ist zum Glück nur bei einem Teil der Migrantinnen und Migranten der Fall - kann es aus meiner Sicht kein Patentrezept geben, mit dem die Versäumnisse und Mißverständnisse der letzten Jahrzehnte ausgebügelt werden können. Viel mehr gibt es viele kleine Schritte, die dazu beitragen können, Integration nachzuholen bzw. zu verbessern. Ein wichtiger Ort für Integration sind die Bildungseinrichtungen. Das betrifft sowohl die Kitas als auch die Schulen. Dort wird die Basis für das Miteinander der kommenden Generationen geschaffen. Unerlässlich dafür ist das Erlernen der deutschen Sprache, die erst die Basis für jede weitere Integration schafft. Wichtig ist, dass der Spracherwerb schon vor der ersten Klasse weitgehend abgeschlossen ist. Aus diesem Grund müssen die Angebote an den Kitas weiter verbessert, die Erzieherinnen und Erzieher weitergebildet werden und letztendlich die Eintrittshürden in die Kita abgebaut werden. Nicht zu letzt deshalb setzt sich die SPD dafür ein, die Kita-Gebühren abzuschaffen.
Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Schule und Kita tatsächlich die notwendige Intergrationsarbeit leisten können, ist eine Beteiligung der Eltern. Eltern müssen noch stärker als bislang dazu aufgefordert werden, in den Schulen mitzuwirken. Da aber auch hier Sprachbarrieren bestehen, sind z.B. Mütter-Sprachkurse, die an den Schulen angeboten werden ein geeignetes Instrument, um die Integration zu verbessern.
Darüber hinaus könnten Sportvereine mit einem interkulturellen Ansatz stärker als bisher gefördert werden. Beim Sport können Gemeinsamkeiten entstehen und ein Austausch gepflegt werden, die sich positiv auf die Integration auswirken.
Bei den von Ihnen angesprochenen Einzelhändlern sehe ich in den IHKen einen wichtigen Partner, um die Wirtschaftstreibenden in vorhandene Strukturen zu integrieren.
Insgesamt kann man Integration nicht erzwingen. Der Gruselkatalog konservativer Parteien ist nicht geeignet, um Ausgrenzungen abzubauen. Vielmehr wird das forsche Einfordern von Assimilation nur dazu führen, dass sich die bestehenden Strukturen verhärten. Deshalb ist es wichtig Hemmschwellen abzubauen, aber auch ganz klar die Erwartungen und Anforderungen in Sachen Integration zu formulieren. Die Gesellschaft muss klar formulieren, was sie von jedem Einzelnen an Integrationsleistungen erwartet (z.B. das Erlernen der deutschen Sprache und das Akzeptieren der freiheitlich demokratischen Grundordnung) zugleich aber auch Angebote unterbreiten, die eine faire Integrationschance eröffnen. Dazu sind wie gesagt viele kleine Schritte vor Ort notwendig, aber auch die Schaffung guter Voraussetzungen im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt durch die Politik.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage beantworten.
Beste Grüße
Lars Oberg