Lieber Herr Castellucci, was bedeutet es, die AfD-Wähler*innen mit Inhalten zu überzeugen und was haben Sie bzw. die SPD angesichts der AfD-Wahlergebnisse bisher falsch gemacht?
Ich bin interessiert daran, was das für Sie konkret bedeutet und inwiefern Sie bzw. Ihre Partei das bisher bereits getan oder eben nicht getan haben. Wenn Sie das bereits getan haben: was haben Sie falsch gemacht? Wenn Sie es noch nicht getan haben: Warum nicht?
Sehr geehrter Herr R.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Mir ist es wichtig, hier klar zu differenzieren. Wir wissen, dass zahlreiche Wähler*innen der AfD diese Partei nicht etwa wegen deren konkreter Forderungen und Positionen wählen, sondern wegen ihrer generellen Unzufriedenheit mit der Politik. Dies erlebe ich auch immer wieder in persönlichen Gesprächen. Gerade einkommensschwache Menschen wählen dabei klar gegen ihre eigenen Interessen. Das müssen wir als SPD noch klarer kommunizieren, als dies in der Vergangenheit gelungen ist. Da nehme ich mich nicht aus.
In meinen Augen muss unsere Strategie Dreierlei leisten: Erstens müssen wir klarmachen, was eine Stimme für die AfD ganz konkret bedeutet und die Methoden der AfD entlarven. Zweitens muss die Regierung für die aktuell drängenden Probleme weiter die richtigen Lösungen finden und diese besser kommunizieren. Das beste Mittel gegen Rechtspopulismus ist und bleibt eine gute Politik für die Mehrheit in unserem Land. Drittens müssen wir unsere eigene, von der AfD unabhängige, positive Zukunftserzählung entwickeln, denn eines ist klar: Ein Zurück in das von manchen versprochene "Gestern" kann es nicht geben. Die Rechten machen den Menschen Angst und versprechen Lösungen, die keine sind. Dieser Angst müssen wir kraftvolle Bilder entgegensetzen. An dieser positiven Zukunftsvision arbeite ich momentan ganz konkret. Ich bin davon überzeugt, dass wir so viele Menschen für die demokratischen Parteien zurückgewinnen können.
Es ist mir bewusst, dass dies alles nicht leicht wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Dabei müssen wir weiter im Gespräch miteinander bleiben und dürfen den Rechten auch den digitalen Raum nicht überlassen. An beidem arbeiten mein Team und ich ganz konkret Woche für Woche.
Mit freundlichen Grüßen
Lars Castellucci