Beschäftigen Sie sich mit der MMT? Denn gerade für Liberale ist doch der Gedanke dass Steuern nicht notwendig sind zur Staatsfinanzierung pures Gold

Sehr geehrter Herr G.,

vielen Dank für Ihre Frage, auf die ich Ihnen gerne antworten möchte.

Auch wenn ich kein Wirtschaftspolitiker bin, ist mir die Modern Monetary Theory (MMT) bekannt und ich habe mich auch aus Anlass Ihrer Frage noch einmal mit ihr beschäftigt.

Selbstverständlich ist der Gedanke verlockend, dass man durch eine umfassend staatlich organisierte Wirtschaftspolitik auf die Erhebung von Steuern verzichten könnte, wie Sie es in Ihrer Frage suggerieren. Allerdings stellt sich mir die Frage, wie eine Währung einen zumindest einigermaßen stabilen Wert behalten soll, wenn der Staat beliebig und je nach aktueller Kassenlage zur Druckerpresse greift und neues Geld druckt.

Wenn der Staat durch eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik selbst in großem Umfang Aufträge an die Wirtschaft vergibt, beispielsweise um Schulen oder Straßen zu bauen, und als Gegenleistung für die Arbeiten von Unternehmen beliebig nachdruckbares Geld anbietet, frage ich mich, inwiefern derart leicht verfügbares Geld noch als angemessene Gegenleistung entgegengenommen werden soll. Hier offenbaren sich nach meinem Verständnis noch deutliche Defizite der MMT für die praktische Umsetzung. In der Tat ist diese Theorie ja auch unter Wirtschaftswissenschaftlern stark umstritten.

Als weiterer politischer Aspekt kommt hinzu, dass die Europäische Zentralbank als Hüterin über den Euro selbstverständlich und aus guten Gründen politisch unabhängig ist.

Gleichwohl nehme ich Ihre Frage gerne auf, um auch mit den zuständigen Fachpolitikern meiner Fraktion über das Thema ins Gespräch zu kommen. Sollten Sie Rückfragen oder weitere Anregungen haben, können Sie mich gerne unter konstantin.kuhle@bundestag.de erreichen.

Mit freundlichen Grüßen,

Konstantin Kuhle