Frage an Klaus Hänsch von Nikolaus R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Hänsch,
meine Frau und ich sponsern seit über 10 Jahren die Schul-und Collegeausbildung dreier tibetischer Kinder aus einem tibetischen Camp in Pokhara/Nepal. Diese tibetischen Kinder, obwohl in Nepal geboren, erhalten keine nepalesische Staatsbürgerschaft (sondern z.B. für einen Besuch in Deutschland nur sehr umständlich und kostenintensiv eine Art ´travel-document´, mit dem sie dann bei der deutschen Botschaft ein Visum beantragen können). Schlimmer aber ist, dass sie auch, trotz z.B. BA-College-Abschluss mit Auszeichnung, in Nepal keine Stelle bekommen, da dafür in aller Regel ein nepalesischer Pass verlangt wird. Welche Möglichkeit sehen Sie für die EU, bei diesem Problem auf die nepalesische Regierung einzuwirken, so dass es schließlich auch tibetischen Kindern/Jugendlichen in Nepal möglich wird, einen ihrer Ausbildung angemessenen Beruf zu ergreifen? Dieselbe Frage wurde übrigens schon von tibetischen Jugendlichen mündlich Ihren Kollegen gestellt, die anlässlich der letzten Wahlen in Kathmandu als Wahlbeobachter weilten - ich weiß deren Namen leider nicht, ich meine, dass einer dieser Ihrer Kollegen aus Luxemburg stammte. Ist Ihres Wissens daraufhin irgendetwas von EU-Seite geschehen, kann überhaupt etwas geschehen oder könnten Sie sich dafür einsetzen, dass etwas geschieht? Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und hoffe auf eine irgendwie erfreuliche Antwort, mit freundlichen Grüßen, N. Roesler
Sehr geehrter Herr Rösler,
vielen Dank für Ihr Schreiben, mit dem Sie Ihre Besorgnis über den schwierigen Rechtsstatus der in Nepal geborenen Tibetaner zum Ausdruck bringen. Ich verstehe Ihre Unzufriedenheit mit der Situation wie auch die Forderung nach einem besseren Arbeitsmarktzugang und besseren Reisebedingungen für die Flüchtlinge.
Die Europäische Union unterstützt die in Nepal lebenden Flüchtlinge seit vielen Jahren im Rahmen ihrer Hilfsprogramme für entwurzelte Bevölkerungsgruppen in den Ländern Asiens. Sie leistet beispielsweise bei der Nahrungsmittelversorgung von tibetanischen Kindern in der Schule humanitäre Hilfe, unterstützt die Gesundheitsversorgung, den Wohnungsbau und fördert die allgemeine und berufliche Bildung der Flüchtlinge. Über ihren rechtlichen Status und damit auch ihren Zugang zum nepalesischen Arbeitsmarkt entscheidet allerdings das Land Nepal. Die Europäische Union kann darauf keinen Einfluss nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Hänsch