Frage an Klaus Hänsch von Ümit T. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Hänsch ,
letzte Woche wurde die isländische Bank Kaupthing verstaatlicht. Über 30.000 Deutsche Anleger, die ihr Erspartes in konservativen Tages- und Festgeldkonten der Kaupthing eingezahlt hatten, bangen nun verzweifelt um ihr Geld. Altersersparnisse sind ebenso betroffen wie die Rücklagen für Kinder oder Investitionen. Ganze Existenzen sind bedroht! Die Verzweiflung ist groß!
Die deutschen Anleger sind derzeit ratlos und wissen nicht, an wen sie sich zu wenden haben.
In Schweden, der Schweiz, England und den Niederlanden wurden bereits Lösungen von den jeweilgen Staatsregierungen erarbeitet, die zur Folge haben, dass die Anleger der isländischen Banken aus den o.g. Ländern ihr Geld erstattet bekommen. Die Niederlande und Schweden vergeben dazu z.B. zweckgebundene Kredite an Island.
Einzig die Anleger in Deutschland erfahren bislang keine Unterstützung durch ihre Regierung.
Was gedenken Sie zu tun, um uns Kaupthing-Geschädigten zu helfen? Werden Sie Lösungen wie in den Niederlanden und Schweden entworfen auch in Deutschland fordern und unterstützen? Helfen Sie uns Kaupthing-Anlegern in Verhandlungen mit dem isländischen Staat Klarheit zu schaffen und die Situation zu lösen?
Ein beherztes Eingreifen der Bundesregierung ist notwendig und würde das Vertrauen in die Finanzwelt ebenso herstellen, wie es die Handlungsfähigkeit des deutschen Staates beweisen würde. Die "Garantie" für private Anlagen, welche Frau Bundeskanzlerin Merkel und Herr Steinbrück vor wenigen Tagen ausgesprochen haben, darf nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben!
Besten Dank und freundliche Grüßen
Ümit Taslaci
Sehr geehrter Herr Taslaci,
ich kann Ihre Sorgen gut verstehen und teile Ihren Wunsch nach mehr Sicherheiten für private Anleger auf dem globalen Finanzmarkt.
Island ist allerdings kein Mitglied der Europäischen Union. Folglich hat die Union auch keinen direkten Einfluss auf das Vorgehen der isländischen Regierung in dieser Krise. Als Europaabgeordneter kann ich also nichts tun.
Es ist allein die Sache der Bundesregierung zu entscheiden, wie sie die Ersparnisse deutscher Bürger in der Bundesrepublik vor den Konsequenzen der isländischen Bankenkrise schützt. Ob sie dabei für die gleiche oder eine ähnliche Lösung wie sie in Schweden, der Schweiz bzw. den Niederlanden vorgesehen ist, wählt, muss sie selbst entscheiden. Sie müssten Ihr Anliegen also der Bundesregierung vortragen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Hänsch