Frage an Klaus Hänsch von Corinna M. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Hänsch,
als interessierte Bürgerin aus Ihrem Wahlkreis und Mutter zweier Kinder, die ich gesund ernähren möchte, interessiert es mich wie Sie zu folgendem Thema stehen:
Herr Seehofer setzt sich zur Zeit aufallend stark gegen die Ampelkennzeichnung bei Lebensmitteln ein. Stattdessen wirbt er für das zahlenlastige Kennzeichnungssystem der Industrie. Dessen wichtigste Funktion: Die Nährwertangaben sind so umständlich dargestellt, dass sich die tatsächliche Menge der Inhaltsstoffe Zucker, Salz und Fett gut verschleiern lässt.
Welche Variante vertreten Sie?
Neugierige Grüße,
Corinna Möller
Sehr geehrte Frau Möller,
Die sog. "Ampelkennzeichnung" von Lebensmitteln, wie sie in Großbritannien derzeit auf freiwilliger Basis praktiziert wird, gibt dem Verbraucher keine eindeutige und ausreichende Ernährungsinformation. Diese pauschale Einteilung in "gute" und "schlechte" Lebensmittel ist bei Ernährungsexperten umstritten, weil die danach Lebensmittel allein nach ihrem Fett-, Zucker- und Salzgehalt mit einem roten, gelben oder grünen Punkt versehen werden. So wird durch die "Ampel" z. B. nicht angezeigt, ob ein Produkt allergieauslösende oder gentechnisch veränderte Zutaten enthält. Diese eindimensionale Einteilung aufgrund von Nährwert und Energiegehalt führt zu einer zu stark vereinfachten und deshalb oft irreführenden Produktbewertung, die nur auf den ersten Blick leicht verständlich und klar erscheint.
Auf neuere Marktentwicklungen mit z. T. unübersichtlichen und irreführenden Produkt-Etikettierungen hat die EU im Januar 2008 mit einem Gesetzesvorschlag reagiert, danach sollen die wesentlichen Produktinformationen in Zukunft in allen 27 EU-Mitgliedstaaten einheitlich in präziser und verständlicher Art und Weise auf der Vorderseite der Verpackung aller Lebensmittel aufgeführt werden. Über diesen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission wird derzeit im Europäischen Parlament beraten.
Ich halte die Regelung, wie sie derzeit in der EU gilt - ggf. mit den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Anpassungen an die aktuellen Entwicklungen - für genauer und informativer als die Ampelkennzeichnung. Nach dem bisherigen Stand der Diskussion sehe ich keinen Grund, mich für die Einführung der "Ampelkennzeichnung" von Lebensmitteln einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Hänsch