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Frage von Thomas L. •

Frage an Kirsten Tackmann von Thomas L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Meine Frage bezieht sich in erster Linie auf eine Sache, die Sie persönlich als Mitarbeiterin des FLI berifft. DasFriedrich Löffler Institut auf der Insel Riems (FLI) fürt für mich unverständlicher Weise unnötige Tierversuche durch. Hier werden 10-12 Wochen alte Hunde und Katzen aus Laboratorien BRD und Irland bezogen und mit dem H5N1 Erreger (Vogelgrippe) ausgesetzt. Das ist Ihnen ja bekannt. Ziel der "Forschung" soll sein, ob Vogelgrippe auf Hunde von Katzen übertragen werden können. Da die Bundesregierung diese Studie unterstütz wären folgende Fragen für mich wichtig:
Welchen Nutzen sehen Sie für die Bevölkerung? Müssen solche Versuche sein,deren Nutzen nicht eindeutig dargelegt ist? Sind Sie auch immr noch der Meinung, dass Wildvögel diese Grippe übertragen, obwohl hier der wissenschaftliche Beweis noch nicht veröffentlicht wurde? (mir bisher nicht zugänglich gewesen).
Ist es in diesem Zusammenhang richtig, das ein weiteres grossangelegtes Labor für Tierversuche auf der insel Riems gebaut werden soll?

Vielen Dank

Thomas List

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr List,

vielen Dank für Ihre Anfrage zu den Tierversuchen des FLI im Rahmen der Forschungen zur so genannten Vogelgrippe. Ich verstehe und teile Ihr Anliegen, dass es gerade für Tierversuche unter dem Tierschutzgedanken sehr strenge Vorschriften geben muss und nur solche stattfinden dürfen, die unverzichtbar sind. Und natürlich muss die Belastung der Tiere durch den Versuch strengen ethischen Richtlinien folgen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Fragestellung, zu der Sie nachfragen, zu prüfen.
Den Nutzen sehe ich in diesem Fall schon, weil die Frage, wie restriktiv wir mit Katzen und Hunden bei einem Vogelgrippeausbruch umgehen müssen, sehr relevant ist. Und zwar für Mensch und Tiere. Es war eine der ersten Kontroversen damals auf Rügen, ob Hunde und Katzen als Überträger in Frage kommen, also eine Gefahr darstellen zur weiteren Verbreitung des Virus, oder ob sie nicht einbezogen werden müssen in die Sperrmaßnahmen. Ich finde, dass Haltungseinschränkungen bei Hunden und Katzen auch im Seuchenfall begründet sein müssen. Deshalb sehe ich auch die Notwendigkeit für die Beantwortung dieser Frage. Mal davon abgesehen, dass die Übertragung der Vogelgrippe auf den Menschen unter mitteleuropäischen Bedingungen zwar sehr unwahrscheinlich zu sein scheint, aber eben auch nicht ausgeschlossen werden kann, also auch geklärt werden muss, ob der Übertragungsweg Hund/Katze-Mensch berücksichtigt werden muss. Ihre Bemerkung, dass die Übertragung der Vogelgrippe durch Wildvögel nicht bewiesen wäre, widerspricht zumindest einigen Anhaltspunkten die dafür vorliegen, es sei denn man bestreitet, dass es sich um eine Viruserkrankung handelt. Solange nicht eindeutig bewiesen wurde, dass dieser Übertragungsweg definitiv nicht funktioniert, ist es aus meiner Sicht weder sinnvoll noch fachlich gerechtfertigt, ihn außer acht zu lassen. Ich stimme Ihnen aber zu, dass das nicht das einzige Übertragungsrisiko sein darf, das geprüft und bei den Maßnahmen berücksichtigt wird. Leider sind die in Deutschland verfügbaren wissenschaftlichen Kapazitäten, die für die Erarbeitung von wissenschaftliche begründeten (!) Konzepten zur Verhütung (!) und Bekämpfung von Infektionserkrankungen unserer Nutztiere bereitgestellt werden, minimal, erst Recht im Vergleich zu Neuseeland zum Beispiel. Ich habe das immer kritisiert weil mit mehr Forschung in diesem angewandten Agrarforschungsbereich Tierseuchenbekämpfungsmaßnahmen wirksamer und sinnvoller sein könnten.
Zu Ihrer letzten Frage: Auf der Insel Riems wird derzeit das Friedrich Loeffler Institut neu errichtet. Dazu gehört auch ein Laborkomplex, in dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter endlich vernünftige Arbeitsbedingungen haben werden. Tierversuche sind nur ein kleiner Teil der Forschungsaktivitäten, die auf der Insel Riems stattfinden, und die müssen natürlich den strengen Regeln entsprechen, die ich oben beschrieben habe. Wobei ich noch einmal betonen möchte, dass ich alle Anstrengungen unterstütze, die zu einer konsequenten Reduktion der Tierversuche beitragen.
Ich hoffe, dass ich Ihnen damit meinen Standpunkt umfassend und nachvollziehbar darlegen konnte, wünsche Ihnen für 2009 alles Gute und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Dr. Kirsten Tackmann, MdB