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Kirsten Tackmann
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Frage von Simon K. •

Frage an Kirsten Tackmann von Simon K. bezüglich Bildung und Erziehung

Finden Sie das aktuelle Brandenburgerische Schulsystem gut?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Simon Krüssmann,

danke für Ihre Anfrage, mit der Sie - etwas suggestiv, wie mir scheint - fragen, ob ich das Brandenburger Schulsystem "gut" finde. Es ist natürlich die Frage, woran man "gut" misst, aber natürlich kann ich gerade als LINKE kein Bildungssystem "gut" finden, das nicht vor allem die Potenziale der Schülerinnen und Schüler fördert und auch nicht die sozialen Unterschiede in den Familien ausgleicht. Ein wichtiger Fehler im System ist z. B. die zu frühe Selektion der Schülerinnen und Schüler (auch wenn dies in anderen Bundesländern noch früher erfolgt). Als LINKE wollen wir eine Schule für alle. Die Umsetzung dieses Konzepts wurde mit den Schulzentren als Gemeinschaftsschulprojekte begonnen. Außerdem bin ich der Meinung, dass Lehrer_innen wieder an Pädagogischen Hochschulen ausgebildet werden sollten, da mir aktuell zu viel Wert auf die Fachausbildung gelegt wird, während Didaktik und soziale Kompetenzen z. B. zu kurz zu kommen scheinen. Als LINKE haben wir in der Regierungszeit diese Debatte begonnen, allerdings war angesichts des nach wie vor bestehenden Lehrer_innenmangels die Priorität eher darauf gerichtet, die Ausbildung von mehr Lehrerinnen und Lehrern zu sichern, die nötigen Stellen in den Schulen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die Studienabsolvent_innen möglichst schnell in Brandenburger Schulen ankommen, vor allem auch in den Ländlichen Räumen. Aber wer die Defizite im Bildungssystem nur an den Lehrer_innen-Zahlen festmacht oder Quereinsteiger_innen, übersieht ein qualitatives Defizit, denn moderne Bildungskonzepte haben sich längst abgewandt von Frontalunterricht und reiner Wissensvermittlung, sondern setzen viel stärker auf Wissenskompetenz und soziales Lernen. Andere Länder haben uns da sehr viel voraus.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Sie wirklich meine Meinung zum "Schulsystem" wissen wollen oder doch eher zur aktuellen Situation in den Schulen. Auch diese ist alles andere als zufriedenstellend. Leider wurde lange unsere Forderungen, mehr Lehrer_innen auszubilden und an den Schulen Stellen zu schaffen, ignoriert. Das lag einerseits daran, dass durch eine falsche Steuerpolitik im Bund der Brandenburger Haushalt zu lange über zu wenig Geld verfügt hat, andererseits am fehlenden Problembewusstsein. Als unter rot-roter Landesregierung begonnen wurde, das zu korrigieren, waren die zu schließenden Lücken schon so groß, dass dies nur begrenzt gelang - davon abgesehen, dass auch viele andere Versäumnisse der Vergangenheit aufgearbeitet werden mussten, wie z. B. marode oder fehlende Infrastruktur. Dazu gehörten auch Investitionsdefizite in den Schulgebäuden, die nur Schritt für Schritt aufgearbeitet werden können. Das zeigt, wie schwierig es ist, Fehlentwicklungen zu korrigieren und wie lange es selbst bei festem politischen Willen dauert - von einem deutlich zögerlichen Koalitionspartner mal angesehen. Insofern gibt es definitiv noch viel zu tun, bis Schule wieder verlässlich und überall das leistet, was sie leisten sollte, obwohl die rot-rote Landesregierung große Anstrengungen unternommen und partielle Verbesserungen auch erreicht hat, weil Bildung und Forschung die Schwerpunkte der Koalition waren. Es wird ein langer Weg zur Verbesserung, die wir nun in der Oppositionsrolle weiter einfordern werden. Allerdings wird auch der Bund seinen Beitrag leisten müssen, insbesondere durch eine gerechtere Steuerpolitik, ohne die die finanziellen Herausforderungen in den Ländern nur begrenzt leistbar bleiben.

Allerdings fängt dieses Problem nicht erst mit der Schule an, sondern auch die Kitas müssen stärker auf einen frühkindlichen Bildungsauftrag ausgerichtet werden, denn aus LINKER Sicht geht es hier nicht darum zu sichern, dass die Eltern arbeiten gehen können, auch wenn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf natürlich auch sehr wichtig ist. Noch wichtiger ist allerdings die frühkindliche Förderung, soziales Lernen von Anfang an etc. Dazu muss die Teilhabe gesichert sein, weshalb nicht nur die Qualität der Kitas verbessert werden müssen, sondern sie muss auch Schritt für Schritt beitragsfrei werden.

Als Agrarpolitikerin gehört für mich zu guter Bildung aber auch eine gesunde Ernährung gerade für alle Kinder und Schüler_innen, weshalb DIE LINKE seit vielen Jahren für eine beitragsfreie, regionale Kita- und Schulverpflegung nach DLG-Standards kämpft, die vom Bund finanziert werden muss, damit dies nicht von den Einkommens- und Haushaltssituationen in den Bundesländern abhängt, sondern der Auftrag gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Landesteilen gerade bei Kindern und Jugendlichen erfüllt wird.
Es gibt ganz sicher noch viele andere Aspekte zu Ihrer eher allgemeinen Frage.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen
Kirsten Tackmann MdB LINKE