Portrait von Kirsten Tackmann
Kirsten Tackmann
DIE LINKE
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Kirsten Tackmann zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Christos V. •

Frage an Kirsten Tackmann von Christos V. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Dr.Tackmann,

mit Entsetzen beobachte ich wie sich die Gentechnik immer mehr ausbreitet.

Bei http://www.cvua-freiburg.de/pdf/gentechnik2003.pdf erfährt man, dass fast 1/3 aller Lebensmittelproben 2003 im Jahr 2003 bei der Untersuchung nach gvo positiv gewesen sind.
Erschreckend finde ich auch,dass es weder bei bestimmten Zusätzen noch bei einem Anteil von unter 0,9%, gvo angegeben werden braucht.

Amerika beweist doch, dass Gentechnik zu nichts zu gebrauchen ist. Statt den Pestizideinsatz zu senken, hat sich dieser erhöht!

Außerdem ist Gentechnik mit vielen Gefahren verbunden.
Selbst die Mitarbeiter von Monsanto,weigern sich genveränderte Lebensmittel zu sich zu nehmen:
http://www.zeitpunkt.ch/index.php?id=5&tx_ttnews%5Btt_news%5D=250&tx_ttnews%5BbackPid%5D=5&cHash=54fc51e4c3 .

Dass der Abstand zwischen einem normalen und einem gvo-Feld nur 150m betragen soll ist erschreckend.:
http://www.greenpeace.de/themen/gentechnik/nachrichten/artikel/seehofer_verschlimmbessert_gentechnikgesetz/

Ihrer Rede vom 26.1.06 entnehme ich, dass sich Rapspollen bis zu 26 km verbreiten können.Was nutzt dann ein "Abstand" von 150 m??
http://www.linksfraktion.de/pressemitteilung.php?artikel=1236761470
Hypothetisch kann gvo-Aufnahme die Krebs- und Allergiewahrscheinlichkeit erhöhen. Studien mussten wegen Lungenveränderungen und Nieren-/Leberschäden abgebrochen werden. Es geht um unsere Gesundheit, nicht um freie Wissenschaft!

Ich persönlich lehne Gentechnik, als orthodoxer Christ, auch aus ethischen Gründen ab und wurde in meinen religiösen Gefühlen zutiefst verletzt, als Sie einen Abt zitierten, der die Gentechnik ablehnt und die FDP darauf mit "Sie zitieren auch jeden" reagierte. Ich nehme es enttäuscht zur Kenntnis, wie weit der Werteverfall in unserer Gesellschaft fortgeschritten ist, und inwiefern die CDU sich in eine kapitalist. und gottlose Partei verwandelt hat, dass sie eine Koalition mit der FDP mit Frohlocken sieht. Kann die LINKE die Gentechnik aus unserem Teller verbannen?

Mfg

Portrait von Kirsten Tackmann
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Velissaridis,

vielen Dank für Ihre Nachricht auf abgeordnetenwatch.de und Ihre berechtigte Sorge um die gentechnikfreie Land- und Ernährungswirtschaft. Wer sich frei von Agro-Gentechnik ernähren will, der sollte das auch tun können! Das ist der Ansatz der Fraktion DIE LINKE.

Leider ist das nicht immer möglich. Weder müssen Produkte unter 0,9% Gentech-Kontaminationen gekennzeichnet werden, noch werden Produkte kenntlich gemacht, die unter Zuhilfenahme von Agro-Gentechnik (zum Beispiel im Tierfutter) hergestellt worden sind. Das betrifft zum Beispiel Milchprodukte von Kühen, die mit transgenem Sojaschrot gefüttert worden sind. DIE LINKE. setzt sich hier für eine klare Kennzeichnung ein. Verbraucherinnen und Verbraucher haben das Recht zu entscheiden, ob sie solche Produkte essen wollen oder nicht!

Abstandsregelungen zwischen transgenen und anderen Pflanzen (in Europa kann momentan nur der Mais gentechnisch verändert kommerziell angebaut werden) müssen so groß sein, dass es zu keinerlei Kontaminationen kommt. Ob das 150m oder 300m sind (wie von Minister Seehofer vorgeschlagen) ist nebensächlich. Es darf zu keinerlei Kontamination kommen! Somit muss der Abstand so groß sein, wie der wissenschaftlich bewiesene maximale Auskreuzungsabstand. Dieser dürfte aktuell bei ca. 2km liegen, müsste allerdings immer wieder dem wissenschaftlichen Stand angepasst werden. Ist eine Kontamination nicht auszuschließen, dann darf der gentechnisch veränderte Mais eben nicht angebaut werden.

Die von Minister Seehofer vorgeschlagenen 150m (in der Verordnung zur guten fachlichen Praxis beim Anbau von transgenem Mais) gelten nur für Mais. Somit trifft Ihr Vergleich zum gentechnisch veränderten Raps nicht zu. Da dieser noch nicht kommerziell angebaut werden darf, gibt es auch noch keine Verordnung zur guten fachlichen Praxis. DIE LINKE. hält den Raps für absolut nicht koexistenzfähig – nach unserer Ansicht darf er niemals kommerziell angebaut und auch nicht im Freiland zu Forschungszwecken freigesetzt werden. Die ökologischen Risiken sind viel zu groß!

Ob DIE LINKE. die Gentechnik auf dem Teller verbannen kann? Wir arbeiten daran, das kann ich Ihnen versprechen. Dazu brauchen wir politische Verbündete, auch in der FDP und der CDU/CSU. Und wir brauchen engagierte Bürgerinnen und Bürger, so wie Sie, die immer wieder nachfragen und dadurch den nötigen politischen Druck auf uns Politikerinnen und Politiker erzeugen.

In diesem Sinne, lassen Sie uns weiter für eine gentechnikfreie Landwirtschaft streiten.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Kirsten Tackmann (MdB)