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Frage von Christoph S. •

Frage an Kirsten Lühmann von Christoph S. bezüglich Verkehr

Kann es sein, dass zwischen Verkehrspolitik und Wohnungsnot ein enger Zusammenhang besteht? Also dass viele Leute ganz einfach in das Nachbargebiet ziehen und pendeln, wenn das eigentliche Wunschgebiet voll ist und die Verkehrsverbindung gut genug ist? Kann es sein, dass mit dem schnellen Bau zusätzlicher schneller, zuverlässiger und häufig fahrender ÖPNV-Bahnen bislang unattraktive Gebiete erschlossen und hierdurch der Immobilienmarkt mit viel zusätzlichem Bauland geflutet wird und so die Wohnungspreise auf ein erträgliches Maß fallen können?
Was halten Sie hierbei von Seilbahnen, wie sie in vielen südamerikanischen Städten schon fahren?
Kann es sein, dass viele an einem hohen Immobilien-Preisniveau interessiert sind und deswegen den Bau solcher Bahnen verhindern oder verzögern wollen.
Kann es sein, dass die Forderung nach Tunneln (z.B. Berlin-Lichtenrade (RE Richtung Wünsdorf-Waldstadt), Wolfratshausen Richtung Geretsriet, Erding, München-Johanniskirchen, allgemein U-Bahn statt Hochbahn) eine Methode ist, den Bau dieser Bahnen zu verzögern, damit das Preisniveau hoch bleiben kann?
Der Reichstag ist direkt neben einer oberirdischen 4gleisigen Hauptbahn: Ist das wirklich so unerträglich bei geöffnetem Fenster?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr S.,

Danke für Ihre Anfrage zu Verkehrs- und Wohnungspolitik.

Tatsächlich ist der Erhalt und Bau von Verkehrsverbindungen ein wichtiges Mittel, um auch Bewohnende aus bislang eher schlecht erschlossenen Gebieten besser anzubinden. Vor allem im Umfeld von Großstädten können so viele Wohngebiete außerhalb der eigentlichen Stadtgrenzen besser erreicht werden.

Dass es dabei in großem Umfang allerdings eine bewusste Verzögerung solcher Bauten durch das Verlegen in Tunnel gebe, kann ich ausschließen. Vielmehr geht es darum, dass bei jedem Verkehrsprojekt auch die Interessen der betroffenen Anwohnenden betrachtet werden müssen. Nicht ohne Grund haben wir für Neubauten hohe Lärmschutzauflagen. Konstanter Lärm verursacht Stress und Stress kann auf Dauer krank machen. Das muss bei jedem Projekt bedacht werden. Und auch bei bereits existierenden, älteren Strecken muss noch mehr in den Lärmschutz investiert werden, mindestens dann, wenn sie ausgebaut werden.

Priorität hat für mich derzeit, dass wir teils viel zu lange Zeiträume zwischen erster Planung und tatsächlicher Verwirklichung einzelner Projekte haben. Um diese deutlich zu verkürzen, will die Bundesregierung ein Planungsbeschleunigungsgesetz beschließen. Ein Entwurf des Verkehrsministeriums dazu liegt bereits vor.

Die von ihnen angeregten Seilbahnen können unter bestimmten Umständen durchaus eine sinnvolle Alternative zu anderen Verkehrsmitteln sein. In Südamerika sind sie vor allem da im Einsatz, wo auf kurzen Strecken sehr viele Höhenmeter überwunden werden müssen, so zum Beispiel in La Paz. Da wären schienengebundene Verkehrsträger deutlich im Nachteil oder an einigen Stellen auch gar nicht realisierbar. Da wir in Deutschland aber weitestgehend keine vergleichbaren topographischen Bedingungen haben, sind hier schienengebundene Verkehrsträger vorzuziehen, die zum Beispiel bei Wind weniger anfällig sind.

Mit freundlichen Grüßen
Kirsten Lühmann, MdB