Frage an Kirsten Lühmann von Florian K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Lühmann,
in der Schweiz ist nun beschlossen worden, dass Informatik ein Pflichtfach an Schulen wird. Hier wird es immer wieder angeregt und dann abgewiesen, da nicht genügend Informatiklehrer da seien. Auf der anderen Seite wird nicht ausgebildet. Wann kann man mit diesem Schritt in Deutschland rechnen? Es geht nicht darum alle Schülerinnen und Schüler als Informatiker auszubilden, sondern darum, sie für die Zukunft fit zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Kniedler
Sehr geehrter Herr Kniedler,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum verpflichtenden Informatikunterricht in Schulen.
Vorab: die Frage, ob Informatik Pflichtfach wird oder nicht, entscheidet jedes Bundesland für sich, das gebietet der Bildungsföderalismus. Dennoch kann der Bund wichtige Rahmenbedingungen für eine gute digitale Bildung mitgestalten.
Grundsätzlich ist es Konsens, dass digitale Bildung Gegenstand von Schul- und Unterrichtsentwicklung sein muss. Kinder müssen von Beginn an Kompetenzen im Umgang, Einsatz, Gestaltung und in der Nutzung digitaler Medien und Technik erlangen. Nur so können sie auf die modernen Anforderungen und Herausforderungen vorbereitet werden. Zur Medienkompetenz gehört die Fähigkeit, Risiken und Möglichkeiten der Weitergabe persönlicher Informationen einzuschätzen, das Wissen um die Manipulierbarkeit und Beeinflussungsmöglichkeiten und das Wissen um die Grenzen digitaler Machbarkeit. Medienkritik ist unerlässlich. Neben Informatik als technischem Fach gehört deshalb auch das Wissen um die Grenzen digitaler Machbarkeit zu guter Bildung. Neue Medien sollen nicht analoges Lernen und Lehren ersetzen, sondern sie dort ergänzen, wo digitale Bildung einen Mehrwert für unsere Kinder und Jugendlichen leistet. Deshalb müssen digitale Kompetenzen fachübergreifend vermittelt werden. Ein wichtiger Baustein dabei können zum Beispiel Aktionen wie „Erlebe IT“ von Bitkom sein ( https://www.erlebe-it.de/ ). Schulen können sich hier für Projekttage bewerben, während denen den Schülern und Schülerinnen der kompetente Umgang mit sozialen Medien vermittelt wird. In Workshops können zudem die Grundlagen des Programmierens erlernt werden. Ich habe dieses Projekt dieses Jahr gerne unterstützt und bin für einen Projekttag in einer Schule in meinem Wahlkreis gewesen.
Um Kinder umfassend auf die digitale Welt vorzubereiten, brauchen wir eine moderne technische Infrastruktur mit Glasfaseranschluss und WLAN, Smart-Boards und digitalen Lernprogrammen an allen Schulen. Zudem ist das Gesamtkonzept der Kultusministerkonferenz von 2016 ( https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2016/Bildung_digitale_Welt_Webversion.pdf ) ein guter Leitfaden, wie die technischen Fragen der Digitalisierung mit modernen Bildungsplänen, digitalen Bildungsinhalten, neuen Unterrichtskonzepten und nicht zuletzt guten Aus- und Fortbildungskonzepten für Lehrerinnen und Lehrer verbunden werden können.
Auf Bundesebene wollen wir nun konsequent den „Digitalpakt Schule“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung verwirklichen. In der letzten Legislaturperiode hatte sich Bundesministerin Wanka bei Bundesfinanzminister Schäuble nicht mit einer Finanzierung für dieses Vorhaben durchsetzen können. Der jetzige Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat nun die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt - 2,4 Mrd. Euro ab 2019, 3,5 Mrd. Euro in dieser Legislaturperiode. Bund und Länder wollen mit diesem Pakt für eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik sorgen. Dafür soll es bis Ende dieses Jahres eine Einigung auf das konkrete Vorgehen geben. Zudem muss bis dahin auch das Grundgesetz entsprechend geändert werden, um eine solche Finanzierung zu ermöglichen. Mehr zum Digitalpakt finden Sie auf den Internetseiten des Bundesbildungsministeriums: https://www.bmbf.de/de/wissenswertes-zum-digitalpakt-schule-6496.html
Mit freundlichen Grüßen
Kirsten Lühmann, MdB