Frage an Kirsten Lühmann von Nina P. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Lühmann,
vielen dank für Ihre Antwort (27.2.18) auf meine Anfrage vom 28.1.18. Ich möchte daran anknüpfen. Sie verweisen auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion (Drucksache 19/779). Darin wird bestätigt, dass die Fortführung des Projekts gegenüber einem Abbruch wirtschaftlich ist.
Ich bin entsetzt! Glauben Sie den Antworten der Bahn? Die Bahn gibt als Ausstiegskosten über 7 Mrd Euro an. Sie rechnet aber die NBS Wendlingen-Ulm ein>eine Täuschung! Die Neubaustrecke ist unberührt vom Ausstieg aus Stuttgart21. Sie kann ohne S21 weiterbestehen! Dazu verrechnet die Bahn alles Gebaute. Falsch. Umstieg21 könnte noch Teile davon verwerten. Natürlich gibt es auch Verluste, aber das ganze Projekt ist ein einziger Verlust - während des Baus und erst Recht nach einem eventuellen (Teil-)Betrieb. Es ist ein unwirtschaftlicher Rückbau.
Der Bewegung gegen S21 ist es wichtig, auch Stimmen aus unabhängigen Fachkreisen zu erhalten. „Gutachter fordert Ermittlungen gegen Bahn-Verantwortliche wegen Untreue“ Dies sind Strafrechtler Prof. Jens Bülte und Richter am Bundesgerichtshof a.D. Wolfgang Neskovic. http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/2018/Essentials_des_Gutachtens_zu_S21-Untreuefragen.pdf
Sollte man Ex-Richtern nicht mehr vertrauen als der Bahn, die nachweislich getäuscht hat?
Ich vertraue dem Eisenbahnbundesamt (EBA) nicht bzgl. S21: Das EBA hat so oft uns Reisende in Gefahr gebracht trotz Warnungen! https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/120/an-einer-katastrophe-vorbeigeschrammt-1301.html und Entgleisungsvorfälle inkl. Verletzter http://ingenieure22.de/cms/index.php/projekte-studien/sicherheit-und-brandschutz/72-analyse-der-drei-entgleisungen-im-hauptbahnhof-stuttgart und https://www.stern.de/reise/deutschland/stuttgart-21-ist-rational-nicht-mehr-erklaerbar---ein-kommentar-7837628.html ..."Man konstruiert eine Katastrophe sehenden Auges, das ist verbrecherisch“...
Sollte das nicht verhindert werden?
Mit freundlichen Grüßen
N. P.
Sehr geehrte Frau P.,
Vielen Dank für Ihre erneute Anfrage und ihre Antwort auf meine Ausführungen vom 27. Februar 2018.
Wie bereits in meiner letzten Antwort erwähnt, lagen dem Aufsichtsrat verschiedene Gutachten vor, die der Opposition im Bundestag nicht bekannt sind. Das heißt, dass auch bestimmte Wirtschaftsdaten aus Gründen der Geheimhaltung der Opposition nicht zugänglich sind. Aufgrund dieser Datengrundlage errechnet die Deutsche Bahn AG, dass ein Weiterbau des Projekts wirtschaftlicher ist als ein Abbruch.
Ob die Geheimhaltungspflicht der Daten in der Form immer sinnvoll ist, sei dahingestellt.
Jeder Fraktion bleibt natürlich das Recht ein entsprechendes Gegengutachten anfertigen zu lassen. Ob hier immer eine objektive Sichtweise möglich ist, wage ich zu bezweifeln. Zu berücksichtigen ist auch, dass solche Gutachter von vornherein schon aufgrund der oben erwähnten Geheimhaltungspflicht der DB AG kein ausreichendes Datenmaterial zur Verfügung haben können.
Unabhängig von dem Projekt Stuttgart 21 bestehen wohl grundsätzlich verschiedene Ansichten über demokratisch gewählte Regierungen und deren ausführende Behörden. Die Kompetenz und die Sachkenntnis einer staatlichen Behörde wie das Eisenbahnbundesamt grundsätzlich in Frage zu stellen halte ich nicht für zielführend.
Am 18. April 2018 waren Herr Lutz und Herr Pofalla im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages und haben sich den Fragen der Abgeordneten gestellt. Dabei wurden auch die von Ihnen aufgeworfenen Aspekte erörtert. Auch bei dem Herausrechnen von Wendling-Ulm (und da gebe ich Ihnen uneingeschränkt recht, das gehört nicht zu den Ausstiegskosten) bleibt es dabei: der Ausstieg, Rückbau und neu Errichtung des Bahnhofs sowie die neue Anbindung der Anschlussstrecken kommen teurer als der Weiterbau.
Zu guter Letzt möchte ich noch auf eine Anhörung im Bundestag am 5. Juni 2018 aufmerksam machen, bei der jede Fraktion die Möglichkeit hat, ihre jeweiligen Experten einzuladen und zu befragen.
Gerne lasse ich Ihnen anschließend, wenn Sie meinem Büro Ihre Mailadresse zur Verfügung stellen, das Redeprotokoll zukommen.
Mit freundlichen Grüßen
Kirsten Lühmann, MdB