Frage an Kirsten Lühmann von Gunner G. bezüglich Staat und Verwaltung
Guten Tag, Frau Lühmann!
Als in Uelzen geborener verfolge ich auch heute noch sporadisch die Nachrichten der AZ.
Bad Bodenteich: Besucher staunen bei Rundgang über Bodenteicher BGS-Areal / Firma Werkhaus und Onlinehandel an Objekt interessiert - Becher, Bunker und eine „halbe Stadt“ (Bernd Schossadowski, 11.12.2014).
Wie kann es einerseits sein, dass Flüchtlinge und Asylbewerber in Bauernhöfe, Gaststätten, Turnhallen von Schulen und nicht immer winterfeste Zeltstädte einquartiert werden - teilweise fernab von regulärer Infrastruktur. Andererseits stehen vielerorts Liegenschaften des Bundes oder der Länder leer, sind aber durchaus gewartet und von guter Qualität.
Die in dem Artikel angesprochen Liegenschaft steht seit meinem Wegzug aus Uelzen leer. Sie zeichnet sich aber durch vorhandene Wohnunterkünfte, Sportstätten, Mensa, Heizungsanlage, etc. aus. In fußläufiger Entfernung über die Kanalbrücke ist der Ort Bad Bodenteich zu erreichen.
Um einige Gegenargumente vorweg von meiner Seite aus zu bedienen:
Nur weil die angesprochene Liegenschaft Kapazitäten für x Menschen bietet und damit bei Vollbelegung eine Ghettoisierung ermöglichen könnte, muss das ja nicht so sein. Man könnte auch nur zum Teil belegen. Eine Teilauslastung ist immer noch besser als gar keine, aber dafür Wartung und Erhalt bis in die Ewigkeit, ohne dass das Areal wahrscheinlich jemals zu einem angemessenen Preis veräußert wird.
Dieses und ähnliche Areale sind für eine Veräußerung vorgehen. Dafür werden sie bisher gewartet, erhalten und gepflegt. Jedoch ist oft ernsthaft fraglich, ob eine solche Veräußerung - vor allem zu einem angemssenen Preis - jemals zu Stande kommt. (Firmen mit entsprechender Größe und Kapital bauen oft lieber selbst. Kleine Betriebe benötigen oft nur einen verschwindend geringen Anteil des Areals, das allerdings meist in Gänze losgeschlagen werden soll.)
Ich bitte um Stellungnahme. Vielen Dank.
Freundliche Grüße,
Gunner Gewiß
Sehr geehrter Herr Gewiß,
Ihre Frage vom 11.12.2014 möchte ich endlich beantworten. Ich bedauere, dass es so lange gedauert hat.
Vielleicht haben Sie ja in der Zwischenzeit die Entwicklung zum ehemaligen BGS-Areal in Bad Bodenteich verfolgt, ich nenne ein paar Stichworte, wie ich es erlebt habe:
Ihren Argumenten für eine Nutzung als Flüchtlingsunterkunft stimme ich voll zu - inklusive Ihrer Entkräftung der Gegenargumente. Ähnlich sahen es sehr bald auch der Landrat Dr. Blume und das DRK unter der Leitung von Geschäftsführer Meierhoff und haben eine Erstaufnahmeeinrichtung dort installiert. Das Gelände war zu dem Zeitpunkt ja bereits beim zweiten Versteigerungstermin an einen Bauunternehmer gegangen, der einer solchen Nutzung zugestimmt hat. Der Betrieb der Einrichtung war ein voller Erfolg. Personell war die Betreuung vorbildlich. Bad Bodenteich hat ebenfalls offen und positiv reagiert. Zwei Beispiele: Der Fußballtrainer des TuS Bodenteich hat für einen Flüchtling Arbeit und eine sportliche Perspektive in unserer Region nach zwischenzeitlicher Überstellung des Betreffenden nach Garbsen erkämpft. Die unmittelbar benachbarte Fa. Werkhaus hat eine Leseecke für die Unterkunft gespendet und gemeinsam mit Vertretern des Landkreises und mir eingeweiht. Es gab eine hochgelobte Fahrradreparaturwerkstatt, wo Flüchtlinge mit Schülern der Oberschule gemeinsam gearbeitet haben. Augenblicklich versuchen wir, eine Weiterführung der Werkstatt zu erreichen.
Während noch diskutiert wurde, ob die hochgelobte Qualität der Betreuung auf dem Gelände bei einer Auslastung von etwa 33% nicht besser für bis zu 1.500 Personen und deren längerfristige Unterbringung mit einem integrierten Sprach- und Integrationskonzept kombiniert werden sollte, brach der Flüchtlingsstrom Mitte des Jahres 2016 aus den bekannten Gründen des Abkommens mit der Türkei abrupt ab. Folge war, dass die meisten Mitarbeitenden der Unterkunft in andere Bereiche des DRK umgesetzt wurden, um sie nicht entlassen zu müssen. Augenblicklich ist das Areal wieder leer. Wie zukünftige Nutzungskonzepte aussehen könnten, ist augenblicklich nicht absehbar.
Mit freundlichen Grüßen
Kirsten Lühmann