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Kirsten Kappert-Gonther
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Julian D. •

Können Sie die Behauptungen zu meiner letzten Frage zum Thema Sterbehilfe belegen?

Sehr geehrte Frau Dr. Kappert-Gonther,

Danke für Ihre Antwort. Sie schrieben, dass in Belgien z.B. die Anzahl der Suizide gestiegen ist. Nach Zahlen der Weltbank ist dort jedoch die Suizidrate fallend: https://bit.ly/3GAaXka
Worauf beruht die Gefahrenprognose der uneingeschränkten Suizidhilfe? Liegen dazu empirische Daten vor?
Es ist doch verwunderlich, dass in Ländern mit faktisch uneingeschränktem Zugang zu Pentobarbital z. B. Mexiko (https://reut.rs/3soQtG6) laut WHO eine niedrige Suizidrate haben als Deutschland (https://bit.ly/34KuP6I):
Deutschland: 12,3
Mexiko: 5,3
je 100.000 Einwohner

Zudem habe ich letztes Jahr bei bestimmt 20 Psychiatern nachgefragt, ob diese ein solches Gutachten für mich anfertigen würden, dass mein Sterbewunsch wohl überlegt und selbstbestimmt ist. Fast alle haben abgelehnt ohne überhaupt Details zu kennen, außer einem, der mich aus persönlichen Gründen einfach zu jung fand.
Verlangt daher das Schutzkonzept nicht zu viel und ist damit verfassungswidrig?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr D.,

 

Menschen mit Suizidgedanken ist mit Akzeptanz und Wertschätzung zu begegnen. Niemand soll vom Staat das Signal bekommen, er oder sie sei überflüssig und werde nicht gebraucht. Suizidwünsche sind meistens volatil. Deswegen setze ich mich dafür ein, die Suizidprävention zu stärken. Der assistierte Suizid soll möglich sein, aber nicht gefördert werden. Auch das Bundesverfassungsgericht hat deutlich gemacht, dass das Strafrecht geeignet ist, um gefahrträchtige Angebote zu unterbinden. Sozialen Pressionen und Situationen, in denen aus Nützlichkeitserwägungen der assistierten Suizid in Betracht gezogen wird, soll vorgebeugt werden. Außerdem hat das Bundesverfassungsgericht deutlich gemacht, dass niemand, auch kein Arzt und keine Ärztin, verpflichtet werden kann, assistierten Suizid durchzuführen.

 

Zu den Statistiken: Ob eine Vergleichbarkeit mit den Daten aus Mexiko besteht, lässt sich schwer beurteilen. Wenn Sie aber in der von Ihnen angegebenen Quelle die Daten aus Belgien mit Deutschland vergleichen, sehen Sie, dass zwar langfristig glücklicherweise ein allgemein leicht abnehmender Trend zu beobachten ist, dass aber die Suizidrate in Belgien auf einem deutlich höheren Niveau liegt als in Deutschland. Der Zugang zur Sterbehilfe vermag daran eben nichts zu ändern, die sogenannten harten Suizide werden dadurch nicht weniger. Die assistierten Suizide nehmen zu. "Die zuständige Kom­mis­sion verzeichnete im vergangenen Jahr eine Zunahme um 12,5 Prozent auf 2.655 Fälle, wie die Gesundheitsverwaltung heute in Brüssel mitteilte." (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/110810/Mehr-Sterbehilfefaelle-in-Belgien-registriert).   

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Kirsten Kappert-Gonther

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