Frage an Kirsten Kappert-Gonther von Kathrin K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Kappert-Gonther,
ich habe Ihre Antwort auf die Frage von Frau Potjans gelesen und habe dazu Fragen.
Sie schreiben, dass Sie sich der Nutzen-Risiko-Bilanz des PEI anschließen und somit das Risiko von Nebenwirkungen deutlich geringer ist als die Nebenwirkungen einer Masernerkrankung. Wie kann man denn eine Nutzen-Risiko-Bilanz aufstellen, wenn man nicht weiß, wie viele Nebenwirkungen auftreten? Im Bundesgesundheitsblatt der Ausgabe 12/2004 heißt es dazu wörtlich: " Da die Untererfassung der Meldungen von Impfkomplikationen nicht bekannt oder abzuschätzen ist und keine Daten zu verabreichten Impfungen als Nenner vorliegen, kann keine Aussage über die Häufigkeit bestimmter unerwünschter Reaktionen gemacht werden." Weiter steht in der Ausgabe 4/2002 das man die Dunkelziffer der Nebenwirkungen auf mindestens 95% schätzt!
Wie sie in ihrem Antwortschreiben sagen, wird mit dem neuen Gesetz die eigentliche Risikogruppe - nämlich die Erwachsenen - nicht miterfasst. Was will man also mit dem neuen Gesetzbezwecken wenn die eigentliche Risikogruppe immer noch "ungeschützt" rumläuft? Sollte man nicht erst Aufklärungsarbeit leisten bevor man eine Pflichtimpfung einführt? Auf welche Studien beziehen Sie sich, die belegen, das Geimpfte gesünder sind als Ungeimpfte? Denn das sollte gewährleistet sein, wenn man seine Bürger zur Impfung verpflichten will. Aus Ihrer Antwort geht ebenfalls nicht direkt heraus, ob Sie für oder gegen eine Impfpflicht sind.
Ich danke Ihnen im Voraus für die Beantwortung meiner Fragen
MFG
K.K.
Sehr geehrte Frau K.,
vielen Dank für Ihr Schreiben. Impfungen sind ein wirksames Mittel, um Masern und andere übertragbare Krankheiten endlich zu überwinden. Impfungen dienen nicht nur dem eigenen Schutz vor Infektionen, sondern schützen auch Säuglinge oder Menschen mit Immunerkrankungen, die (noch) nicht geimpft werden können.
Ich teile Ihre Kritik an dem Entwurf des Masernschutzgesetzes. Der Entwurf aus dem Hause Spahn ist zu kurz gedacht. Statt eines Impfpflicht-Schnellschusses brauchen wir eine Impfstrategie, die die Masern nicht isoliert betrachtet, sondern alle Impfquoten – dort, wo nötig – erhöht. Zu dieser Strategie gehört auch, endlich die beträchtlichen Impflücken bei Jugendlichen und Erwachsenen mit zielgruppengerechten Aufklärungskampagnen und niedrigschwelligen Impfangeboten zu schließen. Hohe Impfquoten bei allen Infektionskrankheiten schützen die gesamte Bevölkerung, also auch die Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können.
Die von mir angesprochene Kosten-Nutzen-Bilanz beruht auf einer Studie des Paul-Ehrlich-Instituts, in der alle in den Jahren 2001 bis 2012 gemeldeten Verdachtsmeldungen zu Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen nach Impfung mit Masern-Mono- oder Masern-Kombinationsstoffen erfasst und bewertet wurden. Ausnahmslos die bekannten und in der Gebrauchsinformation gelisteten Nebenwirkungen wie Fieber, Fieberkrampf oder Lokalreaktionen wurden hier in einer im Vergleich zu den verimpften Dosenzahlen geringen Anzahl verzeichnet. Anzeichen auf neue, bisher nicht aufgeführte Nebenwirkungen gab es nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Kirsten Kappert-Gonther