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Kirsten Kappert-Gonther
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Werner M. •

Frage an Kirsten Kappert-Gonther von Werner M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Kappert-Gonther MdB,

der BUND warnt vor dem Zusammenbruch der deutschen Wälder https://www.welt.de/vermischtes/article197414161/Klimawandel-BUND-warnt-vor-einem-Waldsterben-2-0.html.
Meine Frage bezieht sich auf die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Menschen!
Soweit Bäume fehlen verändert sich das Klima, in erster Linie wird es heißer. Welche Auswirkungen hat dies auf die Menschen?
Gibt es eine wissenschaftlich validierte Studie, die die erwartbaren Todesfälle in Deutschland quantifiziert, weil Bäume sterben?

Welche Anstrengungen unternehmen Sie als Volksvertreterin, um diese absehbare Katastrophe, die im Volk viele Menschen möglicherweise das Leben kosten wird, zu verhindern?

Mit freundlichen Grüßen
M.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Herr M.,

vielen Dank für Ihr Schreiben. Trotz der enormen Bedeutung des Waldes für die Artenvielfalt, den Klimaschutz und unsere Gesundheit werden jährlich weltweit Wälder von der Größe Polens abgeholzt. Der jüngst veröffentlichte Bericht des Weltklimarats zeigt eindeutig: die fortschreitende Abholzung von Wäldern und die Art der Landwirtschaft heizen die Klimakrise an. Zusätzlich droht durch den zweiten Dürresommer in Folge ein Waldsterben in einem Ausmaß, wie wir es noch nicht gesehen haben – mit verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.

Dabei könnte uns eine richtige Nutzung des Landes im Kampf gegen die Klimakrise unterstützen. Wälder sind vielfältige Lebensräume und riesige Kohlenstoffspeicher, die geschützt werden müssen, die aber auch nachhaltig genutzt werden können. Spaziergänge im Wald tun nachweislich der Gesundheit gut. In Japan wurde bereits das sogenannte Waldbaden zur Behandlung depressiver Erkrankungen etabliert. Wir Grüne im Bundestag treten wir eine ganze Reihe von Maßnahmen ein, um den Erhalt der Wälder und somit auch das Klima zu schützen.

Wir fordern einen Waldzukunftsfonds von einer Milliarde Euro über die nächsten 10 Jahre. Wir wollen damit den konsequenten Waldumbau von Forstmonokulturen hin zu standortgerechten und naturnahen Öko-Wäldern fördern. Nicht nur auf dem Acker, auch im Wald wollen wir eine ökologische Nutzung der Ressource Holz, die Boden, Umwelt und Artenvielfalt schützt. Die Bundeswaldinventur III hat festgestellt, dass 64 Prozent der Wälder nicht naturnah bewirtschaftet werden. Das muss sich ändern! Wir fordern, dass alle Wälder bis 2050 nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet werden.

Zudem wollen wir die Artenvielfalt stärken durch Förderung von Nisthilfen und Schutzmaßnahmen, insbesondere für Vögel, Fledermäuse und Ameisen. Gezielter Arten- und Naturschutz muss sich auch aus ökonomischer Sicht lohnen und braucht eine dauerhafte finanzielle Absicherung. Außerdem muss Deutschland seine besondere Verantwortung als UNESCO Weltnaturerbe für natürliche und naturnahe Buchenwälder ernst nehmen und ihren Erhalt sicherstellen.

Mit einem Holzsparplan möchten wir den sparsamen Umgang mit Papier und Holzprodukten erreichen. Dabei muss Holz vor allem für langlebige Produkte – insbesondere als Baumaterial – verwendet werden und darf nicht für eine kurzlebige Nutzung als Brennholz oder für Einwegprodukte verramscht werden. Eine kluge Nutzung von Holz schlägt sich in unserer Klimabilanz nieder, denn Holz kann langfristig das Klimagift Kohlendioxid schlucken. Wir wollen das Bauen mit Holz erleichtern und auch Chancen der Digitalisierung insbesondere zur Senkung des Papierverbrauchs nutzen.

Nicht zuletzt muss sich Deutschland auf internationalem Parkett mit einer Kettensägenbremse für den tropischen Wald stark machen und eine Tropenwaldstrategie aus einem Guss entwickeln. Das heißt zunächst, Deutschland muss die weltweit herausragende Rolle der Wälder, insbesondere der tropischen Regenwälder, für den Schutz von Klima und biologischer Vielfalt anerkennen und sich für deren Erhalt und naturnahe Aufforstungen gemeinsam mit den Partnerländern im globalen Süden stärker einsetzen. Die Vermeidung von Entwaldung steht vor Aufforstungsprogrammen an erster Stelle. Dafür braucht es mehr Entwicklungsgelder sowie Rückenwind für bestehende internationale Initiativen insbesondere in den drei großen Tropenwaldregionen Amazonasgebiet, Kongo-Becken und Südostasien.

Unseren kompletten „Aktionsplan für einen gesunden Wald“ können Sie hier gemeinsam mit einem Bericht über unsere Konferenz „Die Lunge des Planeten retten – Waldschutz zwischen Berlin und Brasilien“ abrufen: https://www.gruene-bundestag.de/themen/biologische-vielfalt-naturschutz/aktionsplan-fuer-einen-gesunden-wald

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Kirsten Kappert-Gonther

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