Frage an Kirsten Kappert-Gonther von Peter S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr. Kappert-Gonther,
In Deutschland sterben 8 von 100 Herzinfarktpatienten im Krankenhaus, in Dänemark nur 4. Umgerechnet bedeuted dies 7000 Tote mehr in Deutschland jedes Jahr. Menschen die leben würden, wenn bei uns dänische Verhältnisse herrschten, sollte dieser Bericht zutreffend sein. https://www.spiegel.de/plus/gesundheit-was-deutsche-kliniken-von-daenischen-lernen-koennen-a-891c646b-f0c0-4f33-ae45-efa97968283c
7000 Menschen jedes Jahr ist eine Menge, die eigentlich unfassbar ist, wenn man bedenkt, dass sie so einfach weiterleben könnten.
Wie gedenkt Ihre Partei diese Menschen zu retten bzw. ihnen eine Chance auf Leben zu śchenken?
Zugrundeliegend geht es offensichtlich nur um eine andere Organisation der Krankenhäuser!!!
Mit freundlichen Grüßen
P. S.
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage, bei der Sie zurecht auf die bestehenden Strukturprobleme in der stationären Versorgung hinweisen. Im Zentrum der Krankenhausplanung muss die Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten stehen. Bislang spielt es für die Höhe der Krankenhausvergütungen (DRG) keine Rolle, in welcher Qualität die Krankenhausleistung erbracht wurde. Künftig müssen daher aus unserer Sicht Aspekte der Struktur-, Prozess und Ergebnisqualität in das DRG-System einfließen. Dabei müssten dann beispielsweise durch Sektor übergreifende Vergütungen auch Krankenhäuser belohnt werden, die sich in der nachstationären Übergangsversorgung ihrer Patientinnen und Patienten engagieren, sich an der Notfallversorgung oder der ambulanten Versorgung strukturschwacher Regionen beteiligen. Eine qualitätsorientierte Vergütung muss auch mit einer Stärkung der Qualitätstransparenz gegenüber Patientinnen und Patienten sowie gegenüber ambulanten Leistungserbringern einhergehen. Dazu müssen diese Informationen jedoch verständlicher und vergleichbarer aufbereitet werden. Hierzu wären auch öffentliche Qualitätsregister für bestimmte Behandlungen und Pflegeergebnisse in Krankenhäusern geeignet.
Zudem ist die Zentralisierung von Krankenhäusern in Ballungsgebieten sinnvoll, um die medizinische Expertise zu bündeln. Wenn Kompetenzen gebündelt werden, steigt die Qualität. Das kann aber nicht für die Versorgung in ländlichen Räumen gelten, hier müssen auch kleinere Häuser erhalten bleiben. Das gilt in besonderer Weise für die Geburtshilfe. Geburtshilfe muss wohnortnah und flächendeckend gesichert sein. Für hochspezialisierte Leistungen wie etwa seltene Erkrankungen oder Organtransplantationen ist länderübergreifende bzw. bundesweit abgestimmte Planung geboten. Der Notwendigkeit einer Spezialisierung stationärer Einrichtungen sollte durch intensivere Zentrenbildung Rechnung getragen werden.
Nicht zuletzt haben viele Krankenhäuser in Deutschland große Probleme, die notwendigen Investitionen zu leisten. Die Investitionen in Krankenhäuser sind in allen Bundesländern viel zu gering. Dadurch werden die Häuser gezwungen, die notwendigen Investitionen aus den Betriebsmitteln zu nehmen oder die Kosten in die Zukunft zu verschieben. Das geht auch zu Lasten von Stellen in der Pflege. Es bleibt fraglich, ob mittels des Strukturfonds die bezweckten Strukturveränderungen tatsächlich erreicht werden. Besonders bedenklich ist, dass die Koalition mit dem Strukturfonds auch künftig auf ein Instrument setzt, zu dem die private Krankenversicherung nichts beiträgt. So werden die gesetzlich Versicherten doppelt belastet - als Steuer- und als Beitragszahler. Die Investitionsfinanzierung muss aus diesem Grund reformiert werden. Eine solide Finanzierung verteilt Kosten und Mitspracherechte fair auf die Schultern der Beteiligten, unterstützt Strukturänderungen wie den Abbau von Überkapazitäten und sorgt durch nachhaltig gut aufgestellte Krankenhäuser für eine gute medizinische Versorgung überall in Deutschland.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Kirsten Kappert-Gonther