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Kirsten Kappert-Gonther
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Gudrun J. •

Frage an Kirsten Kappert-Gonther von Gudrun J. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Kappert-Gonther,
ich bin seit Jahren innerhalb der Selbsthilfe engagiert und habe ein paar Fragen.

Warum gibt es Bundesgesundheitsausschuss keine-n Beauftragte-n für die Kindergesundheit?
Warum schließen immer mehr Kinderkliniken?
Warum haben wir einen Ärztemangel besonders in der Pädiatrie?
Warum verdienen Ärzte-Kliniken nur an Folgeschäden und nicht an Gesundheits-Prävention?
Warum kriegen Typ 2 Diabetiker erst BLZ Testtreifen, oder den Libre (BLZ Scannen) zur Selbstkontrolle, wenn Sie Insulinpflichtig werden und nicht sofort nach der Diagnose?
Warum kriegen Krankenkassen über den Risikostrukturausgleich noch mal extra Geld sobald Typ 2 Diabetiker Insulinpflichtig werden?

Selbstkontrolle stärkt die Eigenverantwortung und nur durch Gewichtsreduktion könnte man die Insulintherapie bei Typ 2 Diabetikern vermeiden und Folgeschäden verhindern!

Mit früher Diabetes-Prävention und Rehabilitation könnte man Im Gesundheitswesen Milliarden einsparen!
Meine Vorschläge zur Diabetes-Prävention und Rehabilitation finden Sie auf unserer Internetseite!

Würde mich freuen wenn Sie meine Vorschläge „als nur Betroffene und Fachfrau in eigener Sache“ in Ihre Arbeit mit einfließen lassen?
https://www.shg-hilfe-zur-selbsthilfe.de/diabetes-pr%C3%A4vention-und-rehabilitation/

Was gibt es wichtigeres als die Bildung und Gesundheit unserer Kinder?
Überall wo es am wichtigsten ist fehlt das Personal z.B: Erzieher, Pädagogen, Sozialarbeiter, Streetworker, Ärzte, med. Fach und Pflegepersonal.

Gesunde Kinder gesunde Zukunft!

Würde mich über eine Rückmeldung sehr freuen!

Mit freundlichen Grüßen

G. J.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau J.,

vielen Dank für Ihr Schreiben und auch für Ihr Engagement insbesondere zur Förderung der Kindergesundheit. Obwohl Gesundheitsförderung ein zentrales Handlungsfeld der Gesundheitspolitik darstellen müsste, hat sie bisher nicht den Stellenwert, den sie verdient. Die Bundesregierung versäumt es, Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen, zu organisieren und in den Alltagswelten der Bürgerinnen und Bürgern dauerhaft zu verankern. Das deutsche Gesundheitssystem ist bislang überwiegend ein Krankheitssystem.

Ich vertrete den sogenannten „Health in all policies“-Ansatz, den auch die WHO empfiehlt. Das bedeutet, dass jede politische Entscheidung auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen für die Bevölkerung hin überprüft wird. Gesundheitsschutz und -förderung sollen dadurch einen hohen Stellenwert in allen Politikbereichen erhalten. Das Präventionsgesetz setzt leider zu sehr auf Verhaltens- statt Verhältnisprävention. Die zentralen Änderungen fanden ausschließlich im SGB V statt. Damit beschränkt sich das Gesetz auf den Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung und überschreitet zu wenig die Grenzen zu anderen Politikbereichen.

Wünschenswert wäre eine stringente politikfeldübergreifende Gesamtstrategie. Wir Grüne setzen auf eine Gesundheitsförderungspolitik, die über den Gesundheitsbereich weit hinausgeht und Sozial-, Arbeitsmarkt-, Bildungs-, Verbraucherschutz- und Umweltpolitik etc. miteinbezieht. Wir wollen allen Menschen – insbesondere Kindern – ermöglichen, das Wissen, die Kompetenz und die Gelegenheit zu haben, ein gesundes Leben zu führen. Da es auf den Anfang ankommt, ist es notwendig besonders alle Faktoren rund um die Geburt und das frühe Aufwachsen gut zu gestalten. All dies sollte jedoch nicht als isolierte Aufgabe des Gesundheitssektors, sondern – wie es auch die Ottawa-Charta fordert – als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden und Maßnahmen in den alltäglichen Lebenswelten der Menschen umgesetzt werden: in Kindergärten, in Schulen, am Arbeitsplatz, in Senioreneinrichtungen oder auch im Stadtteil. Es ist leichter sich zu bewegen, wenn das Wohnumfeld bewegungsfreundlicher gestaltet ist, beispielsweise durch Fahrradwege oder Spielplätze. Dafür sind gemeinschaftlichen Aktivitäten auf der kommunalen Ebene besonders wichtig.

Die Zukunft der Gesundheitsförderung wird mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Kommunen gestaltet. Dort laufen die Fäden zusammen. Vor Ort werden die Grundlagen für ein gesundes Aufwachsen und ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter gelegt. Statt wie die Große Koalition die Kommunen und Kreise als selbstverwaltete Organe der Bürgerinnen und Bürger zu entmündigen, wollen wir Gesundheitsförderungsnetzwerke mit nachhaltigen Strukturen aufbauen bzw. vorhandene Strukturen (beispielsweise regionale bzw. kommunale Gesundheitskonferenzen) stärken. Dabei sind die Kommunen und Kreise zuständig für die Kinder- und Jugendhilfe, Sozialhilfe sowie Quartiersmanagement und für die Wirksamkeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Kirsten Kappert-Gonther

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