Frage an Kerstin Griese von Uwe K. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Griese,
ich wende mich an Sie aufgrund des Ausschusses, dessen Vorsitz Sie inne haben. Ich bin Sozialpädagoge in Berlin und trainiere unter anderem Grundschüler in Neuköln. Was mir bei meiner Arbeit auffällt ist die unglaubliche Unausgeglichenheit, Aggressivität und Anspannung dieser Kinder.
Einen (Haupt)Grund dafür sehen viele der Lehrer und auch ich im Mangel an Möglichkeiten sich auszuleben, auszutoben, einfach Kind sein zu dürfen. Woran es fehlt sind sichere Freiräume für Kinder, die auch unabhängig vom Gutwillen der Eltern von den Kindern besetzt werden können. Konkret ziele ich auf den Autoverkehr im innerstädtischen Raum ab, der aus Sicht der Mobilität kaum Sinn macht (Stau, starke Verkehrsregulierung, etc.), im Hinblick auf städtischen Lebensraum sich aber verheerend auswirkt. Die Gefahr die vom uneingeschränkten Autoverkehr für z.B. Kinder ausgeht, beschränkt deren Bewegungs- und Freirwum auf Wohnung, Schule und andere für sie vorgesehene Plätze, die allerdings von Zeit und guten Willen der Eltern abhängen, da die für kleine Kinder nicht erreichbar sind. Sie als Historikerin können sich vielleicht in Zeiten zurückversetzen als Kinder noch gefahrlos in ihrer unmittelbaren Lebenswelt, der Straße vor der Tür, spielten und tobten. Meine Anregung bezieht sich auf den anthropologischen Bildungsbegriff, wonach erfahrungsbezogene Bildung Raum zur Entfaltung braucht.
Meine Frage an Sie ist: können Sie sich vorstellen das Auto aus dichtbesiedelten Wohngebieten, aus kleinen Straßenzügen, die verkehrspolitisch keine Relevants haben außer für die Bequemlichkeit der Anwohner, zu verbannen und damit sozialpolitisch sinnvolle Freiräume zu schaffen die keinen Cent kosten, aber für das soziale Gewebe in der Stadt von enormen Wert wäre, vor allem für Kinder und Alte, die unter unserem unvernünftigen Mobilitätswahn leiden müssen?
Mit freundlichen Grüßen,
Uwe Köhler
Sehr geehrter Herr Köhler,
ich kann ihrer Schilderung, wie Kinder heutzutage in ihren Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, voll und ganz zustimmen. Städtebau und Stadtentwicklung haben bei den Bemühungen, eine kinderfreundlichere Gesellschaft zu schaffen, eine enorm wichtige Bedeutung. Wie dies umgesetzt wird ist eine kommunalpolitische Entscheidung, die vor Ort getroffen wird.
Ich finde es wichtig, dass eine kinderfreundliche Politik auf noch mehr Akzeptanz trifft – nicht nur bei Politikerinnen und Politikern, sondern in der Gesellschaft allgemein. Die Schaffung von Freiräumen für Kinder und großflächige Verkehrsberuhigungsmaßnahmen treffen nicht immer auf das Verständnis der Anwohnerinnen und Anwohner. Deswegen muss noch mehr dafür geworben werden, dass die Interessen der Kinder mehr in den Vordergrund rücken.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese