Frage an Katrin Lechler von Heinz S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Lechler,
Sie haben sich öffentlich mehrfach für eine verstärkte Aufnahme von Flüchtlingen ausgesprochen. Die Kosten werden dann jedoch von der Allgemeinheit getragen.
Nehmen Sie auch persönlich Flüchtlinge in Ihrer privaten Wohnung auf? Falls nein, würde mich sehr interessieren, warum Sie keine Flüchtlingen aufnehmen und somit nicht bereit sind, die entstehenden Kosten aus Ihrer eigenen Tasche zu bestreiten.
Mit freundlichen Grüßen,
H. S.
Sehr geehrter Herr Seppelburger,
zunächst mal weiss ich nicht, was sie sich denken, wo ich jemanden dauerhaft aufnehmen sollte; in welcher Wohnung? Ich wohne in einer kleinen Mietwohnung, wo ich einer fremden Person keine Privatsphäre im Sinne eines eigenen Zimmers bieten könnte; da wäre eine Aufnahme überhaupt nicht zulässig! Aber um Ihr Bild von mir zu zerstören - wenn es dieses Zimmer gäbe, und mein Vermieter einverstanden wäre, würde ich natürlich jemanden aufnehmen!
Dann: ich habe mich nicht für eine verstärkte Aufnahme von Geflüchteten ausgesprochen, sondern dagegen, dass sie mit Waffengewalt und unter Verstoß gegen EU- und Menschenrechte davon abgehalten werden, Europa und Deutschland überhaupt zu erreichen. Ich habe auch darauf hingewiesen, dass ein reiches Land wie Deutschland sich die Aufnahme von Geflüchteten finanziell leisten kann, ggf. auch von mehr als in den letzten Jahren. Ferner habe ich darauf hingewiesen, dass wir (Deutschland) an vielen Fluchtbewegungen z.B. durch unsere Handels- und Waffenexportpolitik - und in Zukunft vermehrt durch unseren CO2-Ausstoß - eine Mitschuld tragen und deshalb auch eine moralische Verantwortung haben, Geflüchtete aufzunehmen. Und ja, das kostet Geld. Aber wenn sie sich mal drei Jahre zurückbesinnen - da waren weder die Renten höher, noch die ALGII-Bezüge, und die Steuern für "Otto Normalverbraucher" waren auch nicht niedriger. Die Geflüchteten sind nicht Schuld an der sozialen/ finanziellen Schieflage in Deutschland! Es ist genug Geld da, nur falsch verteilt. Wenn die deutschen Grenzen früher als geschehen abgeriegelt worden wären, hätten Sie im Gegenzug garantiert trotzdem keinen Cent mehr in der Tasche. Oder eine schönere Autobahn vor der Tür, oder was Ihnen sonst wichtig ist. Aber möglicherweise irgendwann dann doch mal ein schlechtes Gewissen, wenn Sie Abend für Abend in den Nachrichten Leichen von Menschen im Mittelmeer treiben sehen. Ich möchte für solche Bilder nicht verantwortlich sein! Menschen ihrem Tod zu überlassen, ist das Unmoralischste was überhaupt vorstellbar ist; ein Menschenleben ist nicht mit Geld aufzuwiegen. Vielleicht fällt Ihnen das wieder ein, wenn Sie - was ich Ihnen nicht wünsche - irgendwann einmal in Not sind.
Grüße
K. Lechler