Frage an Katrin Lechler von Helmut K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Um die Energiewende ist es ziemlich still geworden. Als Wahlkampfthema völlig ausgeblendet.
Eine Frage ist mir noch nie zufriedenstellend beantwortet worden:
Woher kommt der Strom wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Bitte keine "Power to Gas" und ähnliche Antworten. Heute, am 25.08., beträgt die Ausbeute von Wind in der südlichen Hälfte Deutschlands 0-4% der installierten Leistung. An wenigen Stellen im Norden 13-16%.
Sehr geehrter Herr Kaufmann,
vielen Dank für Ihre Mail und Ihre Frage. Bitte entschuldigen Sie, dass meine Antwort so lange auf sich hat warten lassen - als ehrenamtliche Kandidatin hat man keine Mitarbeiter, die solche Anfragen erledigen, sondern macht so etwas nach Feierabend oder am Wochenende selber...
Nun sollten Sie Antworten wie "Power to Gas" nicht gleich von sich weisen. Intelligente Speichertechnologie ist einer der Schlüssel für eine sichere Versorgung mit erneuerbaren Energien!
Momentan sieht es doch so aus: Der Strom aus Kern- und Kohlekraft verstopft die Netze, weshalb Windkraftanlagen - die den Strom quasi umsonst liefern - abgeschaltet werden müssen, und da die Kraftwerke weit mehr Strom produzieren als benötigt, wird er munter nach Frankreich u.a. exportiert. Für Ihren Fernseher oder Ihre Waschmaschine ist das völlig unerheblich. Für das Klima nicht. Wir brauchen eine Strom- (und Wärme-) erzeugung aus erneuerbaren Energien, um die Klimaziele zur Begrenzung der Erderhitzung zu erreichen. Windräder & Co. sind kein Selbstweck, sondern notwendig - wir haben schließlich keine zweite Erde im Schrank liegen!
Aber funktionieren muss es natürlich! Es geht ja nicht darum, dass wir, in sagen wir drei Jahren, einen Schalter umlegen und ab dann nur noch erneuerbare Energien zur Verfügung haben, sondern es ist ein Prozess. Der Atomausstieg läuft zum Glück, die 20 dreckigsten Kohlekraftwerke können wir problemlos sofort abschalten (einziger Effekt: es wird weniger Strom exportiert.) Derweil möchten wir Grüne insbesondere die Erzeugung erneuerbarer Energien für den Eigen- und Regionalverbrauch wieder attraktiv (unbürokratisch und billig) machen. Die Stromerzeugung der Zukunft wird zu einem großen Teil dezentral sein, und nach wie vor wird es einen Strom-Mix geben, nur jetzt eben aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse (im Sinn von Gülle und Grünschnitt). Im Normalfall wird so mehr als genug produziert werden, also muss gespeichert werden. Oder Strom in Wärme oder Gas umgewandelt werden. (Power to Gas ist dabei nicht die einzige und tatsächlich auch nicht die beste Methode.) Dazu muss ein kluges Lastmanagement kommen.
Zudem setzen wir Grüne auf den Ausbau der europäischen Energieunion, damit die Erzeugung und Verteilung von Strom in Europa besser vernetzt wird. Europaweit gesehen gibt es einen großen Ausgleichseffekt, was Wind und Sonne betrifft. Wenn man also die Wetter- und Klimaregionen in Europa vom Atlantik bis zum Baltikum, vom Mittelmeer bis Skandinavien besser miteinander verzahnt, sinkt auch der Bedarf an Speichern und Reservekraftwerken bei uns vor Ort.
Aus den Augen dürfen wir dabei auch nicht die Energieeffizienz verlieren - das Ziel muss der Einsatz möglichst weniger und stromsparender Geräte sein!
In der Hoffnung, dass meine Antwort zufriendenstellend war, grüße ich Sie und wünsche Ihnen einen schönen Tag
Katrin Lechler