Frage an Katrin Helling-Plahr von Stefan O. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Helling,
Sie sind für Studiengebühren. Allerdings sollte niemand von den Gebühren vom Studium abgehalten werden. Hier sollten staatlich Kredite o.ä. helfen. Ich kenne viele Leute die studieren. Allerdings nur Kinder von Eltern, die es sich leisten können ihre Kinder zu unterstützen. Wenn Mami und Papi genug Geld haben, brauch ich halt nicht oder nur wenig neben dem Studium zu jobben und muss mir keine Sorgen machen nach dem Studium mit einem Haufen Schulden dazustehen. Genau diese Überlegung hält viele junge Talente vom Studieren ab. Abgesehen davon wurden die Mittel des Landes NRW für die Unis vor Einführung der Studiengebühren gesenkt. Einen Teil dieses Fehlbetrages wird durch die Studiengebühren finanziert. Auch werden die Mittel oft verschwendet, da sie zeitnah ausgegeben werden müssen und es so nicht möglich ist Mittel anzusparen um sinnvolle Investitionen zu tätigen. In dem Zusammenhang würde mich interessieren, ob sie persönlich die Sanierung der Unigebäude von den Studiengebühren bezahlt werden sollten?
Was glauben Sie eigentlich warum so wenig Kinder aus HARTZ IV Familien studieren? Weil die alle blöd sind?
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Oberschelp
Sehr geehrter Herr Oberschelp,
herzlichen Dank für Ihren Beitrag. Er gibt mir eine gute Gelegenheit einige Missverständnisse zu klären.
Sie schreiben in Ihrer Nachricht, dass ich für Studiengebühren sei. Das ist so nicht ganz richtig. Ich befürworte Hochschulautonomie. Ich halte es für richtig, wenn Hochschulen selbst entscheiden können, ob, für welche Studiengänge und in welcher Höhe sie Studiengebühren erheben. Ich würde kein Studiengebührenmodell mittragen, das die Verantwortung für all dies nicht den Hochschulen überlässt. Ich bin der Überzeugung, dass vor Ort und unter Beteiligung der Studierenden die einzig sinnvollen Abwägungen über Vor- und Nachteile von Studiengebühren im Einzelfall getroffen werden können.
Wie Sie vielleicht wissen bin ich selbst noch voraussichtlich bis Anfang des nächsten Jahres Studentin. Ich studiere an der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster und habe mich dort für die Einführung von Studiengebühren eingesetzt. Die Uni Münster erhebt nun Studiengebühren in Höhe von 275 Euro/Monat. Für mich ist die Verbesserung der Lehre an der Uni und in meinem Fachbereich (Jura) deutlich erkennbar gewesen. Für höhere Gebühren hätte ich mich dort sicher nicht stark gemacht. Es mag aber auch Universitäten geben, wo höhere Gebühren oder auch gar keine Gebühren sinnvoll sind. Wichtig ist mir, dass den Studierenden an den Unis eine starke Stimme zur Mitbestimmung gegeben wird.
Das Mittel verschwendet oder falsch ausgegeben werden ist sicher zum Teil ein Problem. Natürlich bin ich nicht dafür, dass aus den Studiengebührenmitteln Gebäude saniert werden. Eben aus diesem Grund müssen die Studierenden an den Unis für ein transparentes Vergabeverfahren der Mittel und eine starke Mitbestimmung bei der Mittelverwendung eintreten. Auch hier bin ich wieder der Meinung, dass die Studierenden von Ort am besten wissen, wie das Geld sinnvoll angelegt ist. Dennoch die Studiengebühren sollen der Verbesserung der Lehre und nur der Lehre dienen, also den Studierenden möglichst direkt zugute kommen. Da die Mittel aber für die Lehre ausgegeben werden sollen und es sich bei diesen Ausgaben um kurzfristige und immer wieder anfallende Kosten handelt, sehe ich eine Notwendigkeit den Universitäten die Möglichkeiten der Mitteleinsparungen zu geben eigentlich nicht. Dadurch würde doch einer falschen Verwendung eher wieder Tür und Tor geöffnet.
Weiter sprechen Sie das Problem der Studienfinanzierung an. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, kenne ich als Studentin ebenfalls viele Studierende und eben auch viele, die ihr Studium nicht von den Eltern finanziert bekommen. Es ist ein Vorurteil, dass sich derzeit nur Kinder aus reichen Elternhäusern die Studiengebühren leisten können. Wenn das so wäre, würde ich Ihnen sofort zustimmen und für eine sofortige Systemänderung eintreten. Es ist richtig, dass sich jeder, vollkommen unabhängig von seinem Elternhaus, ein Studium leisten können muss. Deshalb aber werden die Studiengebühren von diesen Studierenden auch durch das Studienkreditmodell erst nach dem Studium und erst bei ausreichendem Verdienst gezahlt. Ein Studium vermittelt den Studierenden eine Ausbildung, die sie dazu befähigt hinterher eine Arbeit aufzunehmen, die Ihnen in der Regel (natürlich gibt es Ausnahmen) ein deutlich höheres Einkommen einbringt, als eine Arbeit die ohne eine Hochschulausbildung zur Verfügung stände. Aus diesem Grund ist es im Regelfall auch kein Problem für diese Personen den Kredit zurückzuzahlen. Für diejenigen, die nicht direkt einen Job oder nur einen schlecht bezahlten Job bekommen, gilt, dass Sie das Geld zunächst nicht zurückzahlen müssen. Für mich ist das eine faire Lösung.
Die FDP tritt außerdem für die Schaffung eines Stipendiensystems ein, wie es im internationalen Vergleich durchaus üblich ist. Wir wollen erreichen, dass die besten 10 Prozent der Studierenden mit 300 Euro pro Monat gefördert werden und so ein System etablieren, das nicht das Elternhaus, sondern Leistung belohnt.
Mit freundlichen Grüßen,
Katrin Helling