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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Frank S. •

Wie kann sichergestellt werden, dass ich auf Gesundheitsinformationen wie die eigene Blutgruppe, die Krankheitsgeschichte oder die neuesten Blutwerte per App zugreifen kann?

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

aus dem Wahlprogramm geht in Bezug auf Digitalisierung hervor, "Künftig sollen Patientinnen und Patienten per App sicher auf den digitalen Impfpass, Gesundheitsinformationen wie die eigene Blutgruppe, die Krankheitsgeschichte oder die neuesten Blutwerte zugreifen können.". Da nach meiner Kenntnis, Gesundheitsinformationen einen besonderen Schutz (PersDat) unterliegen, stellt sich die Frage: Mit welcher zukünftigen Software-Verschlüsselung und wie das erfolgen soll?

Mit freundlichen Grüßen
Frank Schweinert

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Frage an Frau Göring-Eckardt. Sie hat uns gebeten, Ihnen zu antworten.

Der Markt bei Gesundheitsapps ist jetzt schon unübersichtlich. Welche Apps wirklich etwas bringen oder beispielsweise nur die Daten absaugen, ist schwer erkennbar. Wir Grüne wollen mehr Qualität und Transparenz bei digitalen Gesundheitsanwendungen. Wir haben deshalb bereits einen Antrag in den Bundestag eingebracht, in dem wir die Bundesregierung auffordern, zügig den Aufbau und den Betrieb eines gemeinnützigen Online-Verzeichnisses für Gesundheitsapps mit staatlichen Mitteln unterstützen oder alternativ in eigener Trägerschaft ein solches Verzeichnis aufbauen. Ein solches Verzeichnis bietet Orientierungshilfe bei der Auswahl vertrauenswürdiger Anwendungen.

Das Verzeichnis sollte sich beispielsweise an Angeboten wie der Digital Apps Library des britischen National Health Service orientieren. Hier finden die Nutzerinnen und Nutzern eine Auswahl vertrauenswürdiger und sicherer digitaler Anwendungen. Die gelisteten und von den Anbietern eingereichten Anwendungen werden in einem mehrstufigen Prozess ausgewählt. Dabei müssen die Anbieter Fragen beispielsweise zur Wirksamkeit der Anwendungen, zur Sicherheit, zum Datenschutz, zur IT-Sicherheit sowie zur Nutzbarkeit beantworten. Die Antworten der Anbieter werden durch Expertinnen und Experten überprüft. Nach erfolgreicher Prüfung werden die Anwendungen in der Library veröffentlicht. Die Darstellungen in einem solchen Verzeichnis sollten ergänzt werden durch Kommentierungen und Erfahrungsberichte von Nutzerinnen und Nutzern. Zudem könnten in dem Verzeichnis gelistete Apps ein Qualitätssiegel erhalten.

Das Verzeichnis für „digitale Gesundheitsanwendungen“, das aktuell von der Bundesregierung aufgebaut wird, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings fehlen wichtige Aspekte, so sollen nur Apps mit niedriger Risikoklasse aufgenommen werden und die Angaben der Hersteller werden nicht ausreichend überprüft.

Mit einem oder mehreren Verzeichnissen allein ist es allerdings noch nicht getan. Vielmehr braucht es aussagefähige Kriterien, nach denen die Apps bewertet werden können. Expertinnen und Experten der Bertelsmann-Stiftung haben vor diesem Hintergrund ein einheitliches Set von möglichen Qualitätskriterien vorgeschlagen. Auf dieser Grundlage könnten Patientenorganisationen oder medizinische Fachgesellschaften durch Gewichtung der Kriterien eigene Einschätzungen der Apps vornehmen und entsprechende Empfehlungen aussprechen. Denn die Bewertung, welche App geeignet ist, entscheidet sich je nach Perspektive. Für Patientinnen und Patienten steht vielleicht die Nutzbarkeit und Verständlichkeit der Informationen im Vordergrund. Für medizinische Fachkräfte kommt es dagegen eher auf die Aktualität der verwendeten Daten oder die Verknüpfung mit anderen Anwendungen an.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt

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