Ist der importierte AKW-Strom,den uns die Nachbarländern verkaufen teurer,als der Strom den unsere eigenen AKW bis zur Abschaltung selbst produziert haben?Haben Sie belastbare Zahlen dazu?
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage an Katrin Göring-Eckardt.
Unterm Strich verkauft Deutschland seit 2003 mehr Strom ins Ausland als es aus dem Ausland einkauft. Wie bisher wird Deutschland auch in Zukunft in einigen Situationen Strom exportieren, und in anderen Situationen Strom importieren. Gekauft wird Strom da, wo er gerade am günstigsten verfügbar ist – das ist manchmal bei den Anbietern von Wind- und Solarstrom und manchmal auch bei Atom- oder Kohlekraftwerken. Länderübergreifende Ausgleiche bei Stromverbrauch, bei der Einspeisung erneuerbarer Energien und bei Verfügbarkeiten von Kraftwerken helfen, die Versorgung zu geringeren Kosten zu sichern.
Der Preis, der für Importe und Exporte bezahlt wird, bildet sich dabei am europäischen Strommarkt. Informieren Sie sich dazu beispielsweise hier: https://www.bmwi-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2020/06/Meldung/direkt-erklaert.html. Aus dem Großhandels-Strompreis lässt sich dabei nicht direkt ableiten, wie teuer es für ein Atomkraftwerk (in Deutschland oder beispielsweise Frankreich) war, den Strom herzustellen. Der Strompreis am Markt hängt hauptsächlich vom Stromangebot und der Stromnachfrage ab: Wie viel Strom ist gerade verfügbar, wie viel Strom wird nachgefragt? Eine starke Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien drückt den Großhandelsstrompreis tendenziell nach unten.
Da ihre Frage auf die konkreten Preise abzielt: Seit dem Atomausstieg ist der deutsche Börsenstrompreis sogar gesunken. (Im März lag der durchschnittliche deutsche Börsenstrompreis bei 100 Euro / MWh; er ist im April leicht auf 99 Euro gesunken. Im Mai, dem ersten Monat, in dem die deutschen AKW keinen Strom mehr produziert haben, ist er auf 77 Euro gesunken. Dies ist der niedrigste Strompreis seit Juli 2021.) Die Wirkung der Abschaltung der AKW auf den Strompreis ist so minimal, dass er von anderen Effekten überlagert wird, insbesondere der verstärkten Stromproduktion aus günstigen erneuerbaren Energien.
Zum Strommarkt 2022 gibt es beispielsweise folgende Übersicht der Bundesnetzagentur: https://www.smard.de/page/home/topic-article/444/209624, oder, mit noch mehr Einzelheiten und bis auf den aktuellen Tag hier: https://www.smard.de/home/marktdaten?marketDataAttributes=%7B%22resolution%22:%22week%22,%22from%22:1673669545263,%22to%22:1686798745262,%22moduleIds%22:%5B22004629,1004066,1001226,1001225,1004067,1004068,1001228,1001224,1001223,1004069,1004071,1004070,1001227%5D,%22selectedCategory%22:null,%22activeChart%22:true,%22style%22:%22color%22,%22categoriesModuleOrder%22:%7B%7D,%22region%22:%22DE%22%7D
Für weitergehende Fragen wenden Sie sich bitte gern an die zuständigen Fachabgeordneten der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen: https://www.gruene-bundestag.de/fraktion/arbeitsgruppen
Mit herzlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt
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