Frage an Katrin Göring-Eckardt von Andreas M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo Frau Göring-Eckardt,
seit Jahren wird immer mal wieder über die Einführung des Wahlrechtes für Kinder (ausgeübt durch die Eltern) nachgedacht.
Nicht nur als Vater eines und bald zweier Kinder halte ich diesen Ansatz für extrem wichtig. Ich halte ihn auch für wichtig, damit über die Stimme bei Wahlen Einfluss genommen werden kann so dass politische Entscheidungen stärker zukunftsorientiert und nicht auf Sicherung - ja Betonierung - des Status Quo ausgerichtet sind. Und daran sollten letztendlich alle in der Gesellschaft interessiert sein.
Bei Sonntagsreden gibt es (zumindest fast) keinen Politiker, der nicht "alles" für die Jugend tun möchte, die "unser aller Zukunft" - und nebenbei bemerkt auch unsere Rente - sind, sie die die "bestmöglichen Bildungschancen bekommen " sollen etc. etc. etc.
Die Vorschläge, dieser Bevölkerungsgruppe auch eine Stimme zu geben verschwinden aber immer ganz schnell und ohne groessere Resonanz von der Bildfläche.
Und in aller Ruhe werden fast gleichzeitig ausserplanmäßige Rentenerhöhungen (hier gibt es ja Wählerpotential) beschlossen und Schulen und Universitäten verwahrlosen, Lehrer fehlen etc etc etc. (der Vergleich mag von den tatsächlichen Finanzströmen her hinken, hier wird sicher in verschiedenen Töpfen gespart bzw. geprasst, und dass Elterngeld möchte ich natuerlich auch nicht vergessen aber der Grundtenor stimmt dennoch).
Ich würde Sie als Insiderin im Bundestag gerne fragen, was Sie glauben woran das liegt. Trügt denn der Eindruck, dass im Bundestag hauptsächlich eine Generation sitzt, denen das Rentenalter näher ist als die Kindererziehung und dass unter diesem Blickwinkel auch Politik gemacht wird bzw. man einfach zu träge geworden ist, sich auch noch um eine "zusätzliche" Wählergruppe kümmern zu müssen?
Schlussendlich sind alle Abgeordneten ja grosse Fans der Demokratie, nur an einer demokratischen Kontrolle durch unsere Zukunftshoffnungen scheinen sie nicht snderlich interessiert
Sehr geehrter Herr Mühlstrasser,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Kinder- bzw. Familienwahlrecht. Es stimmt, schon lange wird über das Thema Kinder- und Familienwahlrecht debattiert. Auch die Abgeordneten des Deutschen Bundestages beschäftigten und beschäftigen sich intensiv mit diesem Thema, wie der Gruppenantrag von Abgeordneten des Deutschen Bundestages zum Thema "Mehr Demokratie wagen durch ein Wahlrecht von Geburt an" zeigt. Die Grundmotivation Ihrer Forderung und dieses Antrags ist klar. Die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen muss stärker in das Blickfeld von Politik und Gesellschaft gerückt werden. In den letzten Jahren ist auch schon einiges in diesen Bereichen geschehen, längst nicht genug, da teile ich Ihre Meinung. Aber den Vorschlag für ein Kinderwahlrecht betrachte ich skeptisch.
Lesen Sie dazu meine Antwort vom 16.7.2008 auf die Frage von Robert W. Jahn vom 4.7.2008.
Mit freundlichen Grüßen
Katrin Göring-Eckardt