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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Mathias W. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Mathias W. bezüglich Europapolitik und Europäische Union

Liebe Katrin,
bis vor kurzem hatte ich noch nie etwas vor der "Europäischen Friedensfazilität" gehört. Doch das, was ich nun gelesen habe, beunruhigt mich sehr. 10,5 Mrd. Euro - weitgehend ohne parlamentarische Kontrolle - für Militäreinsätze und Ausbildung und Aufrüstung von Streitkräften in Drittstaaten. Das ist für mich unfassbar.
Da kommt mit friedlichem Namen offensichtlich eine europäische Aufrüstung daher, die am EU-Haushalt und Parlament vorbei entwickelt werden soll.
Kann es sein, dass dadurch auch Drittstaaten militärisch aufgerüstet werden?
Das, was unser Militär in anderen Ländern leistet, ist zumindest fragwürdig. Mein Nachbar war in Mali. Sein Fazit als Offizier: Völlig sinnlos.

Wie wirst Du Dich, wie wird sich Deine Fraktion verhalten? Stimmt Ihr der Europäischen Friedensfazilität zu?
Und wie soll dann dafür gesorgt werden, dass nichts den Verabredungen zur Kontrolle von Rüstungsexporten wiederspricht?
Wird es Vor-Ort-Kontrollen geben, die dafür sorgen, dass Rüstungsgüter nicht unrechtmäßig in anderen Ländern bleiben?
Kann überhaupt dafür gesorgt werden, dass insbesondere Kleinwaffen und Munition nicht in falsche Hände gerät?
Wie kann das alles parlamentarisch überwacht werden?
Wie gut könnt Ihr Euch hier mit Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern abstimmen und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den EU-Parlamentariern?
Macht bitte lautstark öffentlich, was da gerade passiert.
Viele Grüße
Mathias - Gotha

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Hallo Mathias,

vielen Dank für deine Anfrage zur „Europäischen Friedensfazilität“, Katrin hat uns gebeten zu antworten. Es ist gut, zu sehen, dass sich Bürgerinnen und Bürger für die Entwicklungen auf europäischer Ebene interessieren.

An den Verhandlungen zum nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen der EU nehmen neben dem Europäischen Parlament die EU-Mitgliedstaaten über ihre jeweiligen Regierungen teil. Als Oppositionspartei können wir das Agieren der Bundesregierung "nur" kritisch begleiten. Das tun wir aber in der Tat.

Für uns steht fest, dass wir zivile Instrumente der Krisen- und Konfliktbewältigung immer vorranging betrachten und diese ausbauen wollen. Dazu gibt es derzeit weder national noch auf europäischer Ebene unter den dort vertretenen Regierungen einen überzeugenden Willen. Die Einverleibung des „Instruments für Frieden und Stabilität“, das bisher eine eigenständige Budgetlinie im EU-Haushalt war, in ein allgemeines außenpolitisches Finanzierungsinstrument betrachten wir mit Sorge. Die Grüne Fraktion im Europaparlament versucht, bei den anstehenden Initiativen im Europaparlament diese Bedenken zum Ausdruck zu bringen.

Die Einrichtung einer „Europäischen Friedensfazilität“ schafft hingegen insofern Klarheit, als dass hier alle bestehenden verteidigungspolitischen Ausgaben zusammengefasst werden und außerhalb des EU-Budgets liegen. Völlig irreführend an diesem neuen Fonds ist hingegen der Name. Ausgerechnet die Bündelung aller militärischen Ausgaben als „Friedensfazilität“ zu bezeichnen, leitet in die Irre. Diese Namenswahl kritisieren wir auch.

Der einzige Vorteil dieses außerbudgetären Fonds ist lediglich, dass Projekte, wie etwa die Ausbildung ausländischer Streitkräfte in Zukunft nicht mehr aus dem zivilen EU-Haushalt bezahlt werden, sondern von den Mitgliedstaaten aufgebracht werden müssen. Das trägt zur besseren Übersichtlichkeit bei und verhindert, dass derartige Ausgaben im Rahmen von z.B. Entwicklungsprojekten finanziert werden. Dessen ungeachtet bleibt unsere Kritik an dieser Art von militärischer Unterstützung bestehen. Wir Grüne fordern in unseren parlamentarischen Initiativen, die Erkenntnisse der Friedens- und Konfliktforschung besser zu nutzen. Eine Sicherheitssektorreform in einem Partnerland kann nie nur die Ausbildung von Sicherheitskräften umfassen, sondern muss breiter angelegt sein und Elemente der Partizipation, demokratischen Kontrolle und Achtung der Menschenrechte umfassen. Besonders heikel wird es, wenn ausländische Streitkräfte mit Waffen und anderen Rüstungsgütern ausgestattet werden. Hier braucht es für die zukünftige „Friedensfazilität“ klare Regeln.

Den Export von Rüstungsgütern in Drittstaaten sehen wir grundsätzlich kritisch. Seit Jahren fordern wir ein Rüstungsexportkontrollgesetz, um strenge und klare Hürden für einen Export zu haben. Es kann nicht sein, dass über die „Friedenfazilität“ die EU zum Rüstungsexporteur wird. Mit dem EU-Gemeinsame Standpunkt hat die Europäische Union bereits seit Jahren Kriterien für den restriktiven Export, dessen Einhaltung wir stets anmahnen. Zu einer restriktiven Rüstungsexportpolitik gehören für uns immer auch glaubhafte Endverbleibskontrollen.
All dies ist derzeit Gegenstand von Verhandlungen zwischen Rat, Kommission und dem Europaparlament. Die Grünen im EP setzen sich dafür ein, dass die zukünftige „Friedensfazilität“ nicht zu einer Aufrüstung fragiler Drittstaaten führt. Auch ist sie bemüht, weitestgehende parlamentarische Kontrolle über diesen Fonds zu erhalten, auch wenn dieser außerhalb des EU-Budgets liegt.

Die Sorgen teilen wir. Wir versuchen diese an allen Stellen anzusprechen und sind mit unseren Europaabgeordneten (ua Hannah Neumann) im engen Austausch. Hier braucht es aber noch mehr Druck auf Union und SPD, diese völlig falschen Entwicklungen zu stoppen. Unseren letzten Antrag zur Krisenprävention findest du unter http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/111/1811174.pdf

Viele Grüße
Büro Göring-Eckardt

 

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