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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Fritz S. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Fritz S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

Sie finden man darf Herrn Meisner nicht Hassprediger nennen.
( http://www.presseportal.de/pm/2790/1073237/der_tagesspiegel )

Warum nennen Sie dann den Ministerpräsidenten von Bayern einen Hassprediger? Und warum meinen Sie das man das darf?

"Wir fordern Frau Merkel auf, den "Hassprediger“ Beckstein für die Dauer der Verhandlungen in verbale Sicherungshaft zu nehmen."
http://www.goering-eckardt.de/berlin/presse/04_05_24_beckstein.shtml

Mit vorzüglicher Hochachtung!

Fritz Schmitz

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schmitz,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner steht und stand nicht zum ersten Mal mit inakzeptablen Äußerungen im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Ich halte es für notwendig, einigen von Herrn Meisners vorgetragenen Ansichten in der Sache klar und deutlich entgegenzutreten. Die Bezeichnung „Hassprediger“ war und ist jedoch trotz allen Unbehagens mit Herrn Meisner aus meiner Sicht nicht die passende Antwort auf dessen verstaubte Ansichten. Egal, ob es um die Äußerungen des Erzbischofs zu Homosexualität, zur Stellung der Frau oder um Kunst geht: mit rhetorischer Aufrüstung ist dem nicht zu begegnen, ganz im Gegenteil drohen die tatsächlichen Probleme bei Herrn Meisners Weltsicht so unter den Tisch zu fallen.

Kritik sollte eben in der Sache deutlich sein, das habe ich wiederholt klar gemacht. Eine klare Positionierung zu Herrn Meisner würde ich mir im übrigen auch von der katholischen Kirchenführung wünschen.

Sie fragen in Ihrer Mail auch nach Herrn Beckstein. Der ehemalige bayrische Innenminister, der in der Vergangenheit immer wieder mit einer sehr restriktiven Abschiebungspraxis in die Schlagzeilen gekommen war, hatte 2004 im Rahmen der schon Jahre währenden zähen Verhandlungen zum Zuwanderungsgesetz mit einer unglaublichen Entgleisung für Empörung gesorgt. Beckstein forderte den damaligen Bundeskanzler Schröder auf, die Grünen bei diesem Thema auf Linie zu bringen, in seiner Sprache: zu „vergewaltigen“. Ein solcher Aufruf ist selbst in der zugespitzten politischen Auseinandersetzung nicht zu akzeptieren. Während damals konservative Politiker auf der einen Seite immer wieder Islamisten, die Gewalt verharmlosen oder sogar dazu aufrufen, als Argument für eine rigide Zuwanderungspolitik anführten, wurde auf der anderen Seite hier eine Sprache gebraucht, die dieses Anliegen konterkarierten. Auf diesen Widerspruch haben Volker Beck und ich damals hingewiesen, als wir sagten, dass der bayrische Innenminister sich an diesem Punkt(!) selbst als „Hassprediger“ erweist.

Im Umgang mit den Ansichten des Kölner Erzbischofs halte ich einen solchen Begriff jedoch für nicht lösungsorientiert, es macht eben einen Unterschied, ob man einen Politiker in eindeutig übertragener Weise so bezeichnet oder ob man einen Prediger (der ein Kardinal ja ist) entsprechend betitelt. Meine größte Sorge allerdings war gar nicht der Streit um die Worte, sondern dass der Gebrauch der Worte von der eigentlichen Auseinandersetzung, die mehr als nötig ist, ablenkt. Die Debatte jedenfalls drehte sich nicht mehr um die unsinnigen und unpassenden Äußerungen von Kardinal Meißner, sondern leider nur noch um den Gebrauch des Wortes „Hassprediger“.

Mit freundlichen Grüßen

Katrin Göring-Eckardt

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