Frage an Katrin Göring-Eckardt von Thomas L. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
in der öffentlichen Wahrnehmung ist das Thema Gesundheitswesen nicht unbedingt ein grünes Thema. Zumindest erlebe ich es so, dass die Grünen (leider) dieses Thema nicht öffentlichkeitswirksam genug besetzen. Bei Tierschutz sind Sie m.E. präsenter, ebenso bei gesundheitsschädlicher Umweltverschmutzung. Aber leider viel weniger bei dem Thema, den alltäglichen Wahnsinn in unseren Krankenhäusern zu beenden, Naturheilverfahren zu fördern und der Pharma-Industrie auf die Finger zu klopfen. Zu viele Menschen leiden in Deutschland unter dem 2-Minuten-Arztgespräch in der überfüllten Praxis und der Kommerzialisierung der Krankenhäuser, sowie der unzureichenden medizinischen Versorgung im Osten (in Sachsen-Anhalt stirbt man früher als anderswo) und im ländlichen Raum. Hier würde ich mir von den Grünen (als Grüner Stammwähler) ein in der Öffentlichkeit deutlich erkennbareres Profil wünschen, mit der Option auf signifikante (radikale) Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen.
Auf diesem Hintergrund meine Frage: Welche Pläne haben Sie das deutsche Gesundheitssystem radikal zu reformieren, also zu humanisieren, und wie soll das passieren?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Mit freundlichen Grüßen aus Magdeburg,
Thomas Lösche
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre Frage. Wir antworten auf Wunsch von Frau Göring-Eckardt. zunächst vielen Dank, dass Sie unsere Arbeit im Bereich der Ökologie so positiv wahrnehmen, das freut uns. Auch im Bereich Gesundheitspolitik sind wir als Grüne sehr aktiv und um gute Lösungen im Sinne der Patientinnen und Patienten bemüht. Es stellt sich hierbei eine Herausforderung, die auch im Kern bereits die Antwort auf Ihre Frage enthält: Es gibt in der Gesundheitspolitik bedingt durch die vielen Akteurinnen und Akteure und ihre - teils gegensätzlichen - Interessen nicht den einen Generalschlüssel. Wir müssen an sehr vielen verschiedenen Stellschrauben drehen. Ein wichtiger Punkt dabei ist es, das System mit mehr Gesundheitsförderung und Prävention vom Kopf auf die Füße zu stellen und das "Krankheitswesen" so in ein Gesundheitswesen umzubauen. Dazu müssen auch die ökonomischen Regeln verändert werden, damit nicht der Anreiz entsteht, immer mehr Leistungen zu erbringen, sondern mehr Zeit für den Patienten und seine Bedürfnisse bleibt. Auch brauchen wir stärkere Patientenorientierung, Evidenzbasierung und eine Überwindung der starren Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Behandlung. Das mag jetzt alles nicht nach der Revolution klingen, aber es sind entscheidende Veränderungen innerhalb unseres Gesundheitssystems, die alle darauf ausgerichtet sind, den Patientinnen und Patienten mehr Mitsprache zu ermöglichen und sie von Zuschauern am Rande des Systems wieder in den Mittelpunkt zu rücken.
Gesundheitspolitische Forderungen im Detail finden Sie hier:
https://www.gruene-bundestag.de/gesundheit.html
Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt