Frage an Katrin Göring-Eckardt von Erika A. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Göring-Eckhardt,
mein Mann übernahm mit 46 Jahren eine Sanitär- und Heizungsfirma (da machte er auch schon mit15 seine Lehre). Nun sind wir in Rente. Nach 48 Berufsjahren bekommt er eine Rente von 1.089,94 €.
Er arbeitete auf den Baustellen voll mit. Er machte nie vor 20.00 Uhr Feierabend. Am Wochenende war er meistens Büro, um die Arbeiten zu erledigen, für die er werktags keine Zeit fand.
Es gab gute und auch schlechte Jahre. In den Schlechten war der Verdienst meines Mannes geringer als das unserer Mitarbeitern.
Aber eins können wir mit guten Gewissen sagen, unseren Mitarbeitern haben wir immer ordentliche, anständige Löhne gezahlt.
Wir haben 3 Kinder und 4 Enkelkinder.
In unserem reichen Land gibt es Kinder- und Altersarmut.
Es wäre endlich mal Zeit, nach den Ursachen dieser Armut zu schauen.
Der gesetzliche Mindestlohn auch nach aktuellen Erhöhung ist zu niedrig.
In vielen Branchen gehen selbst Fachkräfte oft nur mit gesetzlichen Minimum nach Hause. Die zunehmende Tarifflucht ist Hauptgrund dafür, dass seit Jahren viele Menschen in Niedriglohnsektor gefangen sind. In den Tarifverträgen sind meist deutlich höhere Löhne, auch in den unteren Lohngruppen, vereinbart.
Wer nach Tarif zahlt, der hat auch zufriedene Mitarbeiter, die sich in der Arbeit engagieren.
Niedriglöhne sind zwar eine wirksame Kosmetik für die Arbeitslosigkeit, aber der Preis ist sehr hoch!
Zu wichtigsten Zielen müssen möglichst hohe Löhne und Renten für möglichst viele Menschen gehören,
d. h. nicht unmöglich hoch, aber am oberen Rand dessen, was möglich ist.
Eine Wirtschaft muss auch ohne Wachstum funktionieren und die öffentliche Haushalte ausreichend finanzieren.
Wenn man wesentlich mehr verdient als Hartz IV, ist der Anreiz größer arbeiten zu gehen!
Arbeit muss sich lohnen, ohne arme Eltern gibt es keine arme Kinder!
Alles andere sind Reparaturarbeiten, bürokratische Monster, Milliarden mit Gießkanne verteilen.
Was meinen Sie dazu, Frau Göring-Eckhardt?
Sehr geehrte Frau A.,
vielen Dank für Ihre Nachricht, Frau Göring-Eckardt hat uns gebeten, Ihnen zu antworten.
Sie haben unsere völlige Zustimmung: Jede Arbeit hat ihren Wert und ihre Entlohnung muss ein Leben in Würde, ohne Armut ermöglichen. Das ist gegenwärtig nicht der Fall. Es gibt viel zu viele erwerbstätige Arme in unserem Land. Um diese Probleme anzugehen, war die Einführung des Mindestlohns richtig. Viele Beschäftigte und insbesondere Frauen verdienen mehr. Aber er ist auf niedrigem Niveau gestartet und die alleinige Kopplung an die Tarifentwicklung wird nicht dazu führen, dass der Mindestlohn armutsfest wird. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass der Schutz vor Armut ein zusätzliches Kriterium für die Bestimmung der Höhe des Mindestlohns durch die zuständige Kommission wird. Zudem wollen wir, dass die Mindestlohnkommission um Experten aus der Wissenschaft ergänzt wird. Unseren Antrag dazu finden Sie hier: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/009/1900975.pdf
Weitere bündnisgrüne Vorhaben aus den Bereichen Arbeits- und Sozialpolitik finden Sie hier https://www.gruene-bundestag.de/arbeit.html und hier https://www.gruene-bundestag.de/soziales.html
Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt