Portrait von Katrin Göring-Eckardt
Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
98 %
414 / 424 Fragen beantwortet
Frage von Nicole G. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Nicole G. bezüglich Innere Sicherheit

Straftäter und Kriminelle vom Kottbusser Tor

Sehr geehrte Frau Göring- Eckardt,

in folgendem Beitrag kommen die Bezirks-Bürgermeisterin von Friedrichhain, Monika Herrmann, die Polizei Berlin, Ralf Knispel von der Vereinigung der Berliner Staatsanwälte und die Anwohner, hinsichtlich der zunehmenden Gewaltspirale, zu Wort.

"Die Hemmschwelle der Täter sinkt. Ralf Knispel sagt, das Justiz und Polizei in diesen Täterkreisen, insbesondere von Personengruppen, die aus anderen Staaten herkommen, nicht mehr ernst genommen werden.

Die Straftäter (Diebstahl durch Antanzen, Drogenverkauf, sexuelle Übergriffe etc.) verfügen in aller Regel über einen Wohnsitz.
Wie fest der ist, ist fraglich.
Die entsprechenden Meldeverhältnisse zu wiederlegen sei der Staatsanwaltscaft garnicht möglich.
Mit festen Wohnsitz wird U-Haft nicht angeordnet. Die Täter wissen das."
https://m.youtube.com/watch?v=0H0LknHaWPw (ab 22.min)

Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann sagt, dass hier organisierte Banden unterwegs sind. Die körperliche Gewalttätigkeit hat sich verschärft, die Täter nehmen Polizei und Justiz nicht mehr ernst.
(ab 8:15 min) https://m.youtube.com/watch?v=0H0LknHaWPw

Nach Aufnahme der Identität kommen diese wieder auf freien Fuß.( ab 21:25 min) https://m.youtube.com/watch?v=0H0LknHaWPw

Wie sind hier Ihre Lösungsvorschläge für die Anwohner vor Ort, die Angst um Ihre Familien haben?

mfg, N.Grothey

Portrait von Katrin Göring-Eckardt
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Grothey,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage. Frau Göring-Eckardt bat uns Ihnen zu antworten.

Das Kottbusser Tor ist eine Hochburg der Kriminalität in Berlin. Das ist unbefriedigend und die Berliner Grünen arbeiten hier an Lösungen. Die Erfahrung der Bekämpfung von kriminellen Handlungen zeigt uns aber, dass in solchen Fällen häufig nur eine Verlagerung in andere Stadtgebiete stattfindet. Grundsätzlich ist es Ziel grüner Politik die Sicherheit für alle in Deutschland lebenden Menschen zu gewährleisten. Hundertprozentige Sicherheit kann jedoch niemand garantieren. Ein solches Versprechen wäre hochgradig unseriös. Die Politik verfügt jedoch über Instrumente, mit denen sie für ein Höchstmaß an Sicherheit bei gleichzeitiger Gewährleistung bürgerlicher Freiheiten sorgen kann. Welche und wie wir Grüne die zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen wollen, haben wir in einem Papier zur Inneren Sicherheit dargelegt. Hier der Link: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/fraktion/beschluesse/Innere-Sicherheit.pdf

Die Kernpunkte:
"1. Polizei stärken und neu organisieren: Wir setzen auf eine starke Polizei. Auch bei der Analyse der Bedrohungslagen und bei der Gefahrenabwehr geben wir Polizeiarbeit den Vorzug vor Geheimdiensttätigkeit. Dafür braucht es personelle Stärkung, modernste Ausstattung und gute Polizeiarbeit aus einer Hand. Gute Polizeiarbeit basiert auf der Achtung der Menschenrechte und der Minimierung von Gewalt. Sie ist europäisch und international gut vernetzt. Terroristen und andere Täter arbeiten grenzüberschreitend: Deshalb wollen wir gemeinsame Ermittlungsteams bei Europol in der Terrorismusbekämpfung stärken.

2. Arbeit der Nachrichtendienste neu regeln und wirksam kontrollieren: Die Snowden-Enthüllungen und die Arbeit des Untersuchungsausschusses zur Geheimdienstaffäre haben gezeigt: Die Arbeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) muss endlich klar gesetzlich geregelt werden, die Nachrichtendienste brauchen wirksame parlamentarische Kontrolle. Die anlasslose Massenüberwachung muss ersetzt werden durch klar beschränkte, verhältnismäßige Eingriffe seitens des BND. Deshalb wollen wir das G-10-Gesetz reformieren, das Eingriffe in das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis regelt. Für eine bessere demokratische Kontrolle soll ein zentraler, gut ausgestatteter Kontrollausschuss des Deutschen Bundestages geschaffen werden.

3. Zäsur beim Bundesamt für Verfassungsschutz: Beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) wollen wir eine echte Zäsur. Anstelle des BfV soll ein neues unabhängiges Institut zum Schutz der Verfassung demokratie- und menschenfeindliche Bestrebungen beobachten und analysieren. Denn gerade beim Beispiel Rechtsextremismus hat sich längst erwiesen: Wissenschaft und engagierte Zivilgesellschaft sind regelmäßig viel besser über die Entwicklungen informiert als das BfV. Gegenüber der Polizeiarbeit klar begrenzte Aufgaben des BfV mit Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel sollen in ein neues Bundesamt zur Gefahren- und Spionageabwehr überführt werden.

4. Prävention als wirksames Mittel zur Gewährleistung der inneren Sicherheit: Prävention kann, was keine Technik, keine Kamera dieser Welt kann: Demokratie stärken und Straftaten im Vorfeld verhindern. Mit einer Präventionsstrategie für Deutschland wollen wir gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Radikalisierung und Gewalt dort bekämpfen, wo sie entstehen. Daran sollen in einem strukturiertem Dialog Bund, Länder, Kommunen und zivilgesellschaftliche Institutionen in einem bundesweiten Präventionszentrum gemeinsam arbeiten. Rollenklarheit zwischen allen Akteuren ist dabei ebenso zentral wie eine solide und dauerhafte Förderung der vielfältigen, engagierten Zivilgesellschaft. Zur Präventionsstrategie werden wir an anderer Stelle eine detaillierte Konzeption vorlegen."

Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Katrin Göring-Eckardt
Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen