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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Kerstin L. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Kerstin L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Göhring-Eckardt,
warum müssen unsere Soldaten in den Krieg gegen den IS ziehen und junge gesunde und wehrfähige Männer aus Syrien oder anderen betroffenen Ländern flüchten zu tausenden nach Deutschland und lassen ihr Heimatland im Stich? Ich bin damit einverstanden dass dort unten Hilfe geleistet wird, keine Frage. Es gibt dort Fraueneinheiten die militärisch gegen den IS kämpfen (Kurden). Die meisten kommen doch auch gar nicht direkt aus dem Kriegsgebiet sondern aus den Flüchtlingslagern in den Ländern ringsrum. Warum kämpfen diese jungen Männer nicht gegen den IS und für die Befreiung ihrer Heimat und sehen zu das ihre Eltern, Frauen und Kinder in Sicherheit sind? Dafür fehlt mir und allen die ich kenne jegliches Verständnis. Wenn bei uns in Deutschland solche Zustände herrschen würden könnten wir auch nicht flüchten sondern müssten und würden für unsere Freiheit kämpfen. Wer würde uns den alle aufnehmen? Andererseits haben afghanische Flüchtlinge die für die Bundeswehr usw. gearbeitet haben jetzt Schwierigkeiten als berechtigte Asylanten hier anerkannt zu werden. Das finde ich unmöglich.
Und warum können die Kriegsflüchtlinge nicht nach vorheriger Einzelfallprüfung und Anerkennung direkt aus den Lagern abgeholt werden? Das wäre geordneter und ungefährlicher. Die Amis und Briten machen es doch auch so. Und man würde den Schleppern die Grundlage entziehen und an den Grenzen Europas würde wieder Ruhe einkehren.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Lehmann,

ISIS wie auch Al Qaida sind eine neu terroristische Bedrohung, die weltweit agieren oder agieren können und ideologisch an keinen territorialen Grenzen halt machen. Daher kann die Bekämpfung dieses Terrorismus auch nicht einzelnen Ländern überlassen bleiben und der Rest steckt den Kopf in den Sand stecken. Der Kampf gegen diesen Terrorismus erfordert leider zwar auch militärische Mittel, aber gewonnen werden wird er vor allem, in dem wir unsere offenen demokratische Gesellschaft - den Gegenpol zur totalitären Ideologie dieser Terroristen- bewahren und sie mehr ausstrahlt als die Versprechen der Fundamentalisten; indem wir ihnen die Jugend als Nachwuchs abschneiden, durch gesellschaftliche Integration, Präventionsarbeit und Aussteigerprogramme; durch polizeiliche Maßnahmen, als auch durch das Abschneiden der Geschäfte und Geldströme der terroristischen Organisationen. So komplex der heutige Terrorismus ist, so vielfältig müssen auch unsere Maßnahmen sein.

Zu Ihrer Frage, ob viele syrische Männer Syrien im Stich lassen würden, möchte ich sagen, dass besonders im wehrfähigen Alter viele Männder vor Bashar Al-Assad, weil sie nicht in der Armee eines Mannes kämpfen wollen, der Verbrechen gegen die eigene Zivilbevölkerung begeht. 70% der Menschen, die aus Syrien fliehen, fliehen vor dem Machthaber Assad. Das ist aus unserer Position vielleicht nicht so gut vorstellbar, aber es gibt dort diverse Konfliktparteien, für die die Menschen aus nachvollziehbaren Gründen nicht kämpfen wollen. Außerdem sollte niemand zum Verbleiben in Kriegsgebieten gezwungen werden können. Ihre Forderung, dass endlich legale Fluchtwege für Flüchtlinge geschaffen werden, fordern wir auch schon lange. Leider lässt sich das aus der Opposition heraus nicht umsetzen. Und so sind alle Flüchtlinge gezwungen einen illegalen Fluchtweg zu nutzen - ganz egal aus welchem Grund sie fliehen.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt

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