Frage an Katrin Göring-Eckardt von Babette H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Habe sogleich drei Fragen, die mir auf dem Herzen liegen:
1.Wünschen Sie sich, dass die gewaltlose Wiedervereinigung des deutschen Volkes, die ja eine weltweit anerkannte außergewöhnliche Leistung darstellt, auch in den Herzen aller Deutschen ankommt?
2.Warum bezeichnen Sie als Bundestagsabgeordnete mit einer großen Außenwirkung uns öffentlich als "Ossis", und das über 25 Jahre nach dieser Wiedervereinigung.
3.Sind Sie sich denn überhaupt Ihrer Verantwortung bewußt, wenn Sie uns "Ossis" völlig zu unzutreffend einen Migrationshintergrund andichten und damit wieder "Ossis" gegen "Wessis" gegeneinander hetzen?
Ich bin empört darüber und bitte Sie um ihre schnelle Beantwortung meiner Fragen.
Vielen Dank.
Babette Hoffmann
Sehr geehrte Frau Hoffmann,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht an Frau Göring-Eckardt. Sie bat uns Ihnen die mit ihr abgestimmte Antwort zu übermitteln.
Zunächst: Frau Göring-Eckardt selbst kommt aus dem schönen grünen Thüringen. Sie ist gern Ossi, genauso wie ungefähr die Hälfte ihres Teams.
Schade, dass die Äußerung aus der Bundestagsdebatte (bewusst oder unbewusst) missverstanden wird. Die Bemerkung war ein Kommentar, bezogen auf all jene, die nach 1990 Ostdeutsche als Menschen zweiter Klasse betrachtet haben und heute dabei sind, gleiches mit Flüchtlingen zu tun.
Es war nie die Intention, Bürgerinnen und Bürger aus den neuen Ländern zu beleidigen - im Gegenteil. Die außerordentlichen Leistungen der ostdeutschen Bürgerinnen und Bürger nach der Wiedervereinigung zeigen exemplarisch, welche Chancen sich einer Gesellschaft durch Veränderungen bieten. Sei es die Wiedervereinigung oder die Aufnahme von tausenden Menschen auf der Flucht.
Übrigens, „Migration“ beschreibt die Wanderung, Reise oder den Umzug von einem Wohnsitz zu einem anderen. Insofern sind auch ein Hamburger, der nach Bayern zieht oder eine Kölnerin, die es nach Berlin verschlägt, ein Migrant und eine Migrantin. Zwischen 1949 und 1990 sind ungefähr 3,8 Mio. Menschen aus der ehemaligen DDR, häufig illegal, in die BRD geflüchtet. Deren Nachkommen haben insofern, sieht man das Ganze mit einem Augenzwinkern, ebenso wie die genannten 30 Prozent, einen Migrationshintergrund.
Mit freundlichen Grüßen,
Büro Göring-Eckardt