Frage an Katrin Göring-Eckardt von Tom A. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
das Antibiotikum Colistin, welches seit Jahrzehnten für Nutztiere verwendet wird, wurde jetzt für den Humanbereich zum Reserveantibiotikum ernannt. Wie kann das passieren? Die Grünen trichtern uns Wählern doch immer ein, die intensive Tierhaltung würde für die Resistenzproblematik im Humanbereich zuständig sein. Und nun wurde ein Uraltantibiotikum (welches dort nach wie vor hoch wirksam ist) aus der Tierhaltung zum Reserveantibiotikum für die Humanmedizin ernannt? Kann es sein, daß Bündnis 90/ Die Grünen den Bürgern dieses Landes nicht immer die ganze Wahrheit sagt, wenn es um die konventionelle Landwirtschaft geht? Will diese Partei eine Agrarwende auf Basis ideologischer Lügen und selektiver Sprücheklopferei herbeiführen? Möchten Sie mit einer politisch erzwungenen Agrarwende dem mündigen Bürger die freie, demokratische Wahl nehmen, sich am Ladenregal das Produkt kaufen zu können, welches er möchte? Warum darf der Deutsche mit seinem Kaufverhalten den Markt sich nicht mehr selber nach Grundlage von Angebot und Nachfrage formen dürfen? Entspricht die jetzige Form der Maktfreiheit nicht vielmehr den Vorstellungen von Demokratie, weil ja quasi jeder Mensch wählen geht, und zwar am Ladenregal (Wahlbeteiligung also annähernd 100%), als es eine politisch erzwungene Agrarwende jemals könnte?
Mit freundlichem Gruß
Sehr geehrter Herr Albers,
da einige Ihrer Fragen sehr suggestiv sind, will ich mich in der Beantwortung auf den Wesensgehalt ihrer Fragen beschränken.
In der Tat wurde Colistin zum Reserveantibiotikum ernannt. Und bereits jetzt ist klar, dass auch dieses aufgrund der Resistensproblematik in seiner Wirksamkeit zunehmend schwächer wird, nachzulesen bspw. Hier:
http://www.tagesspiegel.de/wissen/keime-in-kiel-resistent-gegen-reserveantibiotikum-selbst-die-letzte-waffe-wird-stumpf/11385970.html
Dass der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung die Entstehung multiresistenter Keime befördern kann, ist mehrfach belegt. Ich verweise an dieser Stelle auf eine Studie, die Bundestagsfraktion in Auftrag gegeben hat.
http://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/agrar/Studie-Antibiotika-und-Resistenzen.pdf
Welche Schlüsse Sie daraus über "ideologische Lügen" ziehen wollen, überlassen wir gern ihnen. Eine demokratische Wahl, selbst am Ladenregel, will niemand nehmen - wir wollen aber sicherstellen, dass die VerbraucherInnen tatsächlich mündig und aufgeklärt ihre Wahl treffen können. Dazu müssen Alternativen - wie Lebensmittel in Bio-Qualität - in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen und gekennzeichnet sein. Was sie dann kaufen, ist ihre freie Entscheidung.
Viele Grüße
Büro Katrin Göring-Eckardt