Portrait von Katrin Göring-Eckardt
Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
98 %
414 / 424 Fragen beantwortet
Frage von Raimund A. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Raimund A. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Eckardt,

wie Sie anhand dieses Berichts sehen, prognostiziert die " Denkfabrik der BA", dass es 2014 keinen Jobboom in Deutschland geben wird:

http://www.rp-online.de/wirtschaft/auch-2014-wird-es-keinen-job-boom-geben-aid-1.3708096

So sollen von den 240.000 neuen Jobs lediglich 37.000 an Arbeitslose gehen.
Außer an Frauen die wieder ins Berufsleben einsteigen, gehen die neuen Arbeitsplätze vor allem an Einwanderer aus Ost-und Südosteuropa.

Welche Motivation soll man da noch haben, wenn man im eigenen Land nicht mehr wettbewerbsfähig ist?
Von ca. 700 Bewerbungen habe ich 700 Absagen bekommen!
Mein Job ging 2011 an einen Polen, danach wurde ich krank.
Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?
Warum werden so wenige Einheimische eingestellt?
Will Ihre Partei noch mehr Freizügigkeit und noch mehr Länder in die EU aufnehmen?

Für die kleinen Leute bringt die Freizügigkeit meines Erachtens nichts Gutes.

Mit freundlichen Grüßen

Raimund Arendt

Portrait von Katrin Göring-Eckardt
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Arendt,

alle Forschungsinstitute sind sich einig: In Deutschland lebende MigrantInnen zahlen mehr ein in die sozialen Sicherungssysteme, als Leistungen von MigrantInnen in Anspruch genommen werden.

Die Arbeitnehmerfreizügigkeit führt zu volkswirtschaftlich positiven Effekten, auch beispielweise mit Blick auf Menschen aus Bulgarien und Rumänien. Fast die Hälfte der rumänischen und bulgarischen ArbeitsmigrantInnen gelten als qualifizierte Fachkräfte, 20 % mit Hochschulabschluss als hochqualifiziert. Weniger als ein Viertel von ihnen bezieht steuer- oder beitragsfinanzierte Transferleistungen. Diejenigen, die auf diese Leistungen angewiesen sind, sind jedoch in den meisten Fällen nicht erwerbslos, sondern im Niedriglohnsektor beschäftigt und müssen deshalb aufstocken. Hier muss politisch angesetzt werden - sittenwidrige Dumpinglöhne sind grundsätzlich inakzeptabel.

Andere Zahlen belegen, dass die verstärkte Zuwanderung benötigt wird, da es teilweise sehr schwierig geworden ist in bestimmen Arbeitsbereichen in Deutschland qualifizierte MitarbeiterInnen zu finden.

Ein zentraler Wert der Europäischen Union liegt in der Freiheit, dort zu wohnen, zu arbeiten oder zu studieren, wo es die Menschen wünschen. Von dieser Freiheit profitieren Millionen von Deutschen. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dieses Recht auch allen anderen EU-BürgerInnen zuzugestehen. Daher schätzen wir auch weiterhin den Wert der Freizügigkeit innerhalb der EU.

Unübersehbar bleibt jedoch das Problem, dass in Deutschland immer noch viel zu viele Menschen vergeblich eine Arbeitsstelle suchen. Wo es daran liegt, dass Arbeitssuchende nicht oder nicht mehr ausreichend qualifiziert sind, wollen wir ihnen als Bündnis 90/ Die Grünen mit mehr Umschulungs- und Ausbildungsangeboten den Weg in Zukunftsberufe und Arbeitsfelder mit Personalmangel eröffnen. Zu viele Menschen sind trotz guter Konjunktur dauerhaft ohne Chance auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb wollen wir mit einem verlässlichen sozialen Arbeitsmarkt Teilhabe schaffen und Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren. Dafür sollen die passiven in aktive Leistungen umgewandelt werden. Aus dem Arbeitslosengeld II und den Kosten der Unterkunft wird so ein Arbeitsentgelt für ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis. Arbeitsplätze im sozialen Arbeitsmarkt können von allen Arbeitgebern angeboten werden.

Auf diesem Wege wollen wir alle Menschen unterstützen eine dauerhafte Beschäftigung zu finden, unabhängig von ihrer Herkunft.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt MdB

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Katrin Göring-Eckardt
Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen