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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Guntram S. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Guntram S. bezüglich Jugend

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

In der Antwort an Herrn Meyer zum Thema "Betreuungsgeld" finde ich die folgende Aussage von Ihnen:
"Wir Grüne halten das Betreuungsgeld auch aus gleichstellungspolitischen Gründen für völlig falsch. Denn es setzt gerade für junge Mütter einen Anreiz, nicht beziehungsweise erst spät wieder in ihren Beruf zurückzukehren.".

Erklären Sie mir bitte einmal, warum 150 Euro für eine Frau einen Anreiz darstellen, dem Beruf fern zu bleiben, der z.B. das Zehnfache Einkommen erbringt?
Erklären Sie mir bitte auch einmal, warum junge Männer nicht bereit sein sollen, einen solchen Anreiz zu erkennen und auf "betreuenden Elternteil" umzusatteln?

Wäre es nicht viel besser, Sie würden sich mit Frau Schröder einig werden, dass nicht nur die Frauen in unserer Gesellschaft Anerkennung bekommen, die auf eine ehrliche Weise Karriere machen, sondern auch diejenigen, die Erziehung zu Hause leisten, und dafür mal alle diejenigen Frauen ins Abseits gestellt werden, die sich vor Verantwortung drücken (sowohl im Beruf als auch im Haushalt)?

Hat Gereichtigkeit wirklich etwas mit Geschlechterrollen zu tun oder einfach etwas damit, dass die Politik seit den 70er-Jahren Rahmenbedingungen geschaffen hat, die Frauen (und Männer) dazu verführen, unehrliche Wege zum gesellschaftlichen Aufstieg zu beschreiten, anstatt sich angemessen und fair gegenüber ihren Mitmenschen zu verhalten?

Glauben Sie, Jesus würde es gut finden, dass Karrierefrauen und -männer staatlich belohnt, Menschen, die sich um ihre Familie kümmern (aus Überzeugung), dagegen wirtschaftlich bestraft werden sollen?

Glauben Sie wirklich (trotz der jüngsten Deutschen Geschichte (Drittes Reich, DDR) dass die Bürger dem Staat ihre Kinder lieber anvertrauen, als sich selbst?

Glauben Sie wirklich, dass Familienpolitik dazu dienen sollte, Karrierefrauen zu unterstützen, oder sollte nicht vielmehr die individuelle Förderung der Kinder im Mittelpunkt guter Familienpolitik stehen?

Guntram Seiss

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Seiss,

vielen Dank für Ihre Frage. Vorab: Frauen sollten selbst entscheiden können, ob sie beruflich Karriere machen wollen. Dafür braucht es aber Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung, also erst einmal genug Betreuungsplätze (in Deutschland fehlen 220.000 für unter Dreijährige!)

Und leider ist es ja nicht so, dass jeder Tätigkeit „das Zehnfache“ einbringt, viele Frauen arbeiten zudem Teilzeit. Bei vielen gut verdienenden Eltern wäre es sicherlich so, dass sie die 150 Euro für eine private Nanny verwenden, was die Idee des Betreuungsgeldes (Anerkennung der Erziehungsleistung der Eltern) vollkommen ad absurdum führt. Und was die Väter angeht: Untersuchungen zum Betreuungsgeld in Thüringen haben leider gezeigt, dass es eben die Frauen sind, die zu Hause blieben. Auf Väter übt ein Betreuungsgeld kaum Anreize aus.

Die Frauen, die Kinder zuhause erziehen, bekommen die von Ihnen angesprochene Anerkennung ja längst von staatlicher Seite: Die materielle Ehe- und Familienförderung in Deutschland hat schon lange beträchtliche Dimensionen. Davon profitieren insbesondere zu Hause Erziehende bzw. Elternteile die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen: Ehegattensplitting, die Ehegattenbeitragsfreiheit in der Krankenversicherung oder die Anerkennung der Erziehungsleistungen bei der Rente.

Ihr Hinweis auf Drittes Reich und DDR ist unangemessen und polemisch : eine gute, qualitativ hochstehende Kinderbetreuung, wie wir Grüne sie anstreben, hat mit den Zuständen in Diktaturen nun wirklich nicht das Geringste zu tun.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt

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