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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Klaus P. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Klaus P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

Grüne haben wiederholt gefordert, daß Sportschützen Waffen künftig nur noch auf dem Schießstand, nicht aber zu Hause aufbewahren dürfen. U.a. hat dies C. Özdemir im ZDF „heute-journal“ vom 21.09. gefordert.

Zitat Özdemir "bisher konnte mir niemand erklären, warum man Großkaliber im Schießsport braucht“

Wie kommen Sie darauf, daß ich Ihnen mein Handeln überhaupt erklären muß?

Wie alle anderen technischen Geräte auch, braucht eine Waffe regelmäßige Wartung/Pflege.

Der Schießstand,auf dem ich trainiere,liegt 24 KM (westlich) von mir entfernt.

Soll ich tatsächlich nur zur Reinigung einer Waffe (Folgetag, Reinugungsmittel müssen wirken)) 48 KM fahren?

Wettkämpfe (u.a. DM & LM) finden von mir aus gesehen in östlicher Richtung statt.

Soll ich vorm Wettkampf erst nach Westen fahren, die Waffe(n) holen und dann an meinem Wohnort vorbei weiter nach Osten und am Abend umgekehrt?

Wie sehen Sie es aus ökologischer Sicht, wenn Schützen Abermillionen von KM umsonst fahren müssen?

Bisher ist es weitgehend VERBOTEN, Waffen in nicht ständig bewohnten Gebäuden aufzubewahren.

Glauben Sie, daß die, die diese Regeln aufgestellt haben alle keine Ahnung haben und Sie, Die Grünen, die einzigen mit Ahnung sind?

Ich stelle meine Munition zu Hause selber her. Ich stelle die Herstellung vereinfacht dar:
1.Hülse rekalibrieren, Zündhütchen ausstoßen.
2.Neues Zündhütchen setzen
3.Pulver abfüllen
4.Geschoß setzten
5.Crimpen

Wenn Munition zu Hause verboten wäre, würde ich mich nach dem 5. Arbeitsschritt strafbar machen, denn dann habe ich eine fertige Patrone in der Hand.

Wo, wann & wie soll ich meine Munition herstellen?

Auf meinem Schießstand trainieren 4 Vereine.Sie haben zwischen 35 & gut 100 Mitgliedern.Wenn alle Schützen ihre Munition auf dem Stand lagern, gibt es ein Problem. Geht man von 2000 bis 3000 Schuss pro Schütze aus, ergibt das eine so große Menge Treibmittel, daß Bunker gebaut werden müssen.

Wie soll das gehen?

Gruß
KP

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Pöhlker,

wir Grüne glauben nicht, dass die bisherigen Regeln zum Umgang mit Waffen von Menschen gemacht wurden, die, wie Sie sagen, ahnungslos sind und, dass wir nun den Stein der Weisen gefunden hätten. Das wäre völlig vermessen.

Mir persönlich geht es übrigens auch darum, denjenigen in die Augen sehen zu können, deren Kinder, Freunde, Verwandte durch eben diese Waffen getötet wurden, die Orte Erfurt und Winnenden sind dafür Mahnung. Ich kann und will nicht darüber hinwegsehen. Ich kann und will nicht hoffen, dass schon nichts wieder passieren wird. Ich kann und will auch nicht viele andere Gründe, die zu den furchtbaren Taten geführt haben, außer acht lassen. Aber die Frage des Waffenbesitzes eben auch nicht. Um ehrlich zu sein: die Argumentation mit den 24 oder 48 Kilometern verstehe ich gerade noch, kann ich sie akzeptieren? Können sie sie einem der Opfer oder den Hinterbliebenen ins Gesicht sagen? Haben sie sich vielleicht versucht vorzustellen, wie dieses Argument bei jenen ankommt?

Natürlich weiß auch ich, dass die übergroße Mehrheit der Sportschützen verantwortungsvoll mit Waffen und Munition umgeht. Es geht uns also nicht darum, irgendjemanden zu kriminalisieren.

Aber: Auch die Waffen von Sportschützen bleiben Waffen - und haben damit ein tödliches Potential. Das haben wir bei den verschiedenen Amokläufen auf traurigste Art vorgeführt bekommen. Und auch wenn es zumeist nicht die Schützen selbst waren, die aus einer Sportwaffe eine Mordwaffe gemacht haben, so haben wir doch die Verantwortung, Lösungen für dieses reale Problem zu finden.

Das wirft zum einen die Frage nach den Großkalibern auf. Sie sagen, dass Sie Ihr Handeln nicht erklären müssten, also auch nicht Ihren Wunsch, mit einer Großkaliberwaffe zu schießen. Im Grundsatz teilen wir Ihre Ansicht: In einer freien Gesellschaft sind Sie nicht in der Pflicht, Ihre Wünsche und Ihr Tun zu rechtfertigen und das ist auch richtig so. Dieser Grundsatz stößt aber dann an eine Grenze, wenn daraus eine Gefahr für andere erwächst. Das ist - um ein Beispiel aus einem ganz anderen Lebensbereich zu nennen - ja auch der Grund, warum Sie innerorts oder auf Landstraßen nicht so schnell fahren dürfen, wie Sie vielleicht wollten. Waffen sind ein Gefahrenpotential für andere, deshalb gibt es schon jetzt enge Beschränkungen für ihren Besitz und den Umgang mit ihnen. Gerade Großkaliber erlauben es auch relativ ungeübten Personen, schreckliche Verletzungen anzurichten und Menschen zu töten, dass haben wir in Winnenden erleben müssen. Deswegen kommen wir in der Abwägung zu dem Schluss, dass der Wunsch nach Schießsport mit solchen Waffen hinter dem Wunsch nach Schutz vor deren Missbrauch zurückstehen muss.

Die Amokläufe der jüngeren Vergangenheit haben auch gezeigt, dass durch das Aufbewahren von Munition und Waffen an einem Ort die Gelegenheit da ist, beides zu missbrauchen. Und das trotz der Vorschriften zur Aufbewahrung und trotz der Tatsache, dass diese Vorschriften von den Schützen keineswegs ignoriert werden. Die Lösung wäre daher, Waffe und Munition nicht am
selben Ort aufzubewahren.

Natürlich ist das nicht so ganz einfach zu realisieren, das wissen wir. Sie werfen auch genau die Fragen auf, für die eine Lösung nicht sofort auf der Hand liegt: Wie sichert man die Waffen im Schützenhaus? Wie die Munition? Wie kann man das alles so gestalten, dass es für die Schützen auch noch eine praktikable Lösung ist?

Es ist nicht so, dass wir meinen, auf alle diese Fragen schon die perfekte Antwort zu haben. Deswegen sind wir auch mit Schützen im Gespräch, denn niemandem nutzt eine Regelung, die nicht umsetzbar ist und die keine Probleme löst.

Uns geht es darum den Wunsch nach Sicherheit und den Wunsch der Schützen nach Ausübung ihres Hobbys in Einklang zu bringen. Es mag sein, dass wir zu einer etwas anderen Bewertung kommen als Sie, wenn es darum geht, wer deswegen welche Abstriche machen muss.

Mit freundlichen Grüßen
Katrin Göring-Eckardt

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