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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Dagmar K. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Dagmar K. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Eckardt,

als Grünen-Politikerin haben Sie zwar differenzierte Anschauungen zur (Verkehrs-) Infrastrukturentwicklung, aber ich habe eine Frage, die die regionale Entwicklung von Suhl und Umgebung in diesem Zusammenhang betrifft.

Was meinen Sie, ist der Grund, dass sich Suhl wirtschaftlich nicht so entwickeln konnte, wie die Region ums "Erfurter Kreuz" (Arnstadt, Thörey, ...)?! Warum gibt es in Südthüringen nicht ähnliche Ansiedlungen - an mangelnder Verkehrsanbindung kann´s doch wohl nicht liegen?
Vielleicht lässt Ihre Antwort, trotz Ihrer persönlich größeren Verbindungen zu Mittelthüringen, mal einen solidarischen Blick "hinter den Berg" zu.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Dagmar Kobler.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Kobler,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre Frage.

Die wirtschaftliche Entwicklung einzelner Regionen hängt immer von vielen Faktoren ab. Hier kommen harte Standortfaktoren, wie die Verkehrsinfrastruktur, die Erhebung kommunaler Gewerbesteuern oder auch die Ressourcenverfügbarkeit zum Tragen, aber auch zahlreiche weiche Standortfaktoren sind ausschlaggebend, wie das Kulturangebot einer Stadt oder auch das Bildungsangebot, welches ausschlaggebend für die Anwerbung qualifizierter Fachkräfte sein kann. Hier muss ganz klar gesagt werden, dass beispielsweise die Schließung der Suhler Philharmonie einen enormen Verlust für die Kulturlandschaft der Stadt darstellt.

Es muss leider gesagt werden, dass die wirtschaftlich gute Entwicklung am „Erfurter Kreuz“ vor allem bedingt ist durch die sehr gute Infrastruktur und die Nähe zur Thüringer Landeshauptstadt. Suhl steht hingegen, wie viele andere Orte in Thüringen und Ostdeutschland auch, heute vor einer schwierigen Situation. Mit einem starken Rückgang der Bevölkerung kommt gleichzeitig ein enormer Anstieg des Durchschnittsalters einher. Dabei haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass die alten Konzepte wie Rückbau, Anpassung und Ansiedlung von auswärtigen Großunternehmen nicht mehr greifen. Stattdessen sollten vielmehr die Potenziale vor der eigenen Haustür genutzt werden. Und davon gibt es genug in Suhl. Denn der Demografische Wandel bietet auch Chancen für den Arbeitsmarkt. Neue Wirtschaftszweige könnten sich entwickeln. Besonders die Dienstleistungsbranche bzw. das Gesundheitswesen sind die Branchen in denen sich Suhl zukünftig etablieren könnte. Hier ist nun zukunftstaugliche Kommunalpolitik gefragt. Sei es der Umbau einer Typen-Schule zu einem altersgerechten Wohnhaus oder die verstärkte Nutzung Erneuerbarer Energien vor Ort, um regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Dies ist auch in Zeiten knapper kommunaler Kassen möglich. Zudem muss Suhl noch viel mehr als heute auf intelligentes Stadtmarketing setzen. So könnte es beispielsweise vielmehr mit seiner direkten Nähe zum Thüringer Wald werben. Schließlich ist der Thüringer Wald ein ganz wunderbares Naturerlebnis.

Grundlage für einen neuen Aufbruch aber ist es, Kreativität den nötigen Freiraum zu geben und aufgeschlossen gegenüber ungewöhnlichen Ideen und Konzepten zu sein. Und dies ist keine Frage des Geldbeutels, sondern vor allem der Köpfe vor Ort.

Herzliche Grüße,

Katrin Göring-Eckardt

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