Frage an Katrin Göring-Eckardt von Heinz S. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt ,
lt. heutiger Zeitungsmeldung zu Ihrer Rede beim einem Erfurter Alumni-Treffen bekräftigen Sie,dass in Zeiten gesellschaftlicher Krisen überzeugte christliche Stimmen notwendig sind.In der Politik gehe es durchaus um Macht ,allerdings nicht um Macht ihrer selbst willen , oder Macht über Menschen , sondern um Macht , die wir für die Gestaltung der Gesellschaft brauchen .
In diesem Bezug möchte ich Sie fragen , welchen Wert Sie dem Einsatz zur Bekämpfung der Geldmacht über die Menschen und die Demokratie beimessen?
Konkret gemeint sind u.A. der Aufruf führender Kritischer Theologen zum Reformationsfest 2008 "Frieden mit dem Kapital ? - Wider die Anpassung der Ev.Kirche an die Macht der Wirtschaft" , oder der Frankfurter Thesenanschlag an der Paulskirche am 30.10.2009 zum Weltspartag - "9,5 Thesen gegen Wachstumszwang und für ein christliches Finanzsystem" , sowie die Forderung der Humanwirtschaftspartei - zur Abstellung der Zinsspekulation (als Hauptursache aller Ungerechtigkeit ,Zwangsverschuldung und Armutsschere), durch Einführung der gesetzlichen Geldumlaufsicherung mit dem Ergebnis gesicherter Leistungs-.und Marktgerechtigkeit .
Warum ? Weil die Zwangsverschuldung in der Zinswirtschaft deshalb unlösbar ist , da Geld nur als Kredit gegen Zinsen von der Bank erhältlich ist. Die Banken fordern also generell mehr Geld zurück, als sie in das System geben! Deshalb fallen für alle Gelder zur Zinstilgung wieder neuerliche Schuldzinsen an - als endlose Umverteilung bis zur Zahlungsunfähigkeit , als Krise bzw. auch Staatspleite !
Mit freundlichen Grüssen und Dank im voraus.
H.Seifert
Sehr geehrter Herr Seifert,
vielen Dank für Ihre Frage. Als Präses der EKD-Synode kann ich Ihnen antworten, dass die Evangelische Kirche die kritische Anfrage an die Wirkung des Zinses in Geldgeschäften teilt. Ganz sicher brauchen wir auch eine Diskussion, die über die landläufige Diskussion über die Rolle der Kapitalmärkte hinausgeht. Christliche Positionen sind hier jedoch nicht auf eine einheitliche Position festgezurrt. Darin sind sich jedoch alle einig: es geht nicht nur um die Frage ethisch verantwortlicher Investments, sondern um die Frage der Regulierung der Finanzmärkte. Die gegenwärtigen Anstrengungen sind in der Tat unzureichend - dies betrifft sowohl die mangelnde Stringenz mit diese betrieben wird, als auch ihre nicht ausreichenden Mechanismen. Ich kann Ihnen versprechen, dass die Evangelische Kirche diese Entwicklung der Finanzmarktpolitik weiterhin sorgfältig beobachtet, ihre Einwände formuliert und an konstruktiven Lösungen mitarbeitet, wie sie es schon mit ihrem jüngsten Wort "Wie ein Riss in einer hohen Mauer" zur globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise tat.
Mit freundlichem Gruß
Katrin Göring-Eckardt