Katharina Schwabedissen
DIE LINKE
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Frage von Stephan H. •

Frage an Katharina Schwabedissen von Stephan H. bezüglich Finanzen

Ich habe Sie richtig verstanden, Sie wollen den Spitzensteuersatz von 53% ab einem Einkommen von 65000 EUR zu versteuern greifen lassen, also diesen Menschen bliebe ca. 31000 netto übrig. So, so. Also der Facharbeiter bei VW der über das Programm 5000 mal 5000 eingestellt wurde, der also 5000 EUR brutto ohne große Absetzmöglichkeiten hat, der soll also davon 2650 EUR Steuern zahlen PLUS ca 1000 EUR Sozialabgaben. Also hätte der mal knapp 1350 EUR für Miete, Strom, Heizung und Essen. Knapp, Knapp, meinen Sie nicht auch? DAS sind also schon "Spitzenverdiener"?
Klären Sie mich auf, meinen Sie das wirklich? Dann geh ich nicht mehr schuften, dann leb ich von H-IV, das ist ökonomischer!

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Hoppe,

wie ich bereits schrieb, werden im Steuerkonzept der Partei DIE LINKE alle entlastet, die weniger als 6.000 Euro im Monat verdienten. Die Schwelle zur Mehrbelastung liegt demnach bei 72.000 Euro im Jahr. Ca. 95% Prozent aller Einkommensbezieher (je nach statistischer Erhebungsmethode) verdienen weniger als 72.000 Euro im Jahr! Das Konzept der LINKEN ist damit zwar nicht im Interesse von 99% der Bevölkerung (so der Slogan der Occupy-Bewegung) aber im Interesse von 95% der Bevölkerung.

Wäre es möglich, dass Sie Grenzsteuersatz und Durchschnittsteuersatz verwechseln? Ein Grenzsteuersatz von 53% hat nicht zur Folge, dass von jedem verdienten Euro 53 Cent abgezogen werden. Da es einen Grundfreibetrag gibt, und zudem der Grenzsteuertarif linear ansteigt, liegt der Durchschnittssteuersatz weit darunter.

Ich habe einmal 72.000 Euro in den Brutto-Netto-Rechner von Spiegel-Online eingegeben (Single, konfessionslos). Die Gesamtbelastung (Steuern und Sozialabgaben) beträgt 43,7%. Die durchschnittliche Steuerbelastung hingegen nur 25,8%. Bedacht werden muss jedoch, dass die Steuerbelastung real, also nach Einkommensteuerjahresausgleich meist viel niedriger liegt, da diverse Ausgaben steuerlich abgesetzt werden können. Noch einmal: Bei einem Jahreseinkommen von 72.000 Euro, das aktuell mit einem Grenzsteuersatz von 42% besteuert wird, kommt es zu einer durchschnittlichen steuerlichen Belastung von 25,8%.

Sie sprechen das Modell 5.000 mal 5.000-Modell von VW an. Mit diesem Modell wurden vor über zehn Jahren 5.000 Mitarbeiter zum Gehalt von 5.000 Mark eingestellt. Wie gesagt: Mark und nicht Euro. Wenn wir die 5.000 Mark des Jahres 2001 in Euro umrechnen und eine jährliche Lohnerhöhung von 2 Prozent unterstellen, dann verdienen diese VW-Kollegen heute gut 3.100 Euro. Daher finde ich die Forderung der LINKEN nach einem Spitzensteuersatz von 53% ab 6.000 Euro für verhältnismäßig und gerechtfertigt.

Mit freundlichem Gruß

Katharina Schwabedissen