Frage an Karin Haas von Lorenz H. bezüglich Familie
Mich würde interessieren, wie Ihre persönliche Meinung zum Thema Kinderbetreuung ist. Wo sehen Sie die Schwerpunkte?
Und wann gehen eigentlich die Wahlbenachrichtigungen raus?
Sehr geehrter Herr Harms,
Kinderbetreuung ist für mich die Aufgabe der Familie und der gesamten Gesellschaft. Die Kinder brauchen den Rückhalt in der Familie, das kann die klassische Kleinfamilie sein, die alleinerziehende Mutter oder der alleinerziehende Vater oder eine Wohngemeinschaft. Sie sollten aber dazu ergänzend in der Gemeinschaft Gleichaltriger aufwachsen, um ihre Persönlichkeit allseitig zu entwickeln. Meiner Meinung nach sollte das so früh wie möglich geschehen, aber für unbedingt notwendig halte ich es ab dem 3. Lebensjahr. Denn in Krippen und Kindergärten können die Kinder zusätzlich in der Sprache, im handwerklichen und musischen Tun, in ihren kulturellen Erfahrungen und beim sozialen Miteinander begleitet und gefördert werden.
Krippen- und Kindergartenplätze müssen deshalb für alle Kinder flächendeckend ganztätig und kostenlos angeboten werden. Kita-Gutscheine für einige Stunden und Plätze vorrangig für erwerbstätige Eltern lehne ich ab, da dies für viele Kinder notwendige Entwicklungsmöglichkeiten beschneidet.
Ich selbst habe zwei Kinder groß gezogen und war in den 80iger Jahren froh, dass ich für beide einen ganztägigen Krippen- und Kindergartenplatz bekommen habe, allerdings nicht kostenlos. So konnte ich Berufstätigkeit und Kindererziehung gut vereinbaren, denn ich arbeite gern in meinem Beruf als Lehrerin und wollte auf Kinder nicht verzichten. Das ist für mich wichtig, um die Selbstbestimmung der Frau zu verwirklichen.
Durch die Ganztagsbetreuung konnte ich in Ruhe meine Arbeit tun und wusste meine Kinder gut betreut. Das geht aber nur, wenn die Gesellschaft genügend Krippen- und Kindergartenplätze zur Verfügung stellt, wie z.B. in Frankreich, wo weit über 90 % der Kinder versorgt sind.
Für mich war und ist es aber auch wichtig, dass die Krippen und Kindergärten nicht nur Aufbewahrungsorte sind, in denen die Kinder mit dem nötigsten versorgt werden, sondern eine neue Erlebnis- und Erfahrungswelt für die Kinder bieten, in der sie sich wohl fühlen. Die Kindergruppen dürfen nicht zu groß sein, damit genügend AnsprechpartnerInnen für die Kinder da sind und die Räume müssen ästhetisch und gemütlich gestaltet sein. Ich hatte Glück mit meinen Kindern, da ihre ErzieherInnen sehr engagiert waren und sich ständig fortgebildet haben, was den Kindern sehr zugute kam. Wichtig dabei war auch der gute Kontakt zwischen Eltern und ErzieherInnen, um die Kinder gemeinsam zu begleiten.
Ich bin der Meinung, dass die Besoldung für diese verantwortungsvolle Aufgabe heute viel zu gering ist. Der Beruf der ErzieherIn muss deutlich besser bezahlt werden, um die gesellschaftliche Wertschätzung dieser Tätigkeit zu verdeutlichen.
Für die Zukunft denke ich, muss die ErzieherInnenausbildung auf universitäres Niveau gestellt werden - wie die der LehrerInnen und SozialpädagogInnen - , in der Theorie und Praxis, fächerübergreifendes Arbeiten und interkulturelles Arbeiten integriert ist.
Zur Umsetzung dieser Aufgaben müssen im Hamburger Haushalt Prioritäten gesetzt werden, denn die Sorgfalt für unsere Kinder ist nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit, sondern auch des Zukunftsdenkens.
Ich hoffe, Sie können mit meiner Antwort etwas anfangen. Ihre Wahlbenachrichtigung haben Sie ja inzwischen erhalten. Ich würde mich freuen, wenn Sie mit Ihrer Stimme unsere Politik unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Haas