Frage an Karin Haas von Martin F. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Haas,
der Naturschutzverein Gesellschaft für ökologische Planung (GÖP e.V.) aus Hamburg hat ein Konzept entwickelt, wie ein UNESCO-Biosphärengebiet mitten in Hamburg entstehen könnte:
http://www.naturschutzverband-goep.de/ns/Biosph%C3%A4re.htm
Die Senatorin Blankau und der SPD-Senat lehnen dieses Konzept ab.
Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag?
Mit freundlichen Grüßen
M. F.
Sehr geehrter Herr F.,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich finde die Idee sehr gut, andererseits wundert es mich nicht, dass diese Idee bei Frau Blankau (und nicht nur bei ihr) auf Ablehnung stößt.
Ein solches von Ihnen geplantes Gebiet könnte praktisch überall in Hamburg entstehen, ja man könnte in Hamburg ein Netz solcher Gebiete ausweisen. Ich werde diese Idee sowohl in der Bezirksversammlung Nord als Abgeordnete als auch in der neu zu wählenden Bürgerschaft weiter verfolgen, ganz unabhängig davon, ob ich gewählt werde oder nicht.
Nach der Definition der UNESCO sind Biosphärengebiete "Modellregionen mit hoher Aufenthalts- und Lebensqualität, in denen aufgezeigt wird, wie sie Aktivitäten im Bereich der Wirtschaft, der Siedlungstätigkeit und des Tourismus zusammen mit den Belangen von Natur und Umwelt gemeinsam innovativ fortentwickeln können".
Das hört sich zunächst einmal an, als könne man in Hamburg die 'eierlegende Wollmilchsau' realisieren. Die Interessen der die Stadt beherrschenden und ihre 'ausführenden Organe', wie der SPD-Senat, sind nämlich eindeutig andere: die Stadt ist zum Eldorado für Hedgefonds und Investoren geworden, denen der Schutz der Natur völlig egal ist. Das gilt übrigens nicht nur für Belange des Naturschutzes allgemein und seine Bedeutung für den Menschen (Erholung, Luftreinigung, Kühlung in heißen Sommern) sondern in Hamburg speziell für das, was man zunächst gar nicht sehen kann, für den Schutz der zahlreich in Hamburg fließenden unterirdischen Gewässer (Gewässermanagement). So wird ("weil es technisch machbar ist") immer häufiger tief ins Grundwasser gebaut, ohne Rücksicht darauf, was mit dem anschließenden Wasserstau passiert. Wenn es zu nass wird, werden einfach Pumpen angeschlossen [Eppendorf, Winterhude, St. Georg, St. Pauli, Alsterdorf...). So werden auch Grünanlagen und Kleingärten einfach platt gemacht, um dort Wohnungen zu bauen, alter Baumbestand geopfert, um die Renditeerwartungen von Investoren nicht zu schmälern (Eppendorfer Markt, Hebebrandquartier, Pergolenviertel, Ochsenzoll, Gartenstadt etc. etc.). Und leitende MitarbeiterInnen der BSU machen das Spiel mit (siehe z.B. letzte Sitzung des Bürgerschaftsausschusses für Umwelt und den Auftritt von Frau Holl [BSU]).
M.a.W.: die Initiative zur Ausweisung eines Biosphärengebietes (oder besser mehrerer) mitten in Hamburg nach den UNESCO-Kriterien und dem entsprechenden Programm (MAB) könnte die EinwohnerInnen dieser Stadt weiter für die Belange einer 'lebenswerten Stadt' sensibilisieren, die direkte Demokratie stärken (denn anders ist es wohl kaum durchzusetzen) und eine Bremse für den weiteren Ausverkauf öffentlichen Grundes sein.
Im Wahlprogramm der LINKEn zur Bürgerschaftswahl (Seiten 45-50), aber auch im Parteiprogramm der LINKEn ab Seite 60) finden sich Ausführungen zu Ihrer Forderung Im Bürgerschaftswahlprogramm heißt es beispielsweise konkret: "Wir fordern deswegen, dass der Biotopverbund nicht nur die Naturschutzgebiete einbezieht, sondern auch geeignete Kern- und Verbindungsflächen sowie Verbindungselemente. Wenn im Konflikt zwischen Naturerhaltung und Marktinteressen immer mehr Markt gewinnt, wird es in der Konsequenz keine Grundlagen für einen wirkungsvollen Natur- und Artenschutz mehr geben.“
Viele Grüße
Karin Haas