Portrait von Julia Schneider
Julia Schneider
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
94 %
16 / 17 Fragen beantwortet
Frage von Ioanna B. •

Wie möchten Die Grünen die Obdachlosigkeit in Berlin begegnen?

Liebe Frau Schneider,
ich finde es immer wieder schrecklich in den öffentlichen Verkehrsmitteln Obdachlose zu erleben. Und auch auf der Straße. Wie möchten die Grünen dieses Thema angehen?

Portrait von Julia Schneider
Antwort von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sehr geehrte Frau B., danke für Ihre Frage und Ihr damit verbundenes Interesse am Kampf gegen die Obdachlosigkeit. Das Europäische Parlament hat die EU und die Mitgliedstaaten aufgerufen, Obdachlosigkeit bis 2030 zu beenden.

Wohnungs- bzw. Obdachlosigkeit kann viele von uns treffen. Zunehmend mehr trifft es Menschen aus der „Mitte“ der Gesellschaft jeglicher Herkunft: Junge Heranwachsende, Familien, Rentner*innen nach einem langen Arbeitsleben und Frauen; hinzukommen verschuldete Menschen, Menschen nach Trennung / Scheidung, Suchtmittelabhängige, psychisch Kranke, Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderungen und EU-Bürger*innen. Sie verlieren z.B. ihre Wohnung, weil die Mieten in Berlin durch die Decke gehen oder nicht vom Jobcenter übernommen werden, weil viele Menschen trotz Arbeit arm sind, sie in der Krise sind und „abtauchen“ und ihre Post schon länger nicht mehr öffnen, Hilfsangebote nicht kennen oder sich schämen, diese in Anspruch zu nehmen.

Ein wichtiger Ansatz gegen die Obdachlosigkeit ist housing first - d.h. Menschen müssen zuallererst in Wohnraum kommen, bevor weitere Missstände angegangen werden. Weiterhin ist die soziale und psychologische Beratung und Betreuung von Menschen mit Bedarf auszuweiten.

Dafür setze ich mich ein:
• Schnellere Bearbeitung von Wohngeldanträgen
• Verlässliche Anlaufstellen für EU-Bürgerinnen
• Finanzierung von Übersetzerinnen
• Garantierte Plätze im Frauenhaus
• Schulung von Einsatzkräften für psychische Erkrankungen
• Mehr Sozialwohnungen & ein stärkeres Mietrecht

Da ich mich seit meiner Jugend mit dem Thema Obdachlosigkeit beschäftige und in der Vergangenheit immer wieder Anlaufstellen für Obdachlose besucht habe und mit den Menschen direkt vor Ort ins Gespräch gekommen bin, weiß ich, dass Obdachlosigkeit die Menschen zeichnet und viele Maßnahmen notwendig sind, um zu helfen.

Eine scheinbare Kleinigkeit möchte ich noch mitgeben: Wer als obdachloser Mensch im ÖPNV unterwegs ist oder am Straßenrand sitzt, erlebt häufig Gewalt und Anfeindungen, ebenso Ignoranz. Zivilcourage und ein menschenwürdiger Umgang miteinander -das bedeutet auch, ein Blickwechsel, nicht Wegschauen!- sind gerade im immer raueren gesellschaftlichen Klima sehr wichtig!

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Julia Schneider
Julia Schneider
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN