Frage an Julia Klöckner von Inken H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Klöckner,
ich beziehe mich auf Ihre Mail an Frau Petras, die mich doch ein wenig verwundert hat.
Da Sie bereits die zweite Abgeordnete sind, von der ich den 2. Absatz in Ihrer Mail lesen muss, gehe ich davon aus, dass es sich „mal wieder“ um einen Standardtext handelt, wodurch allerdings die Aussage nicht zutreffender wird.
Sowohl dem letzten Lagebericht des FLI vom 15.10.07 als auch weiteren Meldungen kann ich bei den von Ihnen genannten Ländern keinen Fund bei Wildvögeln entnehmen.
Teilweise (China, Ghana, Malaysia, Myanmar, Togo) datieren die letzten Meldungen von Juni bis September. Indien gilt seit dem 07.11. als vogelgrippefrei!
Lediglich von Afghanistan, Bangladesch und Pakistan habe ich aktuelle Meldungen von Oktober/November gefunden, wobei es sich in Bangladesch und Pakistan um Ausbrüche in Farmen handelt, in Afghanistan um Hausgeflügel.
Worauf stützen Sie Ihre Behauptung, dass sich H5N1 durch Wildvögel verbreitet?
Ist Ihnen bekannt, wie sich der Verstorbene in Indonesien angesteckt hat?
Das einzige, was ich in Erfahrung bringen konnte, war, dass er ein infiziertes Huhn zubereitet hat. Stammt das Huhn evtl. von einer Farm?
Sowohl auf Rügen als auch in Wermsdorf (im Zuge einer Jagd) hat man trotz intensiver Wildvogel-Untersuchungen keine infizierten Vögel gefunden. Mir ist es ein Rätsel, wie man bei nicht gefundenen infizierten Wildvögeln nach wie vor von einem hohen Risiko durch Wildvögel ausgehen kann. Vielleicht können Sie mir diese „höhere“ Mathematik erklären?
Sodann bin ich noch über Ihre Antwort an Herrn Lüttwitz „gestolpert“ bzgl. „Verbraucherschutz und Vermarktung“.
Im Fernsehen wurde kürzlich erwähnt, dass nur 19 % der Gänse aus Deutschland kommen, also 81 % importiert werden, während – wie ich anderen Berichten entnehmen konnte – die deutschen (noch) Freilandgänsehalter die Nachfrage nicht decken können.
Warum wird hier den vom Verbraucher gewünschten Freilandprodukten von Seiten der Politik entgegen gewirkt?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrte Frau Hansen,
Sie sind mit dem Schreiben vom 14. November 2007 meines Kollegen MdB Vogel schon darauf hingewiesen worden, dass das stichprobenartige Wildvogel-Monitoring nur eine begrenzte Aussagekraft hinsichtlich einer möglichen Erregerfreiheit besitzt. Insofern kann auch die Untersuchung von bei einer Jagd getöteten Wildvögeln nicht endgültige Sicherheit bringen, zumal, wenn man bedenkt, dass man auf dieses Art und Weise nur einen Bruchteil der Zugvögel untersuchen kann. Wenn auch der Wildvogelzug inzwischen weitgehend zum Erliegen gekommen ist und die Meldungen über Vogelgrippe sichtlich zurückgegangen sind, wurde dennoch am 15. Dezember 2006 ein Fall aus Großbritannien gemeldet: Dort ist auf einem Freiland-Geflügelbetrieb in der Nähe der englischen Grafschaft Norfolk der H5N1-Virus aufgetreten.
Staatliche Veterinäre bezeichneten gegenüber der Presse das Hygienemanagement der Freilandlandbetriebe als unzureichend. Insbesondere hätte man – trotz Warnungen der Veterinärverwaltung – das Freilandgeflügel nicht von einem See auf dem Farmgelände ferngehalten. Die Betriebsinhaber sagten, dass man versucht habe, die Freilandputen von Wildvögeln fernzuhalten. Dies sei aber nicht immer gelungen und es hätten sich immer wieder Wildvögel unter die Puten gemischt. Um die Ausbreitung des H5N1-Virus zu verhindern, sollten 45.000 Bio-Gänse in Freilandhaltung getötet werden. Ob dies wirklich geschehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Da Sie auch über andere Schreiben „stolpern“, haben Sie in dem Schreiben von MdB Vogel auf das Schreiben an Frau Petras vom 31. Oktober 2007 entnehmen können, dass die neue Geflügelpest-Verordnung deutlich erleichterte Kriterien beinhaltet, nach denen die zuständigen Behörden Ausnahmen von der Aufstallung genehmigen kann und dass schon in der Vergangenheit weiträumig Ausnahmen genehmigt worden und damit die Haltung von Geflügel im Freien in vielen Teilen Deutschlands ermöglicht war.
Beste Grüße,
Julia Klöckner