Frage an Jürgen Walter von Matthias H. bezüglich Verkehr
1.) Sind sie für oder gegen Stuttgart 21?
2.) Sind Sie für oder gegen das bestehende mehrgliedrige Schulsystem?
Sehr geehrter Herr Haussknecht,
Ich lehne Stuttgart 21 ab. Nicht zuletzt das Schlichtungsverfahren hat gezeigt, dass Stuttgart 21 (das angeblich „best geplante Projekt“) keine Verbesserungen für den Hauptbahnhof und für den Schienenverkehr in Baden-Württemberg bringt, so wie wir Grünen uns dies wünschen: bessere und schnellere Verbindungen im Berufsverkehr, Verwirklichung eines integralen Taktfahrplans (Beispiel: Schweiz), Ausbau des Schienenverkehrs in der Fläche u.a. mehr. Mit der Verwirklichung von Stuttgart 21 fehlt das Geld für andere, dringendere Bahnprojekte, um nur den für den Personen- und Gütertransport wesentlich wichtigeren Ausbau der Rheintalstrecke zu nennen. Zudem wurden bei der Planung Baukostenrisiken systematisch unterschätzt, nur um das Prestigeprojekt durchzusetzen. In nicht allzu ferner Zeit käme mit der Aufdeckung von riesigen Mehrkosten das böse Erwachen!. Die Alternative „Kopfbahnhof 21“ kostet weniger, leistet mehr und würde alle ökologischen und geologischen Risiken von Stuttgart 21 vermeiden.. Und auch die Schlichtung hat gezeigt: K21 ist eine machbare Alternative, die selbst dann noch billiger ist, wenn man die Ausstiegskosten aus Stuttgart 21 hinzu rechnet. Entscheiden sollen die Bürgerinnen und Bürger. Im Falle einer Regierungsbeteiligung nach dem 27. März wollen wir Grünen die Bürgerinnen und Bürger über Stuttgart 21 entscheiden lassen.
Das gegliederte Schulsystem wird der komplexen Lern- und Lebenssituation der Kinder nicht gerecht. Ich stehe für einen offenen Bildungsweg mit einem Angebot, bei dem alle Schüler - starke wie schwache - nach ihren individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen gefördert werden. Das schließt ein gemeinsames Lernen über die 4. Klasse hinaus ein. Das frühe Aufteilen der Kinder auf verschiedene Schularten nach der 4. Klasse erzeugt bei vielen Kindern Versagensängste, entmutigt sie und hat negative Auswirkungen auf ihr Lernverhalten. Auch für viele Eltern ist die frühe Selektion der pure Stress! Die Grundschulempfehlung hängt in hohem Maße von der sozialen Herkunft der Kinder ab, also auch davon, wie sie zuhause gefördert werden können, und wird ihrem kognitiven Potential oft nicht gerecht. Das ist ungerecht und lässt viele Talente ungenutzt. Ich bin daher für fließende Grenzen im Schulsystem. Grundsätzlich aber muss Schule von unten wachsen. Schulen und Kommunen müssen mehr Freiheiten bekommen, denn diese wissen, was für ihre Kinder das Beste ist.
Mit schönen Grüßen
Jürgen Walter